„In einer Stadt ist der gesamte Erdkreis zugrunde gegangen“ schreibt Hieronymus in einem Brief im Jahr 410; beim Diktieren würde sich Schluchzen in seine Stimme mischen. Das „strahlendste Licht aller Länder“ sei ausgelöscht. Alarichs Goten hatten Rom geplündert. In der zeitgenössischen Rezeption ist diese Nachricht gleichzeitig unvorstellbar und der Vorbote einer Dunkelheit, die die Welt umspannen wird. Roms merkwürdiger Tod ist bis heute eines der vielleicht größten Rätsel der Geschichte. Auch für Zeitgenossen war der Tod des eigentlich ja gottgegebenen, unsterblichen, unfehlbaren Imperiums nicht weniger rätselhaft; sie verstanden ihn vermutlich noch weniger als wir heute.
Seit im Jahr 146 v. Chr. Karthago im dritten punischen Krieg zerstört wurde, war das römische Reich unangefochtenes Imperium seiner Welt. Bis zum Ende Westroms sind das immerhin 588 Jahre. Das ist eine längere Zeitspanne als seit dem Untergang Ostroms mit dem Fall von Konstantinopel von heute aus gerechnet vergangen ist. Und doch fiel Rom – warum?
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Es gibt unzählige Theorien: die allgemeine Dekadenz ist sprichwörtlich geworden, aber auch Korruption, Klassengegensätze, Zerstrittenheit und Inflation sollen herhalten. Während ältere Forschung vor allem die inneren Schwächen als ursächlich betrachtet, will die neuere Forschung die allgemeine Bedeutung Roms und des Bruchs danach eher relativieren und kleinreden.
Schon die Plünderung der Stadt Rom zeigt uns drei interessante Punkte: Nicht nur Alarich, Führer der Goten, war germanischer Abstammung, sondern auch sein römischer langjähriger Widersacher Stilicho. Zweitens war es eine der zivilisiertesten Plünderungen, die eine Stadt gesehen hat. Die christlichen Westgoten verschonten christliche Tempel, ihr Anführer Alarich marschierte bereits zum vierten Mal auf Rom, dreimal verzichtete er darauf, die Stadt einzunehmen, und forderte stattdessen lediglich Rechte für sein Volk und Privilegien für sich.
Erst als ihm das verwehrt wurde, ordnete er zögerlich die Plünderung an. Und drittens: Der Fall der Stadt kam für römische Verhältnisse sehr plötzlich. Im Jahr 376 – 34 Jahre vor der Plünderung – schien das Reich fast noch auf dem Höhepunkt seiner Macht. Vom Hadrianswall an der Grenze zu Schottland bis ins heutige Syrien, von der Atlantikküste Afrikas bis ans Schwarze Meer, beherrschte ein mächtiger bürokratischer und militärischer Apparat für diese Zeiten unvorstellbare 70 Millionen Menschen.
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Der britische Historiker Peter Heather zeigt, dass die innere Verfassung des römischen Reichs im Jahr 376 nach Christus jedenfalls besser war als vielfach angenommen. Trotz der aufwändigen Perserkriege und der deutlichen Erhöhung der Steuern florierte im 4. Jahrhundert die Landwirtschaft. Auch die Romanitas, das römische Selbstverständnis in Kultur und Bildung, war ungebrochen. Immer noch galt es als höchste Form der Moral, die klassische Erziehung zu genießen, bei der man jahrelang komplexes Latein lediglich auf Basis von vier Autoren lernt. Auch das römische Heer war nicht geschrumpft und seine Kampfkraft schien weiterhin hoch.

Das Imperium hatte sich in vielfacher Hinsicht transformiert – von der Republik zum Kaiserreich; man hatte sich von den alten Göttern ab- und dem Christentum zugewandt; schließlich wurde die Macht unter verschiedenen Herrschern aufgeteilt und das Reich damit in eine Ost- und Westhälfte geteilt. Das eigentliche Zentrum ist längst nicht mehr Rom – die Kaiser sitzen in Konstantinopel oder Trier, Mailand oder Ravenna. Vom nach Außen gekrempelten Imperium ist die Rede – das Imperium hat derart unvorstellbare Ausmaße, dass sich die Kaiser einen Sitz in der Nähe der Grenzgebiete zulegen mussten, weil diese kritischen Bereiche aus Rom nicht hätten koordiniert werden können.
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Doch keiner dieser Faktoren scheint das Reich wirklich stark beeinträchtigt zu haben – das Christentum ersetzte die alten Götter fast reibungslos und wurde ohnehin stark romanisiert, das heißt an die Erzählung und Ideologie des Reiches angepasst. Die Teilung war eine bürokratische Notwendigkeit – es bedurfte monatelanger Reisen, um überhaupt nur Informationen von einem Teil in einen anderen des Reiches zu bringen. Genauso erklären sich die neuen Hauptstädte – dieses Reich war mit damaligen Mitteln nicht mehr aus Rom heraus regierbar. Oft werden die Varusschlacht oder der Brand Roms unter Nero bereits als Vorboten des Untergangs gedeutet – dafür gibt es allerdings wenige faktische Anhaltspunkte.
Insofern ist zu Beginn der Frage nach dem Untergang Roms zunächst festzuhalten: Das eigentlich Bemerkenswerte ist, wie lange und wie konstant Rom in der Lage war, sein Reich auf einem konstanten Niveau zu erhalten und verschiedene Transformationen unbeschadet zu bewältigen. Der blitzartige Untergang wird dadurch allerdings umso rätselhafter.
Der Hunnen-Schock
Die unmittelbare Abfolge ist brachial. Im Jahr 376 tauchten die Terwingen und Greutungen (später nennt man sie Westgoten) an der Donau auf, etwa 200.000 Menschen mit Frauen und Kindern schätzt man – sie bitten um Einlass ins Reich. Es ist ein Schock. Der östliche Kaiser Valens bereitet sich gerade auf einen Feldzug in Persien vor und hat sich bereits zu eindeutig nach Osten orientiert. Vermutlich äußerst widerwillig stimmt er zu, die Terwingen ins Reich zu lassen – die Greutungen allerdings sollen nördlich der Donau bleiben, er will die Gruppen spalten.
