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Memoiren

So verhinderte Schäuble den Putsch gegen Merkel

Wie in seinen bald erscheinenden Memoiren steht, war es Wolfgang Schäuble, der Merkel in den kritischen Tagen der Migrationskrise 2015 die Macht rettete. Eine Intrige aus den Reihen der CSU scheiterte entscheidend am damaligen Finanzminister.

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Während der entscheidenden Tage der Migrationskrise 2015 war es nach Eigendarstellung Wolfgang Schäuble, der Bundeskanzlerin Merkel stärkte und sie im Amt hielt. Wie der im Dezember verstorbene Politiker in seinen Memoiren schreibt, habe er eine Intrige aus den Reihen der CSU um Edmund Stoiber auflaufen lassen. Der Stern veröffentlichte am Mittwoch exklusiv Auszüge aus dem bald erscheinenden Buch.

Dort schildert Schäuble, die schwierige Lage innerhalb der Union, die durch Merkels Migrationspolitik fast auseinandergerissen wurde. „Höhepunkt war der CSU-Parteitag, als der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende (Horst Seehofer) der Kanzlerin wie einem Schulmädchen die Leviten las“, heißt es dort. In dieser längeren Zeit der Krise hing gar die Möglichkeit eines totalen Bruchs zwischen den Unionsparteien in der Luft. Damals, 2015, sollen einflussreiche Köpfe der Christsozialen an Merkels Stuhl gesägt haben: „Inzwischen wurde auch Edmund Stoiber aktiv und feuerte Seehofer, seinen Nach-Nachfolger im Ministerpräsidentenamt, in dessen Attacken gegen Merkel an. Und mich wollte er dazu bewegen, Merkel zu stürzen, um selbst Kanzler zu werden“, berichtet Schäuble.

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Machterhalt aus „Loyalität“

Er habe das entschieden abgelehnt, schreibt der ehemalige Bundestagspräsident und Minister. „Wie Jahrzehnte zuvor bei Kohl blieb ich bei meiner Überzeugung, dass der Sturz der eigenen Kanzlerin unserer Partei langfristig nur schaden könnte, ohne das Problem wirklich zu lösen. Das war mein Verständnis von Loyalität, das nach heutigen Maßstäben vielleicht ein wenig antiquiert erscheint.“ Schäuble unterstützte die Bundeskanzlerin also mit seinem politischen Gewicht, ließ die Intrige auflaufen und hielt Merkel so an der Macht.

In seinen Memoiren bekräftigt der verstorbene Schäuble auch seine grundsätzliche Unterstützung für Merkels Entscheidung, im Herbst 2015 die deutschen Grenzen für Migranten offenzuhalten. Jedoch äußerte er auch Kritik an ihrem Handeln. „Als die Kanzlerin am 4. September 2015 die im Rückblick für diese Krise zentrale Entscheidung traf, die Grenzen angesichts der katastrophalen Zustände am Bahnhof von Budapest, wo Flüchtlinge zu Tausenden gestrandet waren, weiterhin offenzuhalten, fand ich dies aus humanitären und europapolitischen Gründen richtig“, schreibt er.

Schäuble stellt die Altkanzlerin aber auch als „beratungsresistent“ und frustrierend dar. „Nach meiner Einschätzung hätte sie ganz andere Möglichkeiten gehabt, um wirklich politisch zu führen und nicht nur zu reagieren“.

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