Wurde durch Fragenzeichen ersetzt: Gecancelte Frauenskulptur kehrt an Flensburger Uni zurück
Die durch ein Regenbogen-Fragezeichen ersetzte Primavera-Skulptur kehrt in die Flensburger Europa-Uni zurück. Hatte die Gleichstellungsbeauftragte im Juli die Skulptur noch für sexistisch erachtet und entfernen lassen, wurde diese Entscheidung nun für nichtig erklärt.

Der Streit um die gecancelte Frauenskulptur an der Uni Flensburg nimmt eine neue Wendung. Das Präsidium erklärte am Dienstag auf ihrer Website, dass der Beschluss zur Entfernung der Primavera nichtig sei. Das Gartenplastik komme nun vorläufig an ihren ursprünglichen Platz zurück.
Im Juli hatte die Universität die fast 70 Jahre alte Frauenstatue aus dem Foyer verbannt – und gegen ein Fragezeichen in Regenbogenfarben ersetzt. Grund damals: Einige Studentinnen könnten sich durch die Statue, die eine nackte Frau zeigt, angeblich „unwohl“ oder auf ihre Gebährfähigkeit reduziert fühlen, hieß es. Die Gleichstellungsbeauftragte hatte daraufhin die Statue entfernt. Die „Primavera“ (deutsch: Frühling), so heißt die Skulptur des Künstlers Fritz During, zeige ein „überholtes Bild der Weiblichkeit und legt nahe, Weiblichkeit auf Fruchtbarkeit und Gebärfähigkeit zu reduzieren“, so Martina Spirgatis, die Gleichstellungsbeauftragte der Uni damals.
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Protest hat sich ausgezahlt
Schon damals klar gegen diese Entscheidung: Die Studenten der Universität. Die Studentenvertretung AStA hatte vehement gefordert, dass die Statue zurück auf den Campus kommt und sogar eine Petition gestartet. „Dass die Darstellung von Weiblichkeit an unserer Universität vollständig von der Interpretation des Gleichstellungs- und Diversitätsausschusses abhängig ist, ist katastrophal“, kritisiert die stellvertretende Asta-Vorsitzende Alina Jacobs als Reaktion auf die Entfernung. Der Asta-Vorsitzende Frank Ellenberger sagte: „Die Bedenken, die insbesondere Teile der weiblichen Mitglieder der Universität hinsichtlich der Statue geäußert haben, sind selbstverständlich ernst zu nehmen.“ Gleiches gelte aber auch für diejenigen, die in der Entfernung der Statue einen Angriff auf die Kunstfreiheit sehen, obendrein ohne öffentliche Diskussion.
Der Widerstand hat sich jetzt ausgezahlt: Denn das Präsidium der „Europa-Universität Flensburg“ hat den Beschluss aus dem Februar 2023 für nichtig erklärt, die Figur aus dem Foyer des Gebäudes Oslo zu entfernen. Auf der Website schreibt man: „Dieser Beschluss war formal nicht korrekt“. „Das Präsidium war in dieser Frage nicht zuständig. Der Umgang mit der Skulptur hätte vom Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss (GDA), der ein Unterausschuss des Senats ist, zunächst in den Senat eingebracht und dort diskutiert werden müssen“.
Erstmal kommt die Skulptur also zurück, vielleicht aber nur kurz: „Dieses Verfahren soll auf der kommenden Senatssitzung verfolgt werden. Der Senat wird in seiner Sitzung am 27.09.2023 diskutieren, wie mit der Skulptur weiter umgegangen werden soll. Auch die gesellschaftliche Debatte, die sich an der Figur entzündet hat, wird dort voraussichtlich Thema werden“, heißt es von der Universität weiter.
„Bis zur abschließenden Klärung kommt die Gartenplastik auf ihren ursprünglichen Platz im Gebäude Oslo zurück. Ein QR-Code an ihrem Sockel verweist auf eine Webseite. Dort sind Informationen zum Verlauf der Geschehnisse dokumentiert“, schreibt man weiter.
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„vorläufig“ und „formal nicht korrekt“
Naja… da lässt man sich offenbar noch alle Türen offen, auch die Tür zur dauerhaften Verbannung der Skulptur (wg. entarteter Kunst?). Erfreulich finde ich die Reaktion des Flensburger AStA. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass es noch AStAs (ASten?) gibt, die mit Vernunft und gesundem Menschenverstand gesegnet sind.