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Valens allerdings verzichtet auf die totale Unterwerfung der Terwingen, was sonst üblich gewesen wäre. Es endet schnell in einem Desaster: Von Anfang an agieren Terwingen und Greutungen gemeinsam, die Terwingen verlangsamen ihren Marsch, sodass sie den Greutungen ihrerseits den Gang über die Donau ermöglichen. Die lokale Elite arrangiert sich nicht mit den Migranten und schnell entsteht Versorgungsknappheit bei diesem ganzen Volk auf Wanderschaft. Es kommt zum Krieg zur ungünstigsten Zeit.
Valens muss einen überhasteten Frieden mit Persien aushandeln, um seine Truppen auf den Balkan zu richten, eine Verstärkung aus Westrom wird aufgehalten, weil es auch am Rhein brodelt. Schließlich kommt es bei Adrianopel zum historischen Desaster: Ein römisches Heer wird vernichtend geschlagen. Schon das ist seit Jahrhunderten undenkbar – der Sieg Roms ist nach damaliger Ideologie Gottes Wille. Schließlich gerät der Balkan unter Kontrolle der Goten, alle darauffolgenden Entwicklungen werden durch das ungelöste Gotenproblem verursacht oder zumindest dramatisch verschärft.
Die Ursache dieses Desasters ist das plötzliche Auftauchen der Hunnen auf dem europäischen Schauplatz – jenes analphabetische Reitervolk, über das wir aus diesem Grund bis heute kaum etwas wissen, weder zur inneren Beschaffenheit noch zur Herkunft. Fakt ist, dass sie im vierten Jahrhundert aus der eurasischen Steppe nach Osteuropa kommen. Ihre überlegene Kampfkraft – unter anderem durch einen übergroßen Bogen – löst die Völkerwanderung aus und treibt ganze germanische Stämme ins Römische Reich.
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Ein letzter Triumph und der unaufhaltsame Strudel
Nach dem Festsetzen der Goten auf dem Balkan gibt es kein Halten mehr: Auch die Westgrenze wird überschritten. Immer weitere germanische Völker fliehen vor den Hunnen und dringen mit der Macht der Verzweiflung auf römisches Staatsgebiet. Die Vandalen ziehen durch Gallien, nehmen sich Spanien. Angeheizt durch weitere interne Machtkämpfe und Usurpationsversuche kollabiert das Westreich in rasender Geschwindigkeit.
Doch die eigentliche Katastrophe ist noch nicht die manierliche Plünderung Roms durch Alarichs Goten im Jahr 410, die das Reich noch einigermaßen übersteht. Es ist die Eroberung Nordafrikas durch die Vandalen 429. Die nordafrikanischen Provinzen waren die reichsten des Westreichs und versorgten insbesondere die Stadt Rom mit Getreide; als das verloren ging, war der westliche Teil des Reiches kaum mehr handlungsfähig. Ab dann konnte das Reich die Armee nicht mehr voll unterhalten, die notwendig gewesen wäre, um die multiplen Krisenherde dauerhaft zu befrieden.
Ab dem Eintritt der Goten ins Reich musste die römische Führung einen Paradigmenwechsel vornehmen – war zuvor die einmalige Stärke des Reiches, alle Völker und Einwanderer vollständig zu romanisieren und in die Kultur und Lebensweise des Reiches zu integrieren, sie vollkommen zu unterwerfen, so agierte das Reich jetzt vielmehr mit einer Strategie der Eindämmung. Dabei war die römische Führung nicht unbedingt ungeschickt.
In der Spätphase des Reiches brachte allein das Westreich mit Stilicho, Constantius III. und Flavius Aëtius drei Heerführer hervor, deren Handeln als relativ fähig und strategisch klug angesehen werden kann und denen es jeweils gelang, eine Gemengelage an der Grenze der Anarchie in ein kurzfristiges Gleichgewicht zu bringen. Rom hatte seine innere Kraft auch hier noch nicht verloren – immer wieder gelang es, die eingewanderten Völker einzudämmen und unterzuordnen und auch zahlreiche Bürgerkriege und Usurpationsversuche beizulegen. Als um das Jahr 450 die Hunnen unter Attila selbst mit einer gewaltigen Horde, auch aus unterworfenen Germanen, ins Reich einfielen und Gallien und Norditalien plünderten, gelingt Heerführer Aëtius ein letzter Triumph, der scheinbar unbesiegbare Hunnenkönig – die „Geißel Gottes“ – wird vom römischen Heer geschlagen.
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Attila stirbt, sein Reich zerfällt – es ist eine Ironie der Geschichte, dass das geschwächte, sterbende Westrom das Reich der Hunnen (dessen Aufstieg Rom letztlich zu Fall brachte) überlebt hat. Dreimal versucht Westrom dann, die strategisch entscheidenden Provinzen Nordafrikas, die Kornkammern des Reiches, zurückzuerobern. Und auch Konstantinopel ist bereit, mit enormen Mitteln zu unterstützen.
Schließlich investiert Konstantinopel noch im Jahr 468 fast die gesamte Staatskasse für die Aufstellung einer Armee, die auf über 1.000 Schiffen nach Nordafrika segeln soll. Ein Sieg dieser Flotte in Afrika hätte durchaus eine Stabilisierung des weströmischen Reiches zur Folge haben können. Stattdessen folgt die endgültige Niederlage auf See gegen die Vandalen. Acht Jahre später wird der letzte Kaiser Romulus Augustulus abgesetzt, der oströmische Kaiser Leon erkennt die Herrschaft Odoakers als König von Italien an. Im Jahr 476 ist alles aus.
Rom fehlten zwei Dinge: Friedlicher Machtwechsel und wirtschaftliche Eigendynamik
Im Ergebnis lassen sich vor allem zwei innere Schwächen Roms aufzeigen, die unzweifelhaft sind. Der erste ist die Schwäche des politischen Systems: Die Kaiserwürde und insbesondere der Machtwechsel war nicht klar geregelt und nach fast jedem Machtwechsel, auch in der Spätphase, folgte ein jahrelanger Machtkampf mit jeweils blutigen Auswirkungen. Nur in kleinen dynastischen Episoden war der friedliche Machtwechsel möglich.
Auf der anderen Seite ist die unter anderem von Max Weber gezeigte wirtschaftliche Schwäche des Reiches entscheidend. Während man in den Spitzen zwar zu unglaublichen Leistungen imstande war – vom Straßenbau, über Aquädukte zu Zentralheizungen – gelang es nicht, die Landwirtschaft in schwerem Boden zu intensivieren.
