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Bericht

Bürgergeld: 90 Prozent weniger Sanktionen für Arbeitsverweigerer

Die Zahl der Sanktionen gegen Bürgergeld-Empfänger, die keine Jobangebote annehmen, ist in den letzten Jahren regelrecht eingebrochen: Seit 2007 verzeichnete Deutschland einen Rückgang um satte 90 Prozent.

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Die Zahl der Sanktionen gegen Bürgergeld-Empfänger, die Arbeitsangebote ablehnen, ist in den letzten Jahren massiv zurückgegangen. Wie ein Bericht der Bild-Zeitung zeigt, sank die Zahl der Leistungskürzungen seit 2007 um fast 90 Prozent. Während 2007 noch über 183.000 Sanktionen verhängt wurden, waren es im Zeitraum von September 2023 bis August 2024 nur noch 21.730. Interessanterweise führten auch die neuen Regelungen, die im März 2024 in Kraft traten und eine vollständige Streichung von zwei Monatszahlungen für sogenannte „Totalverweigerer“ ermöglichen, bislang nicht zu einem Anstieg der Sanktionen.

Dieser starke Rückgang steht in keinem Verhältnis zur Entwicklung der Arbeitslosenzahlen. Zwar sank die Zahl der Leistungsempfänger um etwa 24 Prozent, die Sanktionen gingen jedoch um 55 Prozent zurück. Auf Anfrage der Welt relativiert die Bundesagentur für Arbeit die Aussagekraft dieser Zahlen. Ein Sprecher betont, dass sich die rechtlichen Grundlagen für Sanktionen mehrfach geändert hätten, was einen direkten Vergleich erschwere.

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Ein weiterer wesentlicher Faktor für diesen Rückgang ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2019, das feststellte, dass Kürzungen über 30 Prozent nicht mit dem Grundrecht auf ein „menschenwürdiges Existenzminimum“ vereinbar sind. Die Bürgergeld-Reform setzte dieses Urteil zwar in Form eines Gesetzes um, jedoch führte eine Weisung der Bundesagentur für Arbeit bereits zuvor zu einer „zurückhaltenden Anwendung“ der Sanktionen. Zudem trugen die Corona-Pandemie und ein temporäres Sanktionsmoratorium im Jahr 2022 dazu bei, dass weniger Sanktionen verhängt wurden.

Mit dem Bürgergeld, das am 1. Januar 2023 in Kraft trat, wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen. Die Bundesregierung setzte auf Kooperation statt auf Bestrafung und betrachtete Kürzungen als „Ultima Ratio“. Dies habe zu einer Reduzierung der verhängten Sanktionen geführt, so ein Sprecher gegenüber der Welt.

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