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Haushaltskrise

Unterstützung für „Ukraine und Nahen Osten“ – Mützenich will erneut Schuldenbremse aushebeln

Der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat sich in einem Interview für ein erneutes Aushebeln der Schuldenbremse ausgesprochen. Grund sei unter anderem die Notlage in Gaza, die dringend humanitärer Hilfe aus Deutschland bedürfe. 

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„Wir werden aus meiner Sicht nicht darum herumkommen, für 2024 die Ausnahmeregel zu ziehen – womöglich auch länger“, sagt SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich in einem Interview über das Haushaltsdefizit der Bundesregierung im Stern. Mützenich möchte erneut die Schuldenbremse aushebeln lassen. Nach dem Karlsruhe Urteil zum „Klima- und Transformationsfonds“ (KTF) sei die Lage laut dem SPD-Politiker „so ernst“, dass durch die „Kanzlermehrheit noch einmal die Ausnahme von der Schuldenbremse durch Feststellung einer Notlage“ herbeigeführt werden könne.

Dass er das Aushebeln der Schuldenbremse gleich für mehrere Jahre ansetzt, begründet Mützenich mit der außergewöhnlichen Lage – sowohl innen- als auch außenpolitisch. „Nehmen wir den Ukraine-Krieg oder den Krieg im Nahen Osten. Bei den Wiederaufbaumaßnahmen und der militärischen und humanitären Unterstützung wird es in den kommenden Jahren auch um Hilfen aus Deutschland gehen“, erklärt Mützenich. „Einige Dinge, die derzeit auf der Welt passieren, führen zu ‚außergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen und die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen‘, wie es das Grundgesetz verlangt“, erläutert der SPD-Fraktionsvorsitzende weiter. 

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Humanitäre Unterstützung in Nahost? Damit kann Mützenich eigentlich nur die humanitäre Hilfe für Gaza meinen, die Deutschland den Palästinensern bereits mit über 160 Millionen zugesichert hat. Während Mützenich diese und weitere Ausgaben offenbar trotz der neuen Haushaltskrise der Bundesregierung nicht hinterfragen will, besteht er derweil darauf, auch in anderen naheliegenden Bereichen, wie den Sozialausgaben, keine Kürzungen vorzunehmen. „Wir sollten alle sehr aufpassen, in dieser volatilen Lage nicht auch noch an den sozialen Grundfesten zu rütteln. Würden wir im Sozialbereich kürzen, brächte das die Demokratie zusätzlich in Gefahr“, postuliert der SPD-Politiker gegenüber Stern.  

Mützenich kritisiert Bundesverfassungsgericht

Überhaupt sei die missliche Haushaltslage der Bundesregierung ja nur die Schuld des Bundesverfassungsgerichts, lässt sich aus Mützenichs Worten herauslesen. „Wir haben damals die Schuldenbremse ja nicht einfach so im Grundgesetz verankert, sondern auch als Reaktion auf Vorgaben aus Karlsruhe“, erläutert Mützenich. Weiter motzt er: „Kluge Richterinnen und Richter sind sicher auch zur Selbstreflexion in der Lage, wenn sie die Folgen ihrer unterschiedlichen Urteile bedenken. Dann sehen sie sicherlich auch, dass manche ihrer weitreichenden Entscheidungen zur Bundespolitik zu Zeitpunkten getroffen wurden, die zumindest problematisch sind und zu manchmal hektischen Beratungen führen müssen. Ich glaube, das kann man auch besser machen.“

An der Politik der Ampelregierung liege es jedenfalls nicht, dass sich nun in einer dramatischen Haushaltskrise befindet. Auf die Frage des Stern, was schieflaufe, wenn sich nach aktuellen Umfragen 40 Prozent der Deutschen eine neue Regierung wünschen, entgegnet Mützenich nur: „Die Darstellung der Arbeit der Koalition läuft nicht gut.“ Es gebe große Herausforderungen, die bei der Bevölkerung Ängste und Zweifel auslösen würden. So entstehe „leicht die Versuchung, an der Wahlurne den Frust loszuwerden“. Aber wer Populisten wähle, so Mützenich, werde schnell feststellen, dass sie ihren „Heilsversprechen in keiner Weise gerecht werden“, sondern nach kurzer Zeit scheitern, oder das „Land in den Abgrund führen“.

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