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Pandemie-Vorbereitung

„Nicht jeden sprechen lassen“: Drosten will wissenschaftliche Äußerungen abseits des Mainstreams unterbinden

Beim „World Health Summit“ diskutierten Karl Lauterbach und Christian Drosten am Sonntag über die Lehren, die sie aus der Corona-Pandemie gezogen haben. Beide waren sich einig: Die Meinungsvielfalt in den Sozialen Medien und unter Wissenschaftlern war ihnen zu groß. Diese wollen sie künftig offenbar unterbinden.

Seit Sonntag findet in Berlin das „World Health Summit“ statt – eine Art Gipfeltreffen der weltweiten Verantwortlichen für die sogenannte „Globale Gesundheit“. Die Rednerliste ist hochkarätig besetzt: Unter den über 300 Referenten ist der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus – aber auch zahlreiche deutsche Redner sind vor Ort. Mit dabei: Umweltministerin Steffi Lemke, Entwicklungsministerin Svenja Schulze, RKI-Präsident Lars Schaade, Charité-CEO Heyo Kroemer, ein Biontech-Geschäftsführer, Eckart von Hirschhausen und – natürlich – Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Professor Christian Drosten. 

Gleich am Freitag ging es auf dem Podium um die Erkenntnisse, die man aus der Corona-Zeit für künftige Pandemien gezogen haben will. Im Plenum saßen unter anderem Karl Lauterbach und Christian Drosten und waren sich – in gruseliger Weise – in einem Punkt entschieden einig: Eines der größten Probleme in der Corona-Pandemie sei die Meinungsvielfalt unter Wissenschaftlern und in den Medien gewesen. Diese müsse in Zukunft unterbunden werden. Natürlich sagten die Herren das nicht so direkt – diese Ansichten ließen sich jedoch unschwer in ihren Äußerungen erkennen. Lauterbach sprach von einer „Info-Pandemie“, die man gegen sich habe und einem „Social-Media-Krieg“, den man führe, in dem „alles, was man tue, infrage gestellt“ werde. Dieser Widerstand mache die Vorbereitung von Pandemien sehr viel schwieriger, so Lauterbach. 

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Drosten wiederum ging einen Schritt weiter und appellierte direkt an wissenschaftliche Institutionen, bei künftigen Pandemien auszuwählen, welche Wissenschaftler sich öffentlich äußern und welche nicht. Wörtlich sagte Drosten: „Wir müssen die wissenschaftlichen Institutionen auffordern, eine gewisse Auswahl zu treffen und Podien mit Wissenschaftlern zusammenzustellen, die tatsächlich Experten sind.“ Man solle, so Drosten, nicht jeden dahergekommenen Wissenschaftler „mit irgendeinem Abschluss“ inmitten der Pandemie über die Kernprobleme reden lassen. Denn: „Sobald die politische Entscheidungsfindung zum Beginn einer Pandemie beeinflusst und verzerrt wird durch Desinformation und Propaganda, sind wir verloren.“

Auch die Medien ging er dafür an, dass sie seiner Meinung nach ihre Rolle in der Pandemie nicht erfüllt haben. „Sie sollten sich wirklich selbst im Spiegel betrachten“, sagte Drosten leicht erregt. Inwiefern die Medien versagt hätten, erläuterte er nicht weiter. Vermutlich ist er der Meinung, dass die Medien nicht ausreichend gegen – wie er es nennt – „Desinformation und Propaganda“ vorgegangen seien – dies wäre im Zusammenhang seiner Aussage naheliegend. 

Was soll man dazu sagen? Ja, das Leben von Lauterbach und Drosten wäre in der Pandemie sicher unvorstellbar leichter gewesen, wenn nicht böse böse Wissenschaftler, Journalisten und Social-Media-Nutzer ihnen nicht ständig widersprochen hätten! Wir alle bedauern sie zutiefst für diese unzumutbare Erfahrung…? Mal im Ernst: Wenn die Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann, dass wissenschaftlicher Fortschritt nicht durch die Unterdrückung von abweichenden Meinungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen erreicht werden kann. 

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Lauterbach und Drosten haben offenbar kein Interesse an wissenschaftlichem Diskurs

Es ist geradezu zynisch zu behaupten, dass es in der Corona-Pandemie zu viel Meinungsvielfalt unter den Wissenschaftlern gegeben hätte, die sich öffentlich äußerten. In den ersten Pandemie-Jahren war eher das Gegenteil der Fall. Ganz Deutschland durfte sich den Einschätzungen eines von der Bundesregierung zusammengestellten „Corona-Expertenrats“ beugen, ihren Alltag von ihnen bestimmen lassen. Dazu wäre man eventuell in einer Krisensituation auch bereit gewesen, wäre die Voraussetzung erfüllt worden, dass diese „Experten“ tatsächlich wissenschaftlich fundierte Ratschläge unterbreiten. Dies war aber nicht der Fall. Die viel beschworene Maskenpflicht stellte sich später als Nonsens heraus – zahlreiche hochkarätige wissenschaftliche Organisationen bescheinigten die Wirkungslosigkeit des Mund-Nasen-Schutzes bei der Vorbeugung von Infektionen. Und auch die von den „Experten“ viel angepriesene Impfung stellte sich später als fast wirkungslos in Bezug auf den Übertragungsschutz heraus – und ging mit deutlich mehr und schwereren Nebenwirkungen einher, als zu Anfangs behauptet worden war. 

Im Kern müssen sich Drosten und Lauterbach den Vorwurf machen lassen, dass ihre Äußerungen vom Freitag absolut unwissenschaftlich sind. Wer abweichende Meinungen und wissenschaftliche Diskussionen unterbinden will, anstatt sich auf den Kampf des besseren Arguments – beziehungsweise der eindeutigeren Studienerkenntnisse – einzulassen, der hat kein Interesse an echter wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung, sondern möchte vor allem Kontrolle ausüben. Es ist ernüchternd, dass nach drei Jahren Pandemie – mit schlimmsten Grundrechtsbeschränkungen, nachweislicher politischer Beeinflussung der Berichterstattung in den Sozialen Medien und einem erschreckend eingeengten öffentlichen Meinungskorridor – tatsächlich das Resümee zu sein scheint: In der nächsten Pandemie braucht es noch weniger wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs. 

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