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„Hart aber Fair“

Leitkultur-Debatte: Während Publizistin Kalifat und Scharia schönredet, flüchtet sich Voigt in die Bratwürste

Scharia ist unproblematisch, Kalifat ist Frieden: Während die Publizistin Khola Hübsch und die Komikerin Enissa Amani Islamismus verharmlosen, kommt Thüringens CDU-Chef beim Thema Leitkultur nicht über „Bratwurst“-Niveau hinaus. Ein Trauerspiel für den Konservatismus.

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Die Leitkultur-Debatte ist verbraucht und redundant. Seit Jahrzehnten diskutieren echte und vermeintlich konservative das Thema – nur Butter bei die Fische gibt es nie, weil keiner sich traut, eine echte Leitkultur zu formulieren, die über dumme Allgemeinplätze wie „unsere Werte“ (welche?) oder Boomer-Forderungen nach Prosa und Gedichten hinausgeht.

„Rechtsruck oder Kurs der Mitte: Soll Deutschland konservativer werden?“, fragt Louis Klamroth seine Gäste in der Hoffnung, dass dieses Mal mehr herumkommt. Zur Diskussion geladen waren der CDU-Spitzenkandidat für die Thüringer Landtagswahl, Mario Voigt, Sahra Wagenknecht – Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete des nach ihr benannten Bündnisses BSW – und der Juso-Bundesvorsitzende Philipp Türmer. Den Politikern saßen der stellvertretende Chefredakteur der WELT, Robin Alexander, gegenüber sowie die Komikerin und Aktivistin Enissa Amani und die muslimische Publizistin Khola Maryam Hübsch. Es ging um Leitkultur und Konservatismus – und auch um den Islamisten-Aufmarsch in Hamburg am Wochenende.

Hübsch ist wenig empört über diese Demonstration. „Ich gehöre einer Gemeinde an, die hat einen Kalifen“, erklärte die Publizistin, die seit dem Jahr 2021 Vertreterin der muslimischen Glaubensgemeinschaften im Rundfunkrat der Hessischen Rundfunks ist. Sie fügte hinzu, der Kalif in ihrer Gemeinde setze sich gegen Kriege ein.

Kalifat ist nicht schlimm, aber Leitkultur „triggert“

Khola Maryam Hübsch ist bekannt für solche Manöver. Völlig klar, dass es bei der Demo in Hamburg nicht um den Kalifen ihrer religiösen Splittergruppe der Ahmadiyya-Muslime geht – und noch klarer, dass das Kalifat der Islamisten in Hamburg aber auch gar nichts mit Frieden zu tun hat. Aber irgendwie schaffte Frau Hübsch es nicht, das klar zu benennen. „Sie sehen die Demo gestern nicht als Problem an?“, hakte Klamroth erstaunt nach – Hübsch wich aus. Es ginge darum, wie man die Demo korrekt einordne. Wobei die Frage wäre: „Wie versteht man denn solche Slogans“.

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Allahu-Akbar-Islamisten sind kontextabhängig, im Zweifel unproblematisch und falsch verstanden – Sätze wie „Die Scharia gehört nicht zu Deutschland“ sind für Hübsch hingegen „Populismus“. Scharia und Kalifat seien „politische Kampfbegriffe“ geworden. „In der islamischen Welt sind das erst einmal ganz normale Terminologien“, sagte die Publizistin.

Ähnlich wie Hübsch arbeitet auch Enissa Amani: Die iranischstämmige Fernsehpersönlichkeit ist Komikerin, meint aber völlig ernst, was sie sagt. Zum Beispiel, dass sie sich durch den Begriff Leitkultur „getriggert“ fühle und lenkt ebenfalls von den Hamburg-Islamisten ab: Sie wünsche sich, dass genauso wie über die Demo darüber gesprochen werde, „wie viele Milliardäre davonkommen mit zwei Prozent Steuern“.

Weicher Islamismus – Voigt kann nur „Bratwurst“ entgegensetzen

Man muss schon sagen: Mit der Einladung von Amani und Hübsch hat die Redaktion von Hart aber Fair einen guten Job gemacht. Denn die beiden Damen illustrieren hervorragend das, was man einen „weichen Islamismus“ nennen könnte. Beide gelten als angeblich „gemäßigte Muslime“ – und doch verteidigen sie radikale Islamisten, reden das Problem systematisch klein und lenken ab. Wenn nur schon mit einer Frage impliziert wird, dass nicht jede Art Islam zu Deutschland gehöre, stöhnen sie auf, weil sie diese Diskussion überhaupt nicht geführt sehen wollen. Da bräuchte es einen Konservativen, der dem Paroli bietet – und glasklar definieren kann, was Konservatismus und Leitkultur sind.

Leider ist nur Mario Voigt da. Der Christdemokrat aus Thüringen wird gefragt, ob er Leitkultur buchstabieren kann. „Ja, klar!“, antwortete der, um sie dann allerdings doch nicht auszubuchstabieren. Stattdessen flüchtet sich Voigt in Allgemeinplätze wie „Werte“, „Prinzipien“, „etwas Einladendes, aber auch etwas Forderndes“ oder „dass man ein Lied oder ein Gedicht kann“. Als wäre ein Islamist kein Problem mehr, wenn er neben der Schahada und islamistischen Kampfliedern auch noch „Der Erlkönig“ rezitieren könnte. Ein paar Nachfragen später nannte er die „Bratwurst“, um den Stereotyp des dümmlich-leeren Konservativen wirklich abzurunden. Ach ja: und den „Aufbackdöner“. Deutsche Leitkultur ist billiges Fleisch aus Polen, auf türkische Art in der Fertigpackung? Dann hätten wir die Überfremdung wirklich verdient.

Welt-Journalist Robin Alexander muss Schützenhilfe geben. Er erklärt, dass der Begriff „Leitkultur“ ja vom syrisch-deutschen Politikwissenschaftler Bassam Tibi geprägt wurde. Dass dieser damit einen positiven Begriff für alle, Einwanderer wie Deutsche, schaffen und Integration wirklich ermöglichen wollte. Politikwissenschaft statt dumpfer Bratwurst-Parolen. Voigt scheint das überhaupt nicht zu wissen. So zumindest besiegt man Islamisierung und Parallelgesellschaften nicht.

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