Die Landbevölkerung lebte nahe der Subsistenz in relativer Stagnation, weswegen das Aufrechterhalten der urbanen Spitzen und des gewaltigen Heeres eine Kraftanstrengung war, die das Reich immer schon latent überforderte. Allein um die Stadt Rom zu versorgen, war ein riesiges, anfälliges logistisches System über das gesamte Mittelmeer notwendig. Gerade in Krisenzeiten waren die Regierungen stark eingeschränkt: Die Mobilisierung neuer Truppen gegen die Perser im dritten Jahrhundert brachte das ganze Reich durch starke Steuern und Inflation stark unter Druck; als die Völkerwanderung begann, fehlten Westrom schlichtweg die Mittel, eine Armee von ausreichender Größe zu mobilisieren.
Hintergrund dieser systematischen Schwäche des Reiches war die Wirtschaftsstruktur – obwohl Rom durch unter anderem das Bankwesen als Ursprung des Kapitalismus gilt, war das Reich insgesamt eine Kommandowirtschaft, bei der der Staat willkürlich eingriff, Preise festsetzte und Privilegien verteilte. Reichtum entwickelte sich weniger durch unternehmerischen Erfolg als durch politische Macht oder militärische Leistungen. Die Gesamtproduktivität war nicht hoch genug, um die erforderliche Kraft aufzubringen, dieses riesige Reich in derartigen Krisen zu stabilisieren.
Und militärisch war Roms Überlegenheit allein auf Basis von guter Ausbildung und besserer Logistik begründet, technisch war der Vorsprung gering und glich sich durch zunehmende Adaption durch Germanen immer weiter aus.

Diese Schwächen sind neben den offenkundigen Begrenzungen durch die Zeit (keine Kommunikation, extrem lange Wege) entscheidende innere Faktoren. Sie sind allerdings nicht unbedingt aus sich heraus stärker geworden – diese Schwächen konnte man bis zu einem gewissen Grad über die Jahrhunderte wegstecken, als das System allerdings unter zu großen äußeren Stress gesetzt wurde, fehlten die Ressourcen, diese Krisen zu überwinden.
Rom überschätzte sich selbst – doch es hätte auch anders kommen können
Im Ergebnis bringt die Frage nach dem Römischen Reich allerdings eher etwas, wenn man sie umdreht: Nicht die Frage, warum Rom nach Jahrhunderten in einer epochalen Situation wie der Völkerwanderung unterging, bedarf einer Erklärung, sondern wie sich dieses unwirkliche Gebilde so lange halten konnte. Die Vormachtstellung war seit jeher weitaus geringer als etwa der militärische Vorsprung Europas gegenüber seinen Kolonien. Der Erhalt des Reiches war eine permanente gigantische Kraftanstrengung, die lediglich darauf basierte, dass der Erhalt Roms und der Zivilisation der zentrale gesellschaftliche Wert seiner Zeit war.
Die römische Gesellschaft hat eine bis heute eigentlich unerreichte Fähigkeit zur kulturellen Durchsetzung und Konsistenz erreicht. Über Jahrhunderte gelang es, Generationen mit römischer Kultur und Bildung und einem spezifischen Wertegerüst gleichbleibend zu formieren und dieses ganz spezifische Lebensmodell über ganz Europa auszuweiten. Selbst als Rom gefallen war, versuchten viele Provinzen und selbst barbarische Staaten die römische Lebensweise weiter nachzuahmen, was allerdings nicht gelang.
Andererseits wirkt der Untergang Roms weitaus weniger determiniert und als historisch unabwendbarer Zyklus als es uns oft von Konservativen wie von Sozialisten dargestellt wird. Der Fall Roms erscheint vielmehr wie eine Verkettung von historischen Ereignissen, die auch anders hätten kommen können – von Zufällen und wenigen Entscheidungen einzelner Personen. Die Urkatastrophe nach dem Übertritt der Goten über die Donau 476 hätte anders verlaufen können: Kaiser Valens wartete in der Schlacht von Adrianopel nicht auf die bereits heranrückende Verstärkung aus dem Westreich, weil er die Stärke des Gegners falsch einschätzte und weil er – eifersüchtig auf seinen Kollegen im Westen – selbst den Ruhm alleine einheimsen wollte. Eine andere Entscheidung hätte die Goten-Krise hier durchaus anders entscheiden können – stattdessen war die Goten-Gefahr ein Virus in der Struktur des Reiches, die letztlich alle weiteren Krisen hervorrief.
Wäre der relativ fähige faktische Herrscher des Westreichs Aëtius nicht vom de jure Kaiser Valentinian III. ermordet worden, weil er dachte, dass er den Führer nicht mehr bräuchte, nachdem das Hunnenreich zerfallen war, hätte es keinen zermürbenden Machtkampf gegeben, während sich die Germanen weiter über das Reich hermachten. Bei anders stehendem Wind wäre die Flotte, die Nordafrika den Vandalen entreißen sollte, angelandet, und das Unterfangen hätte das wirtschaftliche Rückgrat des Westreiches wiederhergestellt. Lediglich gut 50 Jahre nach dem Fall Westroms gelang es dem oströmischen Kaiser Justinian, alle Feinde wieder niederzuwerfen, Nordafrika von den Vandalen zu befreien und schließlich Rom selbst – allerdings schien die Substanz da schon zerstört. Immer wieder also waren die römischen Streitkräfte prinzipiell in der Lage, das Schlachtfeld zu dominieren.
Marx meint, die Geschichte reimt sich. Aber der permanente Versuch, Wiederholungen und Muster in der Geschichte zu erkennen, ist oft übertrieben. Für jeden alternativen Verlauf der Geschichte lässt sich immer ein Muster finden – im Rückspiegel ist alles eingebettet in einen größeren Sinnzusammenhang, lässt sich alles in ein Schema pressen. Im Falle von Rom haben dieses Bild Zeitgenossen schon selbst produziert: Weil in der römischen Ideologie das Reich und Gott quasi wesensgleich sind, ist eine Niederlage nicht zu erklären, außer in der moralischen Unvollkommenheit eines Anführers oder des ganzen Volkes und der Strafe des Himmels. Das muss nicht stimmen. Geschichte passiert eben doch – und die Rolle des Individuums und einzelner Entscheidungen sind ausschlaggebend.
