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Popstar Ariana Grande

Ehen Zerbrechen als feministisches Empowerment?

Nach Skandalen um Ehebruch und Betrug hat Popstar Ariana Grande eine neue Single veröffentlicht, mit der sie sich gegen die Gerüchte wehren will. „Was interessiert es euch eigentlich so sehr, wessen Schwanz ich reite?“, singt sie in ihrer Single. Ihre Botschaft an ihre jungen Fans: Anderen Frauen die Männer auszuspannen, ist feministisches Empowering. 

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Ariana Grande ist ein Name, mit dem Sie vielleicht nichts anfangen können – Ihre 13 -Jährige Tochter aber ganz bestimmt. Sie ist inzwischen schon 30 Jahre alt, optisch würde man sie aber wohl eher auf 18 schätzen. Dieses Image hat sie sich hart erarbeitet. Sieht man sich Bilder von ihr an, auf denen sie tatsächlich 18 Jahre alt ist, ist sie nicht nur kaum wieder zuerkennen, sie sieht auch älter aus als heute.

Vielleicht haben Sie schon mal ein Lied von ihr im Radio gehört und sofort weggeschaltet, weil Sie mit Teenie-Popmusik nichts anfangen können. Die Time und Forbes zählen Grande allerdings zu den einflussreichsten Personen der Welt. 2019 wurde sie von Spotify zur meistgestreamten Musikerin des Jahrzehnts gekürt und ihre Lieder brachen bereits zahlreiche Billboard-Rekorde. 

Ariana Grande ist für vieles bekannt. Dafür dass sie so klein und zierlich ist – die ohnehin schon dünne Ariana wurde über ihre Karriere hinweg zunehmend noch dünner. Sie ist auch dafür bekannt eine extrem hohe Stimme zu haben. Ihr hoher Pferdeschwanz mit Kunsthaar ist ihr Markenzeichen. Zu Beginn ihrer Karriere trat sie fast nie ohne Tütü oder Schleifen im Haar auf, sie ist immer stark geschminkt und gestylt.

Ihre Hände und Arme sind mit Tattoos überzogen, von Charakteren aus Pikachu, über Herzchen, auf ihrem Finger steht „Baby Doll¶ (zu deutsch: Baby Puppe). Ihre Tattoos gingen durch die Medien, als sie sich auf ihre Handfläche eigentlich einen ihrer Albumtitel auf Japanisch tätowieren lassen wollte, stattdessen aber übersetzt „kleiner Kohlegrill ♡“ dabei herauskam.

In Auftritten fiel sie manchmal auf, weil sie beinahe panisch versuchte, nur von einer Seite aufgenommen zu werden. Ihr Gesichtsausdruck wirkt immer aufgesetzt. Sie wird gerne als Puppe bezeichnet, weil sie genauso aussieht. Ihre jungen Fans eifern ihr in all dem nach. Auf YouTube gibt es zahlreiche Anleitungen, wie man sich die Haare so machen kann wie sie, wie man sich so schminken kann wie sie, wie man so vegan essen kann wie sie, viele verstellen sogar die Stimme, um zu klingen wie sie. 

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Ariana Grande wirkt manchmal wie eine Karikatur von sich selbst, doch nicht wenige Mädchen zu Beginn ihrer Pubertät glauben, dass sie genau so sein müssen, um geliebt und gemocht zu werden. Sie merken dabei weder, dass an Ariana Grande ganz und gar nichts natürlich oder echt ist, noch wie sie ihre eigene Persönlichkeit damit aufgeben, zu einem hilflosen Püppchen zu werden, das ja nicht zu viel Platz wegnimmt.

Ich war ein junges Mädchen in der Pubertät, als Ariana Grande zum ersten Mal richtig berühmt wurde. Ich habe gesehen, welchen Effekt sie auf junge Mädchen hat, die nach weiblichen Vorbildern suchen. Dabei ist Ariana Grande ganz und gar nicht als Vorbild geeignet. 

Während sie von außen unschuldig wirken mag, macht sie in ihren Liedern klar, dass sie ganz und gar nicht unschuldig ist. Sie wechselt in den Themen für ihre Liedtexte zwischen zwei Images hin und her. Einmal stellt sie sich gerne als feministische Ikone dar, etwa mit ihrem Lied „God is a Woman“, an dem auch Madonna mitwirkte. Ariana setzt sich oft für Feminismus ein, marschierte auf dem Women’s March mit.

Geht es nicht um Feminismus, geht es um Sex

Geht es in ihren Liedern nicht um Feminismus, geht es darin um Sex. Nichts neues in der amerikanischen Pop-Branche und auch eigentlich nichts, was heute noch schocken kann. Bei ihr wird es allerdings dadurch etwas ungemütlich anzusehen, weil sie aussieht wie eine junge Lolita, während sie singt, man möge sie doch gerne bis zum Morgengrauen ficken (ihre Wortwahl im Lied „34+35“). 

Da aber auch der Lolita-Sex-Schock sich irgendwann abnutzt, ist sie zuletzt auf ein neues Image umgestiegen. Ihre Lieder über Sex zeichnen sich nicht mehr allein durch ihre explizite Ausdrucksweise aus, sondern die moralischen Abgründe. In ihrem Lied „Break up with your girlfriend, I’m bored“ (zu deutsch: Mach mit deiner Freundin Schluss, mir ist langweilig) singt sie davon, Beziehungen zum Spaß zu zerbrechen, nur damit sie jemandem hat, mit dem sie die Nacht verbringen kann.

