Deutschland in der Rezession
Vorbild „Bruttonationalglück“ statt BIP: Wirtschaftsministerium will Wohlstand umdefinieren
Statt nur dem BIP will sich das Wirtschaftsministerium ein Vorbild an Bhutan nehmen und den Wohlstand in Deutschland auch an anderen Faktoren messen. In der Auswahl sind etwa „Geschlechtergerechtigkeit“ und „Klimaschutz“.
Auf der ganzen Welt wird der Wohlstand eines Landes anhand des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen. Nur ein Land macht hiervon eine Ausnahme: Bhutan. Der Binnenstaat, zwischen China und Indien gelegen, lässt neben der Wirtschaftskraft auch noch andere Faktoren wie gutes Regieren, nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung, Kulturförderung und Umweltschutz in das „Bruttonationalglück“ einfließen.
Die Wohlstandsmessung in Bhutan scheint für die Bundesregierung Vorbildcharakter zu besitzen. „Bhutans Idee, das Glücksgefühl seiner Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, ist faszinierend“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz im März 2023 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Lotay Tshering. Doch Scholz geht sogar noch eine Schritt weiter: „Bei der Messung von Wohlstand spielt Bhutan eine Vorreiterrolle“, so der Kanzler.
Nun lässt das Wirtschaftsministerium (BMWK) Scholz Worten Taten folgen. Um ein umfassenderes Bild von der gesellschaftlichen Wohlfahrt zu bekommen hat das BMWK eine Umfrage an den Start gebracht, bei der Teilnehmer ihre Meinung zur bisherigen Wohlstandsmessung abgeben können. Im Laufe des Jahres soll die Umfrage ausgewertet, ihre Ergebnisse diskutiert und in den Jahreswirtschaftsbericht von 2024 einfließen.
In der Erhebung wird etwa gefragt: „Befürworten Sie die Integration einer ergänzenden Wohlfahrtsmessung im Jahreswirtschaftsbericht, um ökologische, soziale und gesellschaftliche Dimensionen auf individueller und gesamtgesellschaftlicher Ebene stärker zu erfassen“. Bei einer anderen Frage wird man aufgefordert Indikatoren anzukreuzen, die man in der Wohlstandsmessung für unterrepräsentiert hält. Auswählen kann man Faktoren wie „Geschlechtergerechtigkeit“, „Soziales und Verteilung“ oder etwa „Klimaschutz“.
„Geschlechtergerechtigkeit“ und „Klimaschutz“
Sven Giegold, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium erklärt hierzu: „Das Bruttoinlandsprodukt zeigt nur die ökonomische Leistung. Doch neben der materiellen habe der Wohlstand noch weitere Dimensionen. „Nicht alle davon werden im Bruttoinlandsprodukt abgebildet“. Fortschritte in den Bereichen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit würden in der traditionellen Wohlstandserhebung nicht berücksichtigt.
Das BMWK arbeitet bereits seit 2022 daran, Wohlfahrt neu zu definieren. Hierfür wurde der letztjährige Wirtschaftsbericht um ein Sonderkapitel ersetzt. So erweiterte die Bundesregierung die Wohlstandsumschreibung etwa um die Bereiche „Wohnkosten“ oder auch „Klimaschutzinvestitionen. Dieses Sonderkapitel soll nun auf Basis der Umfrage deutlich erweitert werden.
Dass die Politik ausgerechnet in Zeiten wirtschaftlicher Krisen an einer neuen Wohlstandsdefinition werkelt, kann wohl kaum als Zufall abgetan werden. Der „Vorreiterstaat“ Bhutan liegt global beim BIP pro Kopf im Übrigen auf Platz 132.
Hier werden Äpfel mit Birnen verwechselt. Bhutan hat rund 800.000 Einwohner, exportiert 70% Energie (Wasserkraft), ist zu 100% buddhistisch, und schlachtet seit 700 Jahren nicht mehr selbst, d.h. Fleisch wird importiert. ( Karma ) zum Vergleich: Deutschland hat 83(?) Millionen Einwohner, muß massenhaft Energie importieren, und setzt auf Massentierhaltung, mit den bekannten, traurigen Folgen. Wo gibt es hier Gemeinsamkeiten?
Paßt doch: „You’ll own nothing and be happy“
gibt es doch eigentlich schon, den Human Development Index (HDI) oder die Wohlfahrtskala. Auch mit Fehlern behaftet, was eigentlich nicht?
Eigentlich ist der BIP ein Auslaufmodell.