Man könnte sagen: Der Firnis der Zivilisation ist weitaus dünner und die Macht von Imperien ist weitaus geringer als oft angenommen. Lediglich aufgrund einer langen Geschichte hielten die Römer sich (und halten auch wir sie) für unter normalen Bedingungen unbesiegbar. Das waren sie aber nie. Die Zivilisation wurde immer wieder aufs Neue vor existenzielle Bedrohungen gestellt, die man immer wieder mit gewaltigen Kraftanstrengungen bestreiten musste. Die Gefahr des Untergangs lag dabei immer in der Luft und wenige Fehler und Umstände reichten aus, um das Reich zu stürzen. Und dann konnte es plötzlich sehr schnell gehen. Denkt man darüber nach, wird die kulturelle und gesellschaftliche Stärke Roms eigentlich nur umso bemerkenswerter.
Die postmodernen Versuche, die historische und zivilisatorische Kraft und Bedeutung Roms kleinzureden, scheitern vollkommen. Auch neuere Forschung muss den dramatischen Abfall von Bildung und Zivilisation nach Roms Fall anerkennen.
Man könnte allerdings auch sagen: Römische Ideen und Ideale waren derart kraftvoll, dass sie über viele Wege – der Kirche, der Renaissance, der Aufklärung – irgendwie doch überlebten. Bedenkt man, dass sich der Patriotismus und das Selbstverständnis der Römer niemals in erster Linie auf den Staat, sondern auf die Idee des Römertums bezog, könnte man auch sagen, dass ihre Zivilisation im modernen Westen überlebt hat und eigentlich nie ganz untergegangen ist.

Die Grundlage vernünftiger Politik ist ein realistisches Verständnis der Geschichte. Apollo Chronik erscheint jeden Samstag – und bietet statt post-kolonialer Mythen die Fakten zur Geschichte des Westens.
Soweit mir das in Erinnerung ist haben die Römer alles und jeden unterworfen oder es versucht. U.a. auch die Goten. Und die haben dann von innen die Römer zu Fall gebracht.
Kann uns also nicht passieren, denn wir unterwerfen ja niemanden sondern ergeben uns direkt kampflos!
Ich freue mich auf das Kalifat Doofland, denn dann wird der woke Wahnsinn ein Ende haben.
Noch besser wäre es allerdings, wenn Putin hier einmarschieren würde und die Woken und Kulturbereicherer bis zur Atlantikküste verscheuchen würde.
Ach Gottchen, meinen Sie etwa den Putin, der den Islam in seinem Reich als Kulturbereichernd und absolut dazugehörig klassifiziert ? – den Putin, der mit so gut wie allen radikal-islamischen Staaten einen Bund gegen den Westen eingegangen ist ? Oder meinten Sie mit den „Kulturbereicherern“ westlich geprägte, altansässige Bürger ?
Bis zum letzten Tag dieser gefallenen Welt wird die
„Hure Babylon“ planmäßig den Auftrag Luzifers ausführen.
Spannender Artikel. Ich habe das Römische Imperium immer mit einer Mischung aus Abscheu und Bewunderung betrachtet, und so ein Beitrag befestigt mich in meiner – nicht unbedingt richtigen – Meinung.
Heute sind es die USA, welche ein völlig überdehntes Imperium noch so halbwegs beherrschen, mit Flugzeugträgern und Militärstützpunkten.
Indes: Was seinerzeit Germanen und Hunnen waren, besorgen nun Russen, Chinesen und Inder. Insbesondere aber wohl die Amis selbst.
BLM, Drogensucht, verrottete Infrastruktur, angefüllt mit Waffen in fast jedem Haushalt, keine Abfederung durch dämpfendes Sozialsystem, Rassenkonflikte. Das wird nicht gut ausgehen.
Desgleichen wird es auch der EU ergehen.
Interessanter Text – dem ich dieses Mal an vielen Stellen widersprechen würde.
Ich brauche mal wieder mehrere Teile – dann in den Antworten zu diesem Erstpost – , um meine (Haupt)gegenthese darzulegen: Diese lautet:
Die „Römer“ waren es schlicht leid, unter einer „römischen“ Herrschaft zu leben, die sie als ungerecht empfanden.
Dem „römischen“ Staat war der Grundkonsens unter den um die Macht rivalisierenden Herrschergruppen, aber auch im Verhältnis zu den Beherrschten abhandengekommen.
Ich präsentiere eine Quelle, die glaube ich, für sich spricht.
Sie sollte natürlich nicht als die nun alles erklärende Beschreibung der Ereignisse angesehen werden. Aber sie gewährt einen tiefen Einblick in die Geschehnisse im nordwestlichen Teil des Weströmischen Reiches zur Zeit der Völkerwanderung.
IV.
Es scheint also gemäß dieser Quelle so zu sein, dass …
1) „oben“ zu viel und mit allen Mitteln um die Macht gerangelt wurde,
2) deshalb das Leben von denen „da unten“ und denen „da oben“ schwieriger wurde,
3) sich deshalb die Grundstimmung eines Gefühls „wütender Ungerechtigkeit“ breitmachte, da es viele Verlierer gab,
4) man dann innerlich kündigte,
5) sich dann Alternativen betrachtete,
und vielleicht sogar – wenn man es denn materiell konnte – ‚Adieu‘ gesagt hat.
Wer das nicht konnte, geriet dann im Laufe der Zeit unter die Oberherrschaft der neuen Herren.
Ob das alles auf heutige Zeiten übertragbar ist? Ich sehe keine 1:1-Übertragungsmöglichkeit sehen, erkenne andererseits menschliche Verhaltensmuster, die auch heute gültig sind.
III.
Das Volk der Goten ist treulos, aber züchtig; die Alanen sind unzüchtig, aber weniger treulos; die Franken sind lügnerisch, aber gastfreundlich, die Sachsen sind wild und grausam, aber von bewundernswerter Keuschheit; alle Völker haben, kurz gesagt, zwar ihre besonderen Fehler, aber auch einige gute Eigenschaften. […]
Was für eine Hoffnung, frage ich, kann der römische Staat noch haben, wenn die Barbaren keuscher und reiner sind als die Römer? […]
Unsere lasterhaften Sitten allein haben uns besiegt.
II.
