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WSJ-Bericht

Deutsche Behörden wussten offenbar im Vorfeld von Anschlagsplänen auf NordStream-Pipeline

Laut einem Bericht des Wall Street Journal wussten deutsche Behörden schon vor dem Anschlag auf Nordstream 2 von ukrainischen Sabotage-Plänen. Demnach gab es im Vorfeld entsprechende Warnungen vom amerikanischen Geheimdienst CIA.

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Am 26. September wurde das erste Leck an einer Pipeline von Nordstream 2 entdeckt (Symbolbild). In der Folge stiegen die Energiepreise in Deutschland.

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Die deutschen Behörden wussten laut Wall Street Journal von ukrainischen Anschlagsplänen auf Nord Stream 2. Demnach habe der niederländische Geheimdienst MIVD im Juni die amerikanischen Kollegen von der CIA über etwaige Anschlagspläne informiert. Der US-Geheimdienst habe daraufhin deutsche Regierungsbeamte gewarnt, schreibt das WSJ unter Berufung auf US-amerikanische und deutsche Beamte.

Die CIA soll zudem den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert haben, die offenbar von ukrainischen Beamten geplante Mission zu unterbinden. In Kiew bestreitet man eine Beteiligung an dem Sabotageakt vehement. Laut dem ukrainischen Regierungsberater Mychailo Podoljak sei ein solches Manöver nicht ohne massive finanzielle sowie militärische Mittel möglich gewesen.

„Und wer hatte all das zum Zeitpunkt des Anschlags? Nur Russland“, erklärte er der Medienagentur Reuters. Im Widerspruch dazu stehen allerdings die neuesten Erkenntnisse der WSJ-Recherche. Demnach beliefen sich die Kosten auf etwa 300.000 Dollar. Für die Operation habe man ein kleines Segelboot gechartert, das mit sechs Personen besetzt war. Unter der Besatzung befanden sich zivile Taucher mit entsprechender Ausbildung, darunter aber auch eine Frau.

Hierdurch sollte der Anschein einer harmlosen Freizeitgruppe erweckt und von den tatsächlichen Absichten abgelenkt werden (Apollo News berichtete). „Ich muss immer lachen, wenn ich die Spekulationen der Medien über eine große Operation mithilfe des Einsatzes von Geheimdiensten, U-Booten, Drohnen und Satelliten lese“, teilte ein angeblich an dem Sabotageakt beteiligter ukrainischer Offizier dem WSJ mit.

In weiteren Gesprächen mit führenden ukrainischen Verteidigungs- und Sicherheitsbeamten habe das WSJ zudem feststellen können, dass ebendiese Regierungsbeamten direkt an dem Anschlag beteiligt waren oder zumindest von den Sabotage-Plänen wussten. Während der Tathergang von polizeilichen Ermittlungen in Deutschland bereits überwiegend bestätigt wurde, haben die deutschen Beamten noch keine Beteiligung der ukrainischen Regierung bestätigt. Auch der ukrainische Geheimdienst, SBU, verneint nach wie vor eine Regierungsbeteiligung.

Wie das WSJ berichtet, kritisierte Selenskyj intern den für die Aktion zuständigen General Zaluzhniy, doch der sagte Selenskyj, dass das Sabotageteam nach der Entsendung nicht mehr erreichbar sei. Man könne es nicht zurückrufen, denn jeder Kontakt mit ihnen könne sie auffliegen lassen. „Ihm wurde gesagt, es sei wie ein Torpedo – wenn man ihn einmal auf den Feind abgefeuert hat, kann man ihn nicht mehr zurückziehen“, sagte laut WSJ ein hochrangiger ukrainischer Offizier.

Die Nord Stream-Sprengung am 26. September war der schwerste Angriff auf kritische Infrastruktur in der Geschichte der Bundesrepublik. In den vergangenen Monaten hatte die Generalbundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich gerissen und mit Hochdruck nach einem ukrainischen Tauchlehrer gefahndet, der an dem Anschlag beteiligt gewesen sein soll. Wolodymyr Z. soll demnach zuletzt in Polen gelebt haben, hat das Land wohl aber verlassen und ist so dem europäischen Haftbefehl, der gegen den Tauchlehrer vorliegt, entgangen, berichtet der Spiegel.

In den vergangenen Jahren war mehrfach über eine Beteiligung eines Auslandsgeheimdienstes spekuliert worden. Russische, ukrainische, polnische und auch US-amerikanische Behörden wurden immer wieder in den Fokus gerückt. Sollten sich die zentralen Erkenntnisse der WSJ-Recherche bestätigen, stünden aber vor allem das ukrainische Militär und die deutschen Behörden unter Druck. Dann müsste auch die Frage gestellt werden: Haben deutsche Behörden die Sprengung durch eigene Zurückhaltung ermöglicht?

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