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klima.neutral

Klimaneutraler Kongo – wenn die Dritte Welt zum Vorbild wird

Lesotho, DR Kongo und die Zentralafrikanische Republik sind jetzt Vorbild für Deutschland. Der WDR-Kanal klima.neutral feiert, dass diese und fünf weitere Länder ihren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien herstellen.

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„Das sind doch mal richtig gute News kurz vorm Wochenende!“, beginnt ein Instagram-Post des WDR-Formats klima.neutral. Man feiert, dass nun insgesamt acht Länder ihren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen und erklärt sie deshalb zu unser aller Vorbild. Konkret geht es um die Länder Lesotho, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Bhutan, Nepal, Paraguay, Albanien und Island. Ein genauerer Blick auf diese Länder verrät, warum sie dieses Husarenstück im Namen des Klimaschutzes (unbeabsichtigt) geschafft haben.

In den afrikanischen Ländern, die uns der öffentlich-rechtliche Rundfunk hier als positives Beispiel aufzeigt, ist eine regelmäßige Stromversorgung ein wahrer Luxus. In der Demokratischen Republik Kongo haben nur 19 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Strom, in der Zentralafrikanischen Republik sind es immerhin 32,4 Prozent und in Lesotho mit 47 Prozent fast jeder zweite Einwohner.

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Und das ist bei weitem nicht der einzige Nachteil in den „Vorbild“-Nationen: So ist neben einer ausufernden Kriminalitätsrate, einem allgemein niedrigen Lebensstandard und der schlechten medizinischen Versorgung auch die Lebenserwartung in den Ländern ist sehr gering. Während sie in Deutschland im Jahr 2020 bei 78,5 Jahren für Männer und 83,4 Jahre für Frauen lag, liegt sie in der Zentralafrikanischen Republik bei grade mal 51,5 Jahren für Männer und 55,9 Jahren bei Frauen. In Lesotho werden die Menschen durchschnittlich zwischen 51,7 Jahren (Männer) und 58,1 (Frauen) Jahre alt, während man in der Demokratischen Republik Kongo mit 63,3 Jahren für Männer und 66,3 Jahren für Frauen die höchste Lebenserwartung hat.

Wasserkraft und wenige Einwohner, dass Erfolgsrezept

Die anderen fünf Länder, die von klima.neutral genannt wurden, haben zwar eine hohe Elektrifizierung, sind aber aus anderen Aspekten mit Deutschland nicht vergleichbar. So hat Paraguay zum Beispiel Wasserkraftwerke mit einer gesamten Leistung von 8,8 Gigawatt, von denen die 6,7 Millionen Einwohner des südamerikanischen Landes lediglich vier Gigawatt benötigen. Deutschland hat nur 5,6 Gigawatt Wasserkraft installiert und könnte damit eine Bevölkerung und eine Wirtschaft in der Größenordnung Paraguays versorgen – nur sind wir eben nicht Paraguay.

Deutschland hat mehr als zehnmal so viele Einwohner wie das südamerikanische Land, allein in Hessen leben mit 6,39 Millionen Menschen (Stand 2022) fast so viele wie in ganz Paraguay. Und auch der Stromverbrauch pro Kopf ist nicht zu vergleichen. Während Deutschland 2018 pro Kopf 7.025 kWh Strom verbrauchte, brauchte Paraguay lediglich 1.407 kWh pro Kopf. Damit hat Paraguay einen pro Kopf Verbrauch, der mit Tadschikistan vergleichbar ist und nur ein Fünftel von dem eines Bundesbürgers.

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Albanien, eines der ärmsten Länder Europas, ist ebenfalls reich an Wasserkraft, ebenso wie die im Himalaya gelegenen Länder Nepal und Bhutan, die ihren Erfolg den Flüssen in ihren Ländern zu verdanken haben. Das reichste Land in der Liste ist Island. Die rund 400.000 Isländer verteilen sich auf üppige 103.125 Quadratkilometer, was vier Isländer pro Quadratkilometer ergibt. Deutschland hat 59 Mal mehr Einwohner pro Quadratkilometer. Dazu kommt, dass das vulkanreiche Land neben der Wasserkraft auch auf Geothermie setzen kann.

Am Ende des Posts stellt klima.neutral noch eine Frage: „Seid ihr überrascht, dass gerade diese Länder so gut dastehen?“ Doch das ist weder überraschend, noch stehen alle diese Länder besonders gut dar. Um das ‚Erfolgskonzept‘ zu kopieren, müsste Deutschland seinen Wohlstand nicht nur an den 5,6 Gigawatt Wasserkraftwerken orientieren, sondern entweder die Bevölkerung an sich oder den Elektrifizierungsgrad deutlich reduzieren.

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