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Er wollte die Kriminalität ausmerzen:

Ecuadors Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio wurde offenbar von Kartell ermordet

In Ecuador hat sich der Kandidat der Zentrumspartei, Fernando Villavicencio, mit seinem Versprechen, das Land von Kriminalität zu befreien, bei den Banden unbeliebt gemacht - und wurde kurzerhand ermordet. Jetzt hat sich eine von ihnen zu der Tat bekannt und weitere Drohungen ausgesprochen.

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Er wollte das Land aus der Krise führen, Kriminalität und Korruption ausmerzen. Fernando Villavicencio, Kandidat der Zentrumspartei, machte laut CNN schon im Mai öffentlich Aussagen zur Verfassung seines Landes. Ecuador sei zu einem „Narco State“, einem Staat, in dem organisierte Clan-Strukturen nicht nur gefährlich geworden sind, sondern auch das Heft des Handelns übernommen haben, mutiert. Er erklärte, organisierte Kriminalität, Drogenhandel und Bestechung abschaffen zu wollen. 

Wegen seiner journalistischen sowie politischen Tätigkeiten soll er zuletzt sogar Morddrohungen erhalten haben. Überwiegend von Banden – von denen sich eine, die „Los Lobos“, nun zum Mord am 9. August bekannte. Man richtete in dem Video-Statement außerdem klare Worte an die Politiker des Landes. In dem Video sind etwa 30 maskierte Männer mit Maschinengewehren zu sehen. Der Redner der Gang sagt, dass die Los Lobos „ganz Ecuador mitteilen möchten, dass korrupte Politiker jederzeit aus ihrem Amt entfernt werden, wenn sie sich nicht an Abmachungen halten.“ Politische Morde, wie der an Fernando Villavicencio, werden „weiterhin stattfinden, wenn die Korrupten ihr Wort brechen.“ Auch Jan Topic, ein weiterer Präsidentschaftskandidat, wurde mit den Worten „du wirst der Nächste sein, wenn du dein Wort brichst“ bedroht. 

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In der jüngsten Vergangenheit wurden bereits ein Bürgermeister als auch ein Mitglied des Parlaments durch drogenkriminelle Banden getötet, die sich immer weiter in Ecuadors Hauptstadt Quito ausbreiten, während sie einige Provinzstädte des Landes bereits gänzlich kontrollieren. 

Eines der vielen Opfer „der Wölfe“

Los Lobos ist mit über 8.000 Mitgliedern die zweitgrößte Bande Ecuadors, in der Vergangenheit waren sie regelmäßig für Gefängniskämpfe verantwortlich, bei welchen 2021 ganze 315 Insassen starben. Damit sind „Die Wölfe“ maßgeblich an der sich verschlechternden Kriminalstatistik beteiligt: Zuletzt war die Zahl der Morde mit 25 auf 100.000 Einwohner um fast das Doppelte zum Vorjahr gestiegen, berichtete die Regierung kürzlich. An Einfluss gewann die Bande aber erst in den letzten Jahren, sie erlangten die Führung über weitere ecuadorianische Gangs und kooperierten mit dem Jalisco New Generation Cartel, welches für die Sicherstellung der Kokain-Lieferrouten im Land zuständig ist, wie insightcrime.org berichtet. Außerdem kontrolliert die Bande auch Minen, Land und Wasserwege sowie den Waffenhandel. 

Ihr jüngstes Opfer Villavicencio gründete derweil schon mit 18 Jahren seine eigene Zeitung, war investigativ tätig und deckte im Laufe der Jahre Skandale der Öl-Industrie in Ecuador auf. 2009 begann er seine politische Laufbahn und machte sich wenig später für eine Untersuchung stark, nachdem das Militär 2010 bei der Geiselnahme des damaligen Präsidenten Rafael Correa fünf Menschen tötete. Correa veranlasste ein Verfahren gegen Villavicencio, 18 Monate Haft resultierten. „Der Präsident wollte, dass ich mich auf Knien vor ihm entschuldigte, aber das werde ich niemals tun“, war Fernando Villavicencio Statement dazu. Er fand Asyl in Peru und konnte 2014 ein großes Korruptions-Netzwerk um den damaligen Präsidenten Rafael Correa aufdecken, worauf dieser zu acht Jahren Haft verurteilt wurde – allerdings ins politische Exil nach Belgien floh.

Die Präsidentschaftswahl findet trotzdem statt

Nach den drei tödlichen Schüssen auf Fernando Villavicencio, im Anschluss an eine Wahlkampfveranstaltung, soll die Präsidentschaftswahl dennoch am 20. August in Ecuador stattfinden. Mit 13 Prozent lag Villavicencio auf dem zweitem Platz hinter der Rafael Correa-treuen Luisa Gonzalez (26 Prozent). Damit ist das Wahlergebnis nach dem Mord um einiges vorhersehbarer geworden. Der amtierende Präsident Guillermo Lasso verkündete einen 60-tägigen Ausnahmezustand und mobilisierte alle bewaffneten Kräfte im Land – er schrieb auf Twitter, dass der Mord an Villavicencio nicht unbestraft bleiben wird.

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