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Söder will „Verfassungsviertelstunde“ in Schulen

Weil die AfD bei Jugendlichen immer populärer wird und politische Debatten zunehmend in sozialen Netzwerken stattfinden, möchte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine „Verfassungsviertelstunde“ in Schulen einführen. Lehrerverbände sind nicht begeistert.

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„Wir stellen das Land nicht auf den Kopf, wir erziehen die Bürger nicht um“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags mit den Freien Wählern. Worin die neue (alte) Koalition Schüler aber nun wöchentlich unterrichten will, ist politische Bildung in Form einer „Verfassungsviertelstunde“, wie im Koalitionsvertrag zu lesen ist.

Schüler des Freistaates sollen demnach jede Woche über die Wichtigkeit der demokratischen Grundordnung unterrichtet und mit ihr in Berührung gebracht werden. Zahlreichen Medienberichten zufolge möchte Söder damit auf die Ergebnisse der erstarkenden AfD bei den Juniorwahlen, die unter 18-jährige Jugendlichen stattfand, reagieren. Außerdem sollten politische Debatten nicht nur sozialen Netzwerken überlassen werden, meint der Ministerpräsident.

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Die Verfassungsviertelstunde solle auch eingeführt werden, weil Bayern auch in Zukunft ein „führendes Bildungsland in Deutschland bleiben“ soll, ist dem Koalitionsvertrag zu entnehmen. Speziell bei politischer Bildung landet Bayern aber laut dem „Ranking Politische Bildung 2022“ gemeinsam mit Thüringen und Rheinland-Pfalz seit Jahren am Ende der deutschlandweit jährlich erhobenen Statistik.

Lehrerverbände mit Kritik

Söder gehe es gar nicht um das stumpfe Erläutern der demokratischen Werte, sondern um „praktische Anwendung der Demokratie“, heißt es von der Koalition. Dabei solle den Lehrenden „maximale pädagogische Freiheit“ gewährt bleiben. Trotzdem kritisieren Lehrerverbände die Pläne, sie würden den Unterricht einschränken und wären davon abgesehen mit keinerlei Konzept versehen, wie ein solch theoretisch-veranlagtes Thema sinnvoll in die Lehrstunden integriert werden sollte.

Die von Söder deklarierte „maximale pädagogische Freiheit“ wirkt also oft eher als Hindernis und führt zu einigen Fragezeichen über den sowieso schon rauchenden Köpfen der Pädagogen. „Das steht im Gegensatz zu der von der Koalition versprochenen Entlastung“, meint der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll gegenüber dem RND. Der Philologenverband schließt sich dieser Frage an. Auch der Fachkräftemangel dürfte dadurch eher beschleunigt als beruhigt werden.

Demgegenüber steht die Fürsprache des Landesvereins für Heimatpflege und weiteren Akteuren aus nicht-pädagogischen Bereichen. Einigen gefällt die Idee, andere halten sie für zu kurz gegriffen oder falsch angewendet. Alle sind sich aber einig: Wie die Verfassungsviertelstunde konzeptionell in den Schulalltag einfließen soll, weiß man nicht.

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