Zwischenruf zum CSD: Das bewirkt nichts
Von MAX ROLAND | Neulich war der Christopher Street Day in meiner Heimatstadt. Als ich am Abend des Tages in die Stadt fuhr, im Hauptbahnhof ausstieg und in Richtung Ausgang ging, zeigte sich mir ein skurriles Bild. Die Bahnhofshalle war voll mit Menschen von der Parade, die anscheinend noch nicht mitbekommen hatten, dass ihre Parade vorbei war. Sie waren laut und nicht gerade darauf bedacht, dass die anderen Leute nicht mitbekommen, warum sie da sind. Dagegen pöbelten Araber und Türken, während der Rest einfach seines Weges ging. Ein Freund von mir holte sich eine Packung Zigaretten, ich wartete. Und ich begann mich zu Fragen: Was soll das?
CSD’s sind mittlerweile eine Art Tradition. Weltweit gibt es jeden Sommer diese „Pride-Paraden“: Schwule, Lesben, Bi-und Transsexuelle gehen auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Das war zumindest mal die Idee: Heute sammelt sich auf diesen Paraden alles, was anders ist oder anders sein will als die Norm. Was ist das Ziel der Paraden, von denen ein Motto „Loud and Proud“ lautet? Man will gegen Diskriminierung und Ausgrenzung und für die eigenen Rechte demonstrieren: Gegen Vorurteile, für Toleranz. Gleichzeitig feiert man aber vor allem das eigene „Anderssein“, und das nicht zu Knapp. CSD bedeutet nicht, dass Menschen bürgerlich demonstrieren gehen, eher das Gegenteil. Lack und Leder, Drag-Queens, haarige Typen in engen Lederhosen, die den Allerwertesten nicht verdecken: Alles, Hauptsache es gruselt dem „Spießbürger“, scheint das Motto zu sein. Ich will gar nicht das Recht dieser Leute in Frage stellen, sich so zu kleiden: Ich will aber in Frage stellen, ob das Hilfreich ist. Denn wenn das Ziel sein soll, Menschen die Vorurteile zu nehmen, dann bewirkt man das nicht, indem man sich möglichst Pervers auf die Straßen begibt und bewusst jede Sittlichkeit, jede Bürgerliche Norm bricht. Homophobie bekämpft man nicht, indem man genau das ist, was die Homophoben einem vorwerfen, zu sein, nämlich ein Haufen Perverslinge. Hilfreicher wäre vielleicht, zu zeigen, dass man ein normaler Mensch ist, der sich auch normal verhalten kann, so wie die anderen selbst. Aber sowas? Das bewirkt nichts.
Ja. Wer sich CSDs genau anschaut, findet 99,5% ganz normal aussehende Männer und Frauen. Die Medien (Apollo meine sich ausdrücklich nicht) verbreiten aber nur Bilder von den exotischsyen 0,1%. DAS nervt mich mitunter, weil die meisten Menschen Schwule und Lesben in ihrem Umfeld meist nicht wahrnehmen. Diese Menschen „kennen“ Schwule nur aus den Medien. Wenn sich Sohnemann dann outet, dann Denken die Eltern, dass ihr Sohn herum läuft und sind sind Änicht erfreut. Wenn Sohnemann dann schon mal den Freitod wählt, Dank an die Medien.
Meiner Meinung nach soll das schon lange nichts mehr bewirken, sondern ist einfach nur eine Gelegenheit, sich zuzudröhnen und in der Öffentlichkeit seine innere Verwahrlosung auszuleben. Wird aber zur wichtigen politischen Aktion erklärt – sonst müsste man ja zugeben, dass man einfach nur Party machen (oder am 1. Mai in Berlin: randalieren plus Party) will und nicht mutig für eine bessere Welt kämpft.
Es ist aber nicht mutig, sondern vielmehr aggressiv – anderen (u.a. ja auch Kindern) ungefragt seine Sexualität aufzuzwingen – das Entblößen von Geschlechstteilen in der Öffentlichkeit ist illegal und wird normalerweise Exhibitionismus genannt!
Eine Schwulendemo in Teheran – das ist mutig. Vielleicht auch der Mann, der auf dem letzten Berliner CSD ein T-Shirt mit der Aufschrift „Allah ist schwul“ trug – was ihm Morddrohungen aber auch Zustimmung einbrachte – z. B. von einem Blogger, der anmerkte, angesichts der Sitten in islamischen Ländern (permanenter Griff ans Gemacht, Zelebrieren des männlichen nackten Oberkörpers und Vollverschleierung der Frau) könne man durchaus eine solche Vermutung anstellen…. Witzig, aber man traut sich kaum drüber zu lachen.