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Ständige Überwachung

EU möchte private Chats durchleuchten – und bewirbt Gesetz mit fragwürdigen PR-Mitteln

Die EU möchte unter dem Deckmantel des Schutzes vor Kindesmissbrauch Chats durchgehend überwachen lassen. Dass sich dagegen in einigen Mitgliedsstaaten Widerstand bildet, versucht die EU-Kommissarin Ylva Johansson jetzt mit einer problematischen PR-Aktion zu bekämpfen.

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Schon seit über einem Jahr arbeitet die Europäische Union an einem neuen Gesetz zur Chatkontrolle, das vor allem Kindesmissbrauch vermehrt aufdecken möchte. Tatsächlich ist das Thema Kinderpornografie und daraus resultierende Strafen eine große Baustelle der EU, die Chatkontrolle soll aber viel mehr können, als „nur“ auf missbräuchliches Material zu untersuchen.

So soll das neue Gesetz Internetanbieter dazu zwingen, private Chats nach schädlichen Inhalten zu durchleuchten. Dass dieses Gesetz auch eine großflächige Datenerhebung von Anbietern über das private Leben ihrer Kunden legal macht, die gesammelten Daten so in einen noch größeren Kreislauf bringt, auch Behörden diese Vorgehensweise für sich nutzen könnten, um ungewünschte Bürger und Bürgerinnen noch unsensibler unter die Lupe zu nehmen und wie dieses Gesetz mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Nachrichtenapps und -programmen koexistieren soll, verschweigt die EU.

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Dass sogar Kinderschützer die Verschlüsselung von Chats als Sicherheit vor Hackern, die Medien von Minderjährigen illegal abgreifen wollen, als wichtig betrachten, ignoriert die EU vollständig.  „Der Kinderschutz wird hier als Türöffner für eine Infrastruktur zur anlasslosen Massenüberwachung missbraucht“, warnte der Datenschützer Konstantin Macher gegenüber Tichys Einblick.

Doch solange das Geld fließt, sind die Funktionäre in Brüssel zufrieden. Tatsächlich haben bereits milliardenschwere Technologie-Unternehmen – teilweise mit einflussreichen Lobby-Verbindungen – wie die US-Firma „Thorn“ ihr Interesse bekundet und arbeiten gemeinsam mit der EU an der technischen Umsetzung eines so großen Überwachungsapparates. Überwachung können die Dienste und Behörden heute natürlich auch schon, dieses Gesetz würde das Durchleuchten von sonst noch so privaten Details auch bei strafrechtlich irrelevanten Personen aber grundsätzlich legalisieren.

EU-Mitgliedsstaaten wollen ausgeweitete Kontrolle verhindern

Deshalb hat auch Interpol schon Interesse bekundet, die Infrastruktur zu nutzen, um europaweit Delikte aller Art durch automatisiertes Scannen jeglicher Chats zu erfassen und daraufhin schneller handeln zu können. Wer eins und eins zusammen zählt, erkennt, dass das Gesetz zu Chatkontrolle zu vielmehr auszuarten droht, als nur der harmlose Schutz vor Kindesmissbrauch.

Weil auch einige EU-Mitgliedsstaaten diese Sicherheitsbedenken im Bereich der Privatsphäre erkannten oder zumindest als relevant genug ansahen, um sie nicht vor den eigenen Bürgern zu verstecken, gab es gleich von vier Mitgliedsstaaten, Deutschland, Österreich, Schweden und Polen, einen Einspruch. Um eine Sperrminorität zu bilden und damit den Gesetzesentwurf zunichtezumachen, braucht es in der EU mindestens vier Mitgliedsstaaten sowie 35 Prozent der EU-Bevölkerung, also rund 160 Millionen Einwohner. Nun hat auch Finnland seine Skepsis geäußert und sogar eine Resolution auf den Weg gebracht.

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Diese fünf Staaten erreichen bereits 145 Millionen Einwohner und liegen knapp unter den Anforderungen für eine Sperrminorität. Auch die Niederlande äußern sich kritisch, haben sich aber noch nicht eindeutig zu den Kritikern bekannt. Im Falle eines niederländischen Vetos wäre die Hürde geschafft und die Chatkontrolle erst einmal auf Eis gelegt.

EU-Kommissarin wirbt mit fragwürdiger PR-Strategie für Chatkontrolle

Das möchte die EU und ihre Kommissarin Ylva Johansson mit all den Technologie-Unternehmen im Rücken natürlich um jeden Preis verhindern – und dafür greift Johansson sogar zu illegalen Mitteln. Um die eigene Agenda bei politischen und religiösen Vertretern zu bewerben, nutzte sie für ihre Kampagne das sogenannte „Microtargeting“. Diese Strategie hilft einflussreichen Personen ihre Anschauungen bei Andersdenkenden unterschwellig zu bewerben und ist in der EU sehr verpönt, wird teilweise sogar unter Beobachtung gestellt.

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Johansson wollte also durch unterschwellige Werbung in sozialen Netzwerken das Gesetz zur Chatkontrolle gezielt bei ihren politischen Gegnern, also jenen Ländern, die ihr Veto einreichten, bekannter und beliebter machen – und hat damit möglicherweise die EU-Datenschutzbeauftragten auf den Plan gerufen, wie Tichys Einblick berichtet. Johansson selbst bezeichnete das Vorgehen als „normale Standardpraxis“ und untermauert so einmal mehr die europäische Doppelmoral. Ganz nach dem Motto, „ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – was ein Gesetzesverstoß ist, möchte Brüssel immer noch selbst und für andere entscheiden.

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