Den darauffolgenden Shitstorm versuchte sie in ihrem dazugehörigen Musikvideo etwas abzumildern, in dem sie dann dem Mann die Frau ausspannt. Der Lesbenkuss sollte wohl alles wiedergutmachen, und in der heutigen woken Popkultur hat er das gewissermaßen auch. Ihre jungen Fans schmissen sich jedenfalls für sie in die Presche, verteidigten sie emsig auf den sozialen Medien. 

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Nun hat die Realität allerdings die Kunst imitiert. Vor einem halben Jahr ging eine Frau namens Lilly Jay an die Presse und erklärte ihr Ex-Mann Ethan Slater habe sie mit Ariana Grande betrogen. Er reichte kurze Zeit in Folge der Affäre die Scheidung ein und ließ Lilly als alleinerziehende Mutter des gemeinsamen Babys zurück. Sie beschuldigte Ariana, sich ganz bewusst auf eine Beziehung mit einem verheirateten Mann eingelassen zu haben. Sie wäre bei der damals noch verheirateten Familie zu Besuch gewesen, hatte die Ehefrau und sogar das Kind kennengelernt. 

Ariana Grande und Ethan Slater sind jetzt tatsächlich zusammen, lassen sich öffentlich als Paar ablichten. Der Version der Exfrau widersprach keiner von beiden. Nun brach Ariana Grande mit ihrer neuen Single „yes, and?“ (zu Deutsch: „Ja, und?“), das Schweigen. Darin stellt sie sich als das Opfer dar, über das Kritiker andauernd nur urteilen würden – Leute, die nicht wollen, dass sie glücklich ist. Sie macht klar, dass es ihr egal sei, sie stehe über dem, was andere über sie denken. Für besonders viel Kritik sorgt die Zeile: „Warum interessiert es euch so sehr, wessen Schwanz ich reite?“. Das Lied wird bereits als empowernde Hymne gefeiert. Wieder verwickeln sich ihre treuen Fans für sie in Internetkriege. Es brach eine Diskussion über Ehebruch und in diesem Zuge über Feminismus los. 

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass Ariana Grande beschuldigt wurde, selbst fremdzugehen oder die Affäre eines vergebenen Mannes zu sein. Dieses Mal ist dadurch zum ersten Mal eine Ehe zerbrochen. Nun ist die Frage, wie viel davon ihre Schuld ist. Ariana Grande wird von der einen Seite als Opfer von Frauenfeindlichkeit dargestellt. Immerhin würde man sie für etwas verantwortlich machen, das ein Mann getan hat. Und sicher: Sie ist nicht diejenige, die fremdgegangen ist und sie hat ihn ganz sicher nicht gezwungen. Der Ehebruch ist von dem Mann ausgegangen. Doch geht der Feminismus nun schon so weit, eine Frau, die bewusst an einem Ehebruch beteiligt war, als feministischer Girlboss darzustellen? Was ist bitte stark daran, dass sie wissentlich und willentlich mit einem verheirateten Ehemann und Vater geschlafen hat? 

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Wenn man Grandes eigenen Worten glaubt, kann man sogar noch damit rechnen, dass sie es darauf angelegt hat. Immerhin singt sie doch so gerne darüber, dass es ihr Spaß macht, wenn Männer für sie ihre Freundinnen verlassen. Und dass die Freundin tatsächlich die Ehefrau war und erst vor einem Jahr entbunden hat, gab ihr vielleicht noch den extra Kick.

Schaut man sich Ethan Slater an, war es jedenfalls eher nicht sein Aussehen, das sie verführt hat. Die einzige große Rolle, die er in seiner Schauspielkarriere je vorgebracht hat, war, als er Spongebob in einem Musical verkörpert hat. Seine Berühmtheit war wohl auch nicht der ausschlagende Punkt. Und sein Charakter? Wohl eher auch nicht. Schon wenn Slater neben seiner Exfrau stand, musste man sich fragen, was sie wohl an ihm finden mag. Nun ist er derjenige von beiden, der meint, etwas Besseres gefunden zu haben. 

Doch damit dürfte er sich verpokert haben. Ariana Grande macht in ihren Liedern keinen Hehl daraus, dass sie es mit Moral nicht sehr genau nimmt. Ihre verflossenen Beziehungen bestätigten das. Sie schrieb sogar ein Lied mit dem Titel „thank you, next“, was sich in etwa in „Danke, Nächster bitter“ übersetzten lässt. Ethan Slater dürfte voraussichtlich alles für eine kurzweilige Affäre zerstört haben, die ihn abserviert, wenn sie ein neues Spielzeug findet. Man muss im Grunde sagen, die wahre Gewinnerin in diesem Drama ist seine Exfrau. 

Doch die leichtbeeinflussbaren Teenie-Fans von Ariana Grande werden das nicht so sehen. Sie hängen fest den Lippen ihres großen Idols. Und die hat ihnen gerade beigebracht, dass anderen Frauen den Mann auszuspannen, total cool und feministisch ist. Eben etwas, auf das man stolz sein kann. Ihre Single „Yes, and?¶ ist jedenfalls schon jetzt das erfolgreichste Comeback ihrer Karriere, mit etwa 12 Millionen Streams auf Spotify innerhalb eines Tages.

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