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Betroffene stellt klar:

Lügen und aus dem Kontext gerissene Aussagen in ARD-Doku über Antifeminismus

Im Juli veröffentlichte das ARD-Format Y-Kollektiv eine Dokumentation über Antifeminismus. Jetzt meldet sich eine Frau, die selbst interviewt wurde zu Wort – sie stellt klar: In der Doku werden nicht nur Aussagen aus dem Kontext gerissen, sondern auch erfunden.

Rechts: Youtuberin Marksaline Schiffer - Screenshot aus ihrem Video zur Antifeminismus-Reportage

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Unter dem Titel „Frauen gegen Frauenrechte“ veröffentlichte das ARD-Format Y-Kollektiv vergangenen Monat eine Dokumentation über das „Phänomen Antifeminismus“. Gleich zu Beginn der Doku, in der unter anderem die Kriminalisierung von Antifeminismus gefordert wird, zeigt sich die Reporterin schockiert über Frauen, die sich gegen Feminismus und Selbstbestimmung aussprechen. Zur Veranschaulichung zeigt sie Video-Beispiele – doch wie sich nun herausstellt, sind die völlig aus dem Kontext gerissen. Eine der Frauen, die später auch interviewt wurde, stellt auf Youtube klar: Y-Kollektiv manipuliert und lügt in der Doku. 

Marksaline Schiffer, die auf YouTube auch als „Der Äqualist“ bekannt ist, veröffentlichte am Samstag ein Video, um ihren Followern mal „ein paar Dinge zu der Antifeminismus-Reportage“ zu sagen, in der sie selbst vorkommt. Schiffer sieht mehrere Manipulationsversuche seitens des Y-Kollektivs – und dass schon in den ersten 30 Sekunden der 26-minütigen Dokumentation. Die Reporterin hält zu Beginn des Videos nämlich mehrere Clips in die Kamera, welche eine gefährliche feministische Haltung von Frauen auf TikTok und Instagram zeigen sollen. Das Problem dabei: Jedes der Videos wurde deutlich verkürzt dargestellt und so völlig aus dem Kontext gerissen.

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Kontextlose Aussagen und Unterstellungen

Schiffer, die zu Beginn erstmal klarstellt, dass keine der Frauen um Erlaubnis gefragt wurde, ob ihre Videos in der Dokumentation verwendet werden dürfen, zeigt auf Youtube die ganzen – beziehungsweise größere Ausschnitte – der Videos. Ein Beispiel ist das extrem verkürzt dargestellte TikTok-Video des Accounts „elenamarita1“.  Bei Y-Kollektiv hört und sieht man die junge Frau nur sagen: „Was auch immer der Mann tut, was dir nicht gefällt, weißt du, was du machen solltest: gar nichts“ – für die Reporterin ist das ein Beweise dafür, dass Frauen laut Menschen wie Elenamarita „nicht selbstbestimmt sein“ sollen. Das eigentliche Video dauert jedoch eine ganze Minute – und die Influencerin geht darin auf eine vollkommen andere Thematik ein: Sie will nicht, dass Frauen versuchen einen Mann (mit dem sie eine Beziehung eingegangen sind) zu ändern, sie sollen ihn stattdessen im schlimmsten Fall verlassen.

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Marksaline Schiffer zeigt in ihrem Video-Ausschnitte der Kommunikation mit Elena, die schockiert gewesen sei, als sie das Video von Y-Kollektiv gesehen habe. In der Darstellung des ARD-Formats höre es sich an, als habe die junge Frau gesagt, man müsse „zum Beispiel Gewalt akzeptieren“, doch das habe sie nicht gesagt – „Ich habe gesagt, wenn du jemanden datest und der was macht, was dir nicht gefällt, dann musst du halt gehen, anstatt zu versuchen ihn zu ändern.“

Frei erfundene Fakten

Doch nicht nur die kurzen Videos sind in der Antifeminismus-Doku aus dem Kontext gerissen – auch die Interviews beziehungsweise Interviewgäste wurden verfälscht dargestellt. So wurde Jasmin Neubauer, der Betreiberin des Instagram-Accounts „Liebe zur Bibel“, die als überzeugte Christin einen Lebenswandel vollzogen hat, die Aussage unterstellt, dass „kurze Hosen, Crop-Tops (…) heute ein No-Go“ seien. Das hat die junge Frau jedoch nie gesagt, wie sie in Schiffers Video klarstellt – sie trage selbst sehr wohl kurze Hosen und die bauchfreien Tops. 

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Laut Schiffer ziehen sich solche, im Off einfach hinzugedichteten Aussagen und aus Kontext gerissene Zitate durch die gesamte Dokumentation – sie selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Nachdem eine Journalistin des Y-Kollektivs sich freundlich unter einem von ihren Videos meldete und Interesse an Schiffer mit der Arbeit „an einem Projekt, das den heutigen Feminismus mehrperspektivisch darstellt“ begründete, vereinbarte man ein Gespräch. Dargestellt wurde Schiffer, die sich als Äqualistin, also eine Person, die ausdrücklich eine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau befürwortet, sieht, jedoch nur als eines: Als Antifeministin. 

„Ich wünsche mir eine Richtigstellung“

In der Doku wird außerdem ein Teil des, nach Schiffers Aussagen insgesamt zwei stündigen, Interviews gezeigt, indem sie sagt: „Ich habe mich selber als feministisch gesehen (…) aber wenn man halt auch ein bisschen so in der Social Media Welt unterwegs ist, (…) dann merkt man (…), die Leute repräsentieren das nicht so wie ich es verstanden habe“. Die Off-Stimme ergänzt: „wie genau sie es versteht, kann sie mir allerdings nicht sagen“. Doch dem widerspricht Schiffer in ihrem Video. Sie hat eine eigene Audio-Aufnahme des Interviews, die sie in ihrem Video abspielt. Zu hören ist eine lange Erklärung ihrer Ansichten, die in der Doku herausgeschnitten wurde.

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Auch in keinem der anderen Interviews kommt eine Frau zu Wort, um ihre Ansichten genauer erklären zu können. Ständig werden kurze Aussagen ohne genauen Kontext hingestellt, die folgend von einem Experten, der seine Thesen nicht näher belegt, vermeintlich widerlegt werden. Schiffer äußert zum Ende ihres Videos eine Bitte an das Y-Kollektiv: „Ich wünsche mir eine Richtigstellung von euch. (…) Ich habe der Journalistin erzählt, was ich für furchtbare Dinge (…) im Internet erlebt habe, und dennoch habt ihr euch dazu entschieden, mich derart [verfälscht] darzustellen und nochmal richtig auf mich draufzutreten“. 

Seit Veröffentlichung des Videos hat sich laut Schiffer weder das Y-Kollektiv noch die verantwortliche Reporterin bei ihr um eine Aussprache bemüht. Ein öffentliches Statement ist bisher auch nicht erfolgt. Einzig der YouTube-Kommentar, welchen eine beteiligte Journalistin unter einem von Schiffers Videos postete, wurde gelöscht.

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