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hart aber fair

„Viel stärkere Regulation notwendig“: Lauterbach will AfD aus TikTok verdrängen

Louis Klamroth sprach bei hartaberfair mit acht Gästen mal wieder über den Kampf gegen Rechts. Diesmal ging es darum, wie man den Erfolg der AfD auf TikTok beenden könne. Lauterbach forderte mehr Verbote - und lobte Nancy Faeser.

„TikTok & Co: Wer nimmt es mit der AfD auf?“, fragte Louis Klamroth am Montagabend bei Hart aber fair – und befragte gleich zu Beginn der Sendung den Endgegner der Social-Media-Community: Karl Lauterbach. Stolz erzählt dieser, dass er sich jetzt auch einen TikTok-Kanal zugelegt habe, immerhin habe auch Kanzler Scholz neulich gesagt, dass das wichtig sei und überhaupt sei er ja auch auf Twitter sehr erfolgreich und deswegen dürfte es mit den Kurzvideos ja auch gut klappen. Außerdem sei seine Präsenz auf TikTok wichtig für den Kampf gegen Rechts. „Wir dürfen einflussreiche soziale Medien nicht der AfD überlassen. Ich werde versuchen, dort auch ein gutes Gegengewicht zur AfD zu bilden“, wird Lauterbach gleich am Anfang der Debatte zitiert. 

Damit ist die Überleitung für das Kerndiskussionsthema der Sendung geschaffen. Klamroth erklärt die Bedrohungslage: Die Videos der AfD werden auf TikTok doppelt so viel geklickt wie die Videos aller anderen Parteien zusammen. Unter den fünf erfolgreichsten Politikern auf TikTok befinden sich vier AfDler und Sahra Wagenknecht. Selbst eine Lehrerin erzählt später in der Talkrunde alarmiert, dass ihr immer wieder Schüler sagen würden, dass die AfD doch cool sei.

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Beispielhaft blendet Klamroth ein Video des AfD-Politikers Maximilian Krah ein, der jungen Männern auf TikTok empfiehlt, weniger Pornos zu schauen und ein Patriot zu sein, damit es mit den Mädels besser klappt. Von Klamroth gefragt, ob er auch vorhabe, solche Inhalte zu produzieren, sagt Lauterbach schmunzelnd, dass er sich nicht zum Gespött der Leute machen werde. Eine kluge Erkenntnis, die man ihm schon in der Vergangenheit öfter gewünscht hätte. 

Doch zurück zum Kampf gegen Rechts. Hier stehen die Talkshowgäste von Louis Klamroth geschlossen Seite an Seite. Einen AfD-Politiker einzuladen, damit er seine Position zur Debatte beitragen kann – diese Mühe hat man sich offensichtlich nicht gemacht. Stattdessen diskutieren Spiegel-Kolumnist Sascha Lobo, der FDP-Politiker Muhanad Al-Halak, eine digitalaffine Lehrerin, eine radikal nervige Feminismus-TikTokerin (Tara-Louise Wittwer) und ein YouTuber mit dem Namen „Der Dunkle Parabelritter“, der übrigens auch ein ÖRR-Format bei Funk hat, darüber, wie sie die AfD im Netz besiegen können.

Und weil das offenbar noch nicht reicht, hat sich Klamroth auch noch zwei erfolgreiche Anti-AfD-Livestreamer ins Publikum gesetzt, denen er sich später in der Sendung in einem Kurzinterview widmet. Einer der TikToker trägt ein T-Shirt mit dem Slogan „Protestwählen heißt gegen Rechts wählen“ – und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Dass man die AfD auf TikTok bekämpfen müsse – das ist für alle Anwesenden offensichtlich evident. Allein über die Methoden herrscht Uneinigkeit.

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Während die TikTokerin Wittwer von allen anwesenden Herren für ihre Videos beklatscht wird, in denen sie angeblich frauenfeindlichen Content rechter Influencer herablassend kommentiert, lässt der YouTuber einen bemerkenswerten Satz fallen: „Wir müssen aufhören, permanent über die AfD zu sprechen.“ Ein Satz, der von Klamroth natürlich gekonnt ignoriert wird, stellt er doch sein gesamtes Sendungskonzept infrage. 

Auch Herr Lauterbach hat klare Vorstellungen davon, was zu tun ist: „Mehr Regulation durch den Staat ist das, was Nancy Faeser macht, und das ist auch das, was ich für richtig halte“, erklärt er. Immerhin seien in den Sozialen Medien überall „Hass“ und „Drohungen“ zu finden. Überall werde „Mist verbreitet, der dort nicht hingehört“ – deswegen sei eine stärkere Regulierung durch den Staat notwendig. Dafür nimmt man vor allem die App-Eigentümer in die Verantwortung – die von Lauterbach intendierte Regulation, die sich auch schon in dem in Deutschland bereits eingeführten EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) wiederfindet, geht von Geldstrafen bis zu einem möglichen App-Verbot, erklärt der Gesundheitsminister nüchtern. Aber an diesem Punkt sei man aktuell noch nicht – deswegen steigt er wohl nun mutig in die mediale Auseinandersetzung mit der AfD ein. 

Als Sascha Lobo anmerkt, dass diese Gesetze vor allem dazu führen, dass die Unternehmen sehr viele Inhalte automatisch mit Logarithmen löschen lassen müssen und dadurch auch viele legale Inhalte zensiert werden, wechselt Lauterbach geschickt das Thema. Ebenso schaut er nur genervt, als der Spiegel-Journalist anmerkt, dass manche jungen Leute möglicherweise genau deswegen AfD wählen, um Karl Lauterbach eins auszuwischen. TikTok als Rebellion junger Leute gegen „die da oben“ – die wohl zutreffendste Analyse des Abends stammt vom Mann mit dem pinken Irokesen. 

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Am Ende bleibt eine erfolgversprechende Antwort, wie die Anwesenden die AfD auf TikTok besiegen wollen, aus. Lauterbach meint, in Zukunft mit – wie er sagt – „spritzig“ vorgetragenen politischen Inhalten, wie dem Cannabisgesetz oder der Pflegereform, bei den jungen Leuten anzukommen. Der FDP-Politiker Al-Halak (der übrigens schon politische Inhalte mit peinlichen TikTok-Tänzen bewarb) hält sich bereits jetzt für das größte Social Media Genie, weil er einmal in einem Video über die Cannabis-Debatte einen Brokkoli angezündet hat und das ja witzig sei, weil unter jungen Leuten das Emoji für Cannabis ein Brokkoli sei. Was für ein Brüller.

Doch am Ende steht im Subtext nur eine Message an die AfD und ihre TikTok-Fans im Raum: Solange wir euch und eure Videos noch nicht verbieten können, mühen wir uns mit peinlichen Videos ab. Das klare Ziel ist aber offenbar, AfD-Inhalte ganz von TikTok zu verdrängen. Dann kann sich auch Lauterbach endlich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung widmen: Aggressiv twittern – das macht er schließlich bekanntlich am liebsten. 

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