Deshalb wandern sie scharenweise entweder zu den Goten […] oder zu anderen Barbaren, die ja allenthalben herrschen; und es reut sie nicht, hinübergewandert zu sein. Denn lieber leben sie unter dem Schein der Gefangenschaft frei als unter dem Schein der Freiheit als Gefangene. […]
Deshalb ist es der einzige Wunsch aller dort lebenden Römer, niemals mehr unter die Botmäßigkeit der Römer kommen zu müssen. […] Deshalb wollen unsere Brüder nicht nur nicht von ihnen zu uns zurückkommen, sondern sie verlassen uns, um zu ihnen zu fliehen. Und ich für meinen Teil kann mich nur wundern, dass nicht überhaupt alle dürftigen und armen Steuerzahler es so machen. Es gibt dafür nur einen Hinderungsgrund, nämlich den, dass sie ihre geringe Habe und ihre Hütten und ihre Familien nicht hinüberbringen können. […]
I.
Der christl. Schriftsteller Salvian von Marseille (um 400-nach 480): ,,Von der Weltregierung Gottes“:
Fast alle Barbaren, wenn sie nur ein Volk unter einem Könige sind, lieben einander; fast alle Römer verfolgen einander. […] Arme werden ausgeplündert, Witwen seufzen, Waisen werden mit Füßen getreten; ja, es ist so weit gekommen, dass viele von ihnen, und zwar solche aus nicht niedrigem Geschlecht und mit guter Bildung, zu den Feinden fliehen, um nicht unter dem Druck der staatlichen Verfolgung zu sterben. Sie suchen bei den Barbaren die Menschlichkeit der Römer, weil sie bei den Römern die barbarische Unmenschlichkeit nicht ertragen können.
Und obwohl sie von denen, zu denen sie flüchten, in Gebräuchen und Sprache abweichen, ja sogar schon, wenn ich so sagen darf, durch den üblen Geruch der Leiber und Barbarenkleider sich abgestoßen fühlen, wollen sie doch lieber bei den Barbaren unter der ungewohnten Lebenshaltung leiden als bei den Römern unter wütender Ungerechtigkeit.
Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie folgt gewissen Gesetzmäßigkeiten – zB jenem, dass überblähte Vielvölker-Riesenreiche an ihrer eigenen Größe implodieren, weil sie nicht mehr in der Lage sind, ihre Grenzen zu schützen, was zu unkontrollierter Masseneinwanderung führt, sowie, weil sie die Selbstverwaltung der Regionen missachten und nach uneingeschränkter Zentralgewalt streben.
Das RR zerfiel zunächst in Ost- und Westrom, nachdem die Goten einwanderten und (in Westrom) nach und nach die politischen Strukturen annektierten. Ostrom (Byzanz) ging Jahrhunderte später durch Eroberung (Osmanen) unter.
So, und nun brauchen wir nur noch die Parallelen zur Gegenwart herzustellen, dann läge das mögliche Schicksal der EU offen vor uns: Übernahme der politischen Strukturen durch Zuwanderer, Zerfall in Ost und West – den Rest weiß die Glaskugel. Schaumermal.
Nun ja….das ist die menschliche Hybris und die Selbstüberschätzung wissenschaftlicher Erkenntnis. Denn die „Gesetzmäßigkeiten“, von denen Sie da reden, sind zutiefst menschliche Gesetzmäßigkeiten, die leider nur einen Versuch sein können, das Vergangene menschlichen „erfundenen (oder angeblich gefundenen) Gesetzmäßigkeiten zu unterwerfen“. Wir erkennen also im Unbekannten Bekanntes und interpretieren dementsprechend. Der Vielvölkerstaat, die k.u.k. Donaumonarchie, implodierte nicht, vielmehr explodierte er. Aber genau so, wie Sie versuchen, die historischen „Gesetzmäßigkeiten“ menschlicher Erkenntnis zu unterwerfen – bei Ihnen ist es lediglich eine erkenntnistheoretische Frage -, versuchen all jene dummdreist (die sie wahrscheinlich völlig zu Unrecht negativ bewertet haben) die destabilisierenden Tatsachen einer unkontrollierten Zuwanderung unter dem Deckmantel angeblicher Übermoral zu leugnen, von der sie glauben, dass diese jegliche Handlung rechtfertige. Und das ist schlimmer.
Frau Merkel hat mit ihrer zeitlich unbefristeten Grenzöffnung ab 2015 Europa in Großbritannien (Brexit), Westeuropa und Osteuropa aufgeteilt. Der Westen wird von muslimischen Migranten übernommen werden, der Osten wird sich christlich behaupten, es sei denn, er wird von Russland erobert. Wir werden es Gott sei Dank nicht mehr erleben, aber unsere Nachfahren.
Aus dem Jahr 400 ist überliefert, dass sich das erste Mal eine römische Frau „empowered“ gefühlt hat, in den Jahrzehnten danach wurden römische Produkte immer mehr mit germanischen Männern und römischen Frauen beworben, Straßenbau-Ingenieure und Aquädukt-Ingenieure mussten zur Hälfte Frauen sein… alle anderen Erklärungen sind doch aus heutiger Sicht komplett überholt.
Ich stelle mir gerade Emilia Festers Reaktion vor, wie sie nach dem berühmtesten Römer aller Zeiten gefragt wird 😆😆😆
Antwort: Ceasar Salat!
Im Rom des dritten und vierten Jahrhunderts gab es ständig Bürgerkriege zwischen Heeresteilen, die versuchten ihre Anführer zu Kaisern zu machen. Weil ein Germane nicht Kaiser werden konnte, kam Theodosius auf die geniale Idee, viele Germanen in das Heer einzugliedern und Germanen zu Generalen zu machen. Es klappte und er konnte das Reich an seine zwei unfähigen Kinder aufteilen. Honorius war unfähig, aber der Heermeister Stilicho, ein Germane, konnte ihn nicht stürzen. Da Honorius keine Kinder hatte, wurde der Neffe des Honorius, ein Kind, als Valentinian III Kaiser. Aëtius herrschte faktisch als Militärdiktator, bis er von Valentinian 454 ermordet wurde. Es folgten zwanzig chaotische Jahre. Der germanische Heermeister Ricimer setzte die nächsten Kaiser ein, und vier Jahre nach dessen Tod machte sich der Germane Odoaker 476 zum König von Rom. Theodosius hatte das römische Reich den Germanen ausgeliefert, geteilt und eine unfähige Dynastie installiert.