Jetzt aber mal Butter bei die Fische:
Wie müsste denn die Skulptur einer Frau beschaffen sein, damit sich niemand bei ihrem Anblick „unwohl“ und daran erinnert fühlt, dass eine durchschnittliche Frau von Natur aus mit einer gewissen Fruchtbarkeit und Gebährfähigkeit ausgestattet ist?
Die Ausformung der Brüste dürfte bei der inkriminierten Skulptur wohl selbst für Hypersensibelchen kein sonderliches Problem darstellen, denn sie sind so dezent angedeutet, dass sie in keinster Weise an die Still-Funktion von Brüsten gemahnen, welche dann eintritt, wenn sich die weibliche Gebährfähigkeit im Gebähren realisiert hat. Bleibt also das Becken der Frau, das der Künstler etwas breiter ausgeformt hat. Das könnte man in der Tat als Hervorhebung der weiblichen Gebährfähigkeit und Fruchtbarkeit interpretieren, wenn man so drauf ist, dass man das unbedingt so sehen will.
Wie kann man dem gefühlten „Unwohlsein“ denn nun abhelfen? Mein Vorschlag: An beiden Seiten der Hüfte ein paar Zentimeter wegschleifen (etwa so ähnlich, wie das Schönheitschirurgen bei „Reiterhosen“* machen), damit auf diese Weise ein nicht auf Gebährfähigkeit und Fruchtbarkeit reduziertes, sondern modern wirkendes Körperdesign entsteht.
Wahlweise könnte man die Skulptur auch bekleiden, so wie man einst nackte Männerfiguren mit einem Lendenschurz bekleidet hat, um den männlichen Körper nicht auf seine Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit zu reduzieren.
Ich wünsche allen Beteiligten noch gute Genesung.
* Da kommt mir ein spontaner, aber ziemlich fieser Gedanke: Vielleicht fühlen sich die Sensibelchen auch deswegen so unwohl, weil die Skulptur sie an ihre eigenen „Reiterhosen“-Probleme erinnert?! 😉
Frau = schlecht
Sodomie unter Männern = gut
Das Endgame egalitärer Politik.
So ein Zirkus!
Sind denn plötzlich alle durchgeknallt?
Können jetzt schon einige wenige, denen anscheinend etwas nicht gefällt, über unsere Kunst bestimmen? Was geht und was geht nicht -wo sind wir denn? Deutsches Kulturgut und Kunst muss möglichst allen zugänglich sein und darf auch nicht aus ideologischen Gründen versteckt und verleugnet werden. Das wird später übrigens auch in den Geschichtsbüchern stehen! Eine Statue (Kunst!), die schon 70 Jahre dort ihren Platz hatte, einfach wegzunehmen und den Leuten vorzuenthalten, ist doch absurd; zumal sich ja bisher auch niemand daran gestört hat. Und das an einer Uni, die freies, kreatives und vorurteilsloses Denken lehren soll!?
Meiner Meinung nach sollten Studenten dem Anblick einer abstrakten, nackten Frauenstatue gewachsen sein, sonst wäre ein Studium auf Lehramt für die Katz!
Als späterer Lehrer/in braucht man heutzutage eher eine Nahkampfausbildung und eine ziemlich niedrige Ekelschwelle. Ausserdem ist in Schulen „Schweinkram“ ganz anderer Kategorie im Umlauf -da wirst du bleich!!! Und was bei Taschenkontrollen so zu Tage kommt, gefällt auch nicht immer jedem! Werdende Lehrer sollten sich in dieser Hinsicht früh genug „abbrühen“, damit sie später weniger geschockt sind -schockiert sein ist nie hilfreich!
Andererseits gefiel mir das Regenbogenfragezeichen auch recht gut und ist für heutige Verhältnisse sehr mutig und provokativ -stellt es doch die Regenbogenflagge (und somit auch die Bewegung) komplett in Frage! Diese Plastik sollte ebenfalls einen exponierten Platz erhalten und wird sicher dafür sorgen, dass über dieses Thema Diskussionen angeregt werden und dabei auch kritisch argumentiert werden darf/sollte.