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„Verschärfte Bedingungen“

Russland: US-Journalist Evan Gershkovich zu 16 Jahren Haft verurteilt

Der US-Journalist Evan Gershkovich ist zu 16 Jahren Haft in Russland verurteilt worden. Der wegen angeblicher Spionage verurteilte Journalist kann jetzt nur noch auf einen Gefangenenaustausch hoffen.

Evan Gershkovich

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Der Wall Street Journal-Journalist Evan Gershkovich ist in Russland zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Das berichtet die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters. Gershkovich war schon im März 2023 unter dem Vorwurf der Spionage inhaftiert worden.

Jetzt folgte am Freitag das Urteil: 16 Jahre Haft im Straflager unter „verschärften Maßnahmen“. Wie viele Gerichtsprozesse dieser Art fand auch der Prozess gegen Gershkovich unter völligem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Wall Street Journal, wie auch die US-Regierung, weisen die Vorwürfe gegen Gershkovich vehement als haltlos und erfunden zurück. Entsprechend pocht Washington auch auf die Freilassung des 32-Jährigen, der heute mit kahl rasiertem Kopf vor den Richter trat.

Die letzte Hoffnung: Ein Gefangenentausch

Straflager und „verschärfte Maßnahmen“ heißen nichts Hoffnungsvolles für den Journalisten. Zuletzt war der russische Kremlgegner Alexej Nawalny im Februar nach drei Jahren Haft tot aufgefunden worden. Unter Putins Regierung war es immer wieder zu solch drakonischen Strafen gegen unliebsame Journalisten gekommen. „Reporter ohne Grenzen“ sprach in ihrem Jahresabschlussbericht von 28 Journalisten, die in russischen Gefängnissen sitzen.

Hoffnung für Gershkovich ist allein ein möglicher, diskutierter Gefangenenaustausch zwischen den Vereinigten Staaten und Russland. So heißt es nach offiziellen russischen Angaben, dass im Hintergrund Gespräche mit den Vereinigten Staaten bezüglich eines Gefangenenaustausches mit Gershkovich als Teil des Deals laufen würden, ohne dass es bisher Ergebnisse daraus gäbe.

Einige Beobachter deuten das schnelle Urteil gegen Gershkovich am Freitag jedoch sogar als „gutes Zeichen“ für einen solchen Austausch. Nach russischer Justizpraxis muss, damit ein Austausch stattfinden kann, ein Urteil gegen den zu Tauschenden vorliegen, sonst ist der Austausch rechtswidrig. Gershkovich könnte nach dem Urteil vom Freitag damit Teil eines Deals mit den Vereinigten Staaten werden.

Für Putin sind solche Gefangenenaustausche gerngesehenes Mittel, eigene Straftäter wieder ins eigene Land und in den eigenen Machtbereich zu leiten. So vermuten einige Beobachter, dass Putin etwa Interesse daran haben könnte, den nach dem Mord im Berliner Tiergarten 2021 verurteilten Russen in Deutschland durch das Druckmittel Gershkovich freizubekommen. 2021 erschoss der russische Täter im Auftrag staatlicher russischer Stellen einen georgischen Staatsbürger, weil der im Tschetschenienkrieg russische Soldaten getötet haben soll, im Berliner Tiergarten.

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