Naja, schon richtig, aber die ursächliche „Begebenheit“ waren doch die Hunnen, welche durch ihre nomadischen Raubzüge im oströmischen Reich alles was Beine hatte in westliche Richtung vertrieb. Attila gilt bis heute als einer der brutalsten Schlächter der Geschichte. Die Hunnen sollen sich aus verschiedenen ostasiatischen Nomadenstämmen in Kasachstan gebildet haben. Ein ganz ein übles Reitervolk ohne Gnade und Pardon.
Historiker ist übrigens ein Beruf, den man lernen muss.
Bin zwar kein Historiker oder ähnliches aber für mich ist die Haupterklärung des Untergangs jedes Imperium die arrogante Bürokratie. Und wir sind direkt auf dem gleichen Weg.
Eine Buchführung kann nie schaden. Sie ist die Grundvorraussetzung für alles was mit Handel, Wirtschaft, Finanzen und Volkswirtschaft zu tun hat. Ohne sie hat man nichts als Chaos, Korruption und Gewalt. Wie bei jedem Ding, kann man sie natürlich auch übertreiben.
Passierschein A38
„Dekadenz oder Migration: Roms Untergang kennt viele Theorien.
Will man Lehren für heute ziehen, sollte man die Frage umdrehen.“
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Ich kann in Deutschland niemand im Bereich der Entscheidungsträger erkennen, der bereit, willig oder fähig ist, Lehren aus der Geschichte für heute zu ziehen.
Ich schon – allerdings nicht zu unserem Schutz, Sicherheit oder Bestand.
Rom ist hauptsächlich aus einem Grund kaput gegannen: mann konnte nicht mehr überdimensionale parasitäre Teil der Geselschaft ernähren! Als seine Kolonien mehr für sich behalten , weill dortige auch rőmisches Lebensstandart pflegten, kam wenig nach Rom, wo es wirklich nicht so viel produziert wird a breite Teile der Geselschaft nicht Produktiv waren, musste es zum Verfall kommen. Selbstverständlich blien auch die Anderen nich stehengeblieben..
Paralele sieht mann heute in der Westen -EU und USA.
Ich nehme Minus als Auszeichnung.
Minus ist der Fußabdruck der Idioten denen das Niveau fehlt einem qualifiziertem Beitrag wie dem Ihren folgen zu können oder falls nötig schriftlich Kritik zu üben.
Dieser ganze Quatsch ist ein Übel dieser Zeit und auch eine Form von Dekadenz. Begreifen diese Lümmel aber nicht, die ohne digitale Gehirnprothese gqr nicht überlebensfähig wären.
Ich denke, die roten Daumen gab es mehr für das Schriftbild als für den Inhalt. Diese neue Art des „Schriftgutes“ am Smartphone mit vorgegebenen Silben und Turbo-Daddeln angefertigt, spottet zuweilen jeder Beschreibung.
OK. Kann ich nicht mitreden, habe kein Smartphone. Ich habe gedacht, Peter Zinga hat vielleicht eine Schreibschwäche und dafür kann nun wirklich niemand etwas.
Schlechte Ernten aufgrund eines Klimawandels, der durch einen schweren Vulkanausbruch in Mittelamerika stattfand, dürfte ebenfalls eine erhebliche Rolle gespielt haben.
Nein.
Die Stärke des römischen Militärs, das das Imperium zusammenhielt, lag vor allem in seinem technischen Können. Brücken, Straßen, Festungswerke, Belagerungsmaschinen, ganze Flotten konnten die Römer der klassischen Zeit innerhalb kürzester Zeit aufbauen – und wussten all dies auch einzusetzen (Quelle: Caesar, De bello Gallico). Nur zur Illustration: Caligulas Privatyacht besaß sogar Pumpen mit Kugellagern. Dieses Können ging in der Reichskrise des 3. Jahrhunderts vollständig verloren; im um 300 neu als Hauptstadt errichteten Konstantinopel mussten die meisten Häuser und Straßen binnen zehn Jahren abgerissen und neu gebaut werden, weil die Qualität so miserabel war (Quelle: Gibbon, Decline and Fall); den Rest an weströmischer Bildung räumte Honorius mit seinem Edikt, „Zauberbücher“ wie etwa Werke über Mathematik zu verbrennen, ab. Wirklich erstaunlich ist eher, dass dieses Wrack einer Zivilisation noch bis 476 (Romulus Augustulus) dahindümpelte.
Wie verblödet muß ein Mensch sein um ihren hochwertigen Beitrag abzuwerten?
Ich glaube immer mehr, es sind Dummheit und Aberglaube an denen wir zugrunde gehen. Vor allem haben neue Medien dazu geführt, daß alle durcheinander reden. Jeder will auch mal was gesagt haben, keiner ist fähig jenen zuzuhören, die wirklich was zu sagen haben und vielleicht von denen mal was zu lernen.
Man möge mir erklären wie ein schlammiges Land ohne Straßen erobert werden kann. Man kann als „Römer“ nicht ein Land erobern, damit, dass man zuerst Straßen baut auf dem man seine Truppen in Feindesland bringt. Da haben die Einheimischen was dagegen und machen mit den sog. Eindringlingen und Straßenbauern kurzen Prozess, da sie Heimvorteil mitbringen. Also das Römernarrativ ist was für ungebildete Nichthinterfrager.
Interessant, dass Sie das Thema aufgreifen. Trotzdem bleibt all das Gesagte mehr oder weniger Spekulation, weil die Quellenlage grottenschlecht ist.
Und insbesondere Peter Heathers ist ein völlig überschätzter Dummschwätzer, der mit seinen Analysen meistens völlig daneben liegt. Auch Max Webers Analyse ist mit Recht schon damals bei ihrer Entstehung als falsch abgetan worden.
Die Heere der eindringenden Germanen waren sehr klein. Die Vandalen z.B. konnten etwa 15000 Mann aufbieten, die Goten vielleicht 20000-25000 Mann. Allein bei Cannae und Arausio haben die Römer an jeweils einen Tag mehr Soldaten verloren als bei Adrianopel oder der angeblichen fatalen Flotteninvasion von Nordafrika und die Kriege dann trotzdem gewonnen.
Die Ursachen liegen also woanders!
Die m.E. beste Analyse dazu hat Hans Delbrück vor über 100 Jahren in seiner Geschichte der Kriegskunst (Bsnd 2) geliefert, die auch heute noch sehr lesenswert ist.
Man kann es kurz zusammenfassen:
– Die römische Überlegenheit war im wesentlichen logistisch. D.h. das römische Heer konnte immer erheblich mehr Soldaten an den entscheidenden Punkten zusammenziehen als die barbarischen Gegner.
– Dazu war eine entwickelte Geldwirtschschaft notwendig, um disziplinierte Truppen zu finanzieren und zu versorgen.
– Diese Geldwirtschaft basierte auf Gold und Silber, welches durch Erschöpfen der Bergwerke bei gleichzeitigem Abfluss nach Osten durch Handel immer weniger wurde.
– Eine Alternative konnte wg. der instabilen politischen Verhältnisse nicht geschaffen werden.
– Daher Verschwinden der alten Legionen und Ersatz durch barbarische Soldtruppen.
– Die dann nachher den Laden übernommen haben.
Gut gesprochen, Herr Mannhart.
Super Bericht und Analyse. Geschichte war mein Lieblingsfach, mußte meine ganzen Erinnerungen wieder hervorkramen.
Früher oder später zerfallen alle Imperien. Sehr, sehr lesenswerter Artikel. Danke.
Bachtrag: Muss natürlich die „Justinianische Pest“ heißen!
Zu dem Druch von außen, der „Dekadenz“ kam m. E. noch en wichtiger Aspekt hinzu: Epidemien, die Rom zusätzlich von innen heraus schwächten: Zum einen die „Antoninische Pest (Pocken?), die während der Herrschaft Marcus Aurelius‘ von 165 an für ca. 30 Jahre wütete, zum anderen die „Julianische Pesr“, die 540 ausbrach und in der römischen Bevölkerung zu verheerenden Verlusten führte. So geschwächt konnte Rom dem Zustrom germanischer und anderer Völker nicht mehr viel entgegensetzen.
Historiker haben 500 Gründe ausgemacht für den Fall Roms.
Jeder kann sich für jede Situation eine Parallele rauspicken.
Interessanter Aufsatz. Leider repetiert er lediglich die geschriebene Geschichte. Wobei ja nun jeder weiß, dass Papier geduldig ist. Rom u. die Römer werden neuzeitlich durchaus in Frage gestellt. Nach Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn et al gibt es keine Evidenzen, dass das römische Reich in seiner Ausdehnung überhaupt hätte verwaltet werden können. Daher ist zu fragen ob das Römische Reich, ich bitte um Entschuldigung, nicht Hirnfürze interessengeleiteter klerikaler Gelehrter der beginenden Neuzeit war. Denn vor dem 17. Jahrhundert existierte die Literatur des klassischen Altertums in Gänze nicht, war bis dahin völlig unbekannt.
unzureichend: Marx zitieren aber mit keinem Wort erwähnen, dass Rom ein Sklavenhaltersystem war.
(Ein Drittel der römischen Bevölkerung war versklavt).
Das erklärt auch den Erfolg des Christentums. Denn es versprach: keine Sklaven, keine (blutigen) Opfer mehr.
Europäer und US Amerikaner halten sich zwar keine Sklaven, aber finden es doch ganz normal dass sie im Schlaraffenland leben, wärend 3/4 der Welt in Armut und Ausbeutung dahinvegetieren und erwarten das auch sogar ohne besonders viel dafür tun zu müssen. Zynischerweise haben „wir“ zur moralischen Kompensation den Wokeismus und das Gutmenschentum erfunden, was in sich zur andauernden Ausbeutung der Welt einen Widerspruch darstellt. So ging Rom unter, und so geht der moderne Westen unter. Mit einem Wort, die Heuchelei wird uns den Rest geben. Putin thematisiert das regelmässig in seinen Reden, die goldene Milliarde hat sich vom Rest der Welt entfremdet und ist zunehmend isoliert.
„wärend 3/4 der Welt in Armut und Ausbeutung dahinvegetieren“
So reden wirklich nur Kommunisten. Vielleicht sollten die 2/4 mal weniger poppen und die Arbeitsmoral die es hier mal gab und die es in Japan und Südkorea immer noch gibt an den Tag leben, dann klappt es auch mit dem Wohlstand.
Wie Wortleser aber schon anmerkte, reisen Sie mal zu Ihrem Herrn Putin und schauen sich an wie dessen KGB Klüngelverein auf Kosten der Mitbbürger lebt. Aber das paßt ja wieder nicht in Ihr alternativ zurechtgeschustertes Weltbild.
Dafür „vegetiert“ ein Teil der „goldenen Milliarde“ in Russland aber gar nicht schlecht – inkl. deinem „Sankt Putin“ selbst.
Das ist ein Konsomolze. Entweder der ist aus der ehemaligen DDR oder von 1968 übrig geblieben. Kritisiert die Woken und heuchelt selber.
weder noch, aber doch interessant dass solche unsachlichen Beleidigungen hier freigeschaltet werden.
das stimmt. Russland hat die selben Probleme mit Geburtenrückgang, Korruption und ungerechter Vermögensverteilung. Aber Russland packt seine Probleme an, wärend hier nur rumgeschwafelt wird.
Rom ist nie untergegangen. Auch wenn teilweise Macht und Einfluss verloren gingen, hat es doch eher nur seine Gestalt geändert. Rom beherbergt immer noch eine „Weltzentrale“ (Vatikan, Home of the Antichrist) und ein anderer bekannter Machtfaktor gründet sich auf die sog. Römischen Verträge.
„Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“ vermutlich von Mark Twain.
Imperien dürften vor allem am eigenen Wachstum ersticken, weil sich Peripherie irgendwann nicht mehr kontrollieren läßt und wie bei einem Baum das Innere abstirbt, irgendwann findet auch einfach keine Erneuerung statt.
Roms Untergang dürfte viele Gründe haben, Staatsschulden, Inflation, hohe Steuerlasten, maßlose Verschwendung, militärische Schwäche, eine aufkeimende neue Religion, Dekadenz, Hybris, Sittenverfall, Verdummung und die vom Hunneneinfall ausgelöste Völkerwanderung.
Manch einem mag einiges davon bekannt vorkommen. Nüchtern betrachtet weiß man dann, eine Lawine hält man mitten im Hang nicht mehr auf.
Als Lesetip kann man nach wie vor einen Klassiker empfehlen:
„Verfall und Untergang des römischen Imperiums“ von Edward Gibbon
Kein Reich war jemals größer als Russland. Das nenne ich ein Imperium. Ein gigantisches Reich mit mageren 140 Mio. Buntvolk – aber es lebt, wächst und gedeiht. Wie kann das sein?
Und was mich bei der ganzen Betrachtung ja völlig vom Glauben abfallen lässt : wenn am Vorbild des röm. Reiches, Migrationswellen den Untergang versprechen, warum forciert man die für Europa und nicht für seinen „Erzfeind“ Russland ??? Das passt doch vorne und hinten nicht zusammen. Irgendwas ist da doch oberfaul.
Kennen Sie Danisch? Der hatte vor Jahren mal Artikel über Herrhausen, die sich ziemlich mit dem decken, was man auch anderweitig recherchieren konnte.
Hätte Herrhausen Erfolg gehabt, seine Entschuldung der Dritten Welt hätte das Bankensystem der USA ruiniert. Wenn man nun bedenkt, daß alles was in Bonn gesprochen wurde auch in Ostberlin ankam, die Auslandsdateien des MfS bei der CIA gelandet sind, dann könnten die dort erfahren haben, daß man von D aus gegen die USA konspiriert hat, Diverse Kompromatkoffer könnten dann auch in Langley gelandet sein.
Vermutlich ist man in Bonn von der Wende überrascht worden. Ich habe nie geglaubt, daß Kohl wirklich eine Wiederverinigung zur damaligen Zeit wollte. Die Kredite sprechen eine andere Sprache. Die wollten die DDR als Werkbank behalten und als Frontsstaat eine exponierte Rolle im Bündnis.
Dann kam die Wiederverinigung und Deutschland mußte politisch und wirtschaftlich dafür bezahlen, vielleicht auch für den Vertrauensverlust.
Ich finde nicht, daß sich Migrationismus, der Klimakult, Diversität oder der Pandemiewahn vorneinander trennen lassen und für mich sind die Plandemie, Ukrainekrieg, neu entflammter Nahostkonflikt eine konzertierte Aktion.
Ich halte BRICS auch nicht für ein harmloses, wir wollen mal wirtschaftlich zusammenarbeiten. Das ist eine Vorstufe zu einem neuen Warschauer Pakt, diesmal bis nach Südamerika. Und keiner rüstet z.B. mehr als Rußland, China oder Indien. Andere Probleme hätten die ja auch nicht.
Ich habe als die Pandemie losging tatsächlich öffentlich gesagt, daß wir angegriffen werden. Dann habe ich mich eine Weile vom Great Reset Geschwafel blenden lassen, aber ich bin mir sicher, was gerade geschieht hat nichts mit Kapitalismus zu tun. Der Kapitalist zündet nicht seine Fabrik an. Das hat eine andere Stoßrichtung und man braucht doch bloß schauen wohin Produktion verlagert wird. China, Indien, Brasilien, teilweise in den Ostblock, dem man auch nicht trauen kann.
Nur besteht Rußland zu einem Großteil aus unbewohnter Fläche. Sibirien zu erobern war ja nciht schwer, da lebten ja nur ein paar Nomaden.
Rom ist über Jahrhunderte gewachsen. Es gibt noch einen Unterschied, Jahrhunderte lang war Rußland extrem rückständig. Rom aber war der Nabel der damals bekannten Welt.
Migrantismus ist eine gesellschaftliche Waffe. Ich weiß viele mögen das Wort nicht. So und wer soll aufnehmen? Nordamerika, Europa, Australien, ergo der Lebensraum von Europäern, Menschen des christlichen Abendlandes, oder schlichtweg die Weißen.
Wer forciert das im Westen? Linksliberale, die bestens vernetzt sind und vom marxistisch-leninistischen Gedankengut der 68er geprägt sind. Die gab es nicht nur bei uns, sondern auch in Frankreich oder den USA. Es gibt ja einen Grund, warum unsere Grünen, die ja gestern noch gegen Amerika demonstriert haben sich auf einmal blendend mit denen verstehen. Die sind vom selben Schlag.
Das Mutterschiff Sowjetunion mag untergegangen sein, dessen Zöglinge, die Linksradikalen die man ideologisch geködert hat, auch die vermutlich abertausend Schläfer und IM die wirken noch fort.
Im Grunde haben die Linken das getan was Trotzki oder Gramsci wollten, sie haben unsere Systeme über Jahrzehnte hinweg unterwandert, vor allem zunächst mal die Bildung und Kunst, so kann man Denken verändern.
Ich habe mich z.B. sehr lange mit Film beschäftigt. Eigentlich in jedem wichtigen Filmland gab es in den 60ern eine Art Linksputsch, auch in den USA. Das wirkte damals frischer mit den neuen Themen, aber infolge dessen wurde alles was traditionell war in Frage gestellt. Reich sein war schlecht, Familie eh nur kaputt, die Frauen nur unterdrückt, zig andere Dinge mehr.
Gesteuert oder nicht. Rußland und China sind sich unserer inneren Schäche bewußt, haben vielleicht auch noch ein paar Kompromatkoffer und wirken mittels Zersetzung auf uns ein und unsere Funktionselite ist korrumpiert.
Wie soll denn Europa Migrationswellen in Richtung Russland auslösen, wenn Russland nicht mitspielt und die Leute nicht aufnimmt? Außerdem müsste dann ja der „Wertewesten“ Methoden offen und für alle sichtbar einsetzen, die er ja nur ganz versteckt und heimlich nutzen kann. Damit verliert er doch die angeblich übermoralische Hoheit und die Bürger Europas würden wahrscheinlich den Aufstand proben. Er könnte sich doch nicht mehr als überlegen produzieren und damit hätten letztlich Marx, Engels und Lenin recht. So weit ist der moralische Verfall Europas noch nicht. Außerdem…..was hat der Artikel mit Russland zu tun?
Wie ?
Na so wie es auch die Saudis machen.
Wäre Europa dicht, müssten sie woanders hin „flüchten“.
Wer glaubt denn noch an Kalifat-flüchtende ? Wenn die für ihr Kalifat bei uns auf die Strassen gehen und absolut keine muslim. Gegendemo stattfindet, müssen wir davon ausgehen, dass der Rest einverstanden ist und sich gut vertreten sieht.
Russland hätte sich als Verbündeter viel schlechter verweigern können als Westeuropa.