Warum die Sprachpolizei nicht siegen wird

Von Max Roland | Wenn aus dem „Weihnachtsmarkt“ der „Wintermarkt“ wird, dann regen sich einige Menschen auf. Aber warum? Es geht doch nur um Wörter. Um Begriffe. Es ist doch noch immer das Gleiche – oder nicht? Eigentlich sind das doch nur kleinliche Wutbürger, die da nörgeln. Nein, das glaube ich nicht – im Gegenteil.

Als ich mir eine Universität als möglichen Studienplatz ansah, führte ich dort ein Gespräch. Mir fiel auf, dass alle Anwesenden von „Studierenden“ sprachen. Nicht „Studenten“, nicht mal „Studentinnen und Studenten“ – Studierende. Das ging mir erst mal unglaublich auf die Nerven. Erst mal ist es natürlich sprachlich falsch – das weiß selbst ich mit einem Abi aus Bremen. Das Partizip I (studierend, laufend, trinkend) drückt aus, dass etwas gerade jetzt geschieht. Man kann mit ihm aber keinen Dauerzustand bezeichnen. Ein Marathonläufer ist kein Laufender, wenn er sitzt. Genauso ist ein Student nur dann ein Studierender, wenn er studiert, nicht aber, wenn er schläft oder feiern geht. Auch wenn das wahrscheinlich in meinem Studium mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als das Studieren. Bin ich dann eigentlich ein feiernder Studierender oder ein studierender Feiernder? Mal sehen.

Man wundert sich auch über die mangelnde Konsequenz der Leute, die uns diese Sprachverschandelung aufzwingen wollen. Wann wird aus dem Vergewaltiger der „Vergewaltigende“? Wann sagen wir nicht mehr „Diktator“, sondern „Diktierender“? Aber das nur nebenbei.

Eine Ausdrucksweise erzwingen

Abgesehen davon, dass es falsch ist, klingt es auch noch extrem hässlich. Sprache ist schön, weil sie natürlich wächst. Wenn man so will, ist Sprache auch demokratisch. Sie wird vom Volk und von der Mehrheit gemacht. Die Menschen, die unsere Sprache gendern wollen, werfen immer ein, Sprache habe auch immer den Zeitgeist repräsentiert und sich weiterentwickelt. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Wörter wie „allenthalben“ oder „obsiegen“ sind aus dem Sprachgebrauch der Mehrheit ganz von selbst verschwunden, quasi über eine Art dezentralen, basisdemokratischen Prozess. Das ist eine tatsächliche, natürliche Entwicklung der Sprache. Was sich die Sprachpolizisten und Genderer anmaßen wollen, ist jedoch, quasi von oben herab, eine Ausdrucksweise zu erzwingen. Sie machen den Versuch, sich zu Diktatoren der Sprache aufzuschwingen. Oder, wie sie sagen würden: Zu Diktierenden.

Doch den dezentralen Prozess, der die Sprache bildet, kann man nicht von oben herab ausschalten. Die Menschen sprechen, wie sie sprechen. Man kann Wörter in den öffentlichen Diskurs hinein- und aus ihm herauszwingen, aber das Denken dahinter wird gleich bleiben. So ist „Fachkräfte“ in migrationskritischen Kreisen längst zu einer ironisch-abwertenden Bezeichnung für kriminelle Flüchtlinge avanciert: Man erinnert sich noch, wie 2015 so gut wie alle Medien das Hohelied auf die neuen „Fachkräfte“ sangen. Und wenn sich die Haustür schließt, wird jeder Mensch so reden, wie ihm der Mund gewachsen ist.

Denn wer glaubt, die Gesellschaft und das einzelne Individuum quasi abrichten zu können, der irrt. „Klimakrise“ ist ein klassisches Beispiel für politisches Framing. Das wird jedoch kein Mensch in seinen normalen Sprachgebrauch übernehmen. Die Sprache und damit das Denken der Menschen zu verändern, wird langfristig immer fehlschlagen. Die Gedanken sind frei – und wer sich diese Freiheit im Kopf erhält, der ist auch gegen jeden Versuch des Framings und der Sprachmanipulation immun. Vielleicht kann man ein Wort oberflächlich in den Diskurs zwingen. Im Großen und Ganzen wird man damit aber immer auf Granit beißen.

Ich bleibe angehender Student!

Wenn alle dazu gezwungen werden, von „Lehrerinnen und Lehrern“ zu sprechen, werden sie trotzdem, wenn auch nur im Privaten, von „Lehrern“ sprechen. Welche Mutter wird jemals ihr frisch eingeschultes Kind fragen, wie denn seine „Lehrerinnen und Lehrer“ so sind? Wenn ein Dozent auf Druck von oben seinen „Studierenden“ adressiert, wird er mit seinen Freunden noch immer von seinem “Studenten“ sprechen, wenn er erzählt, dass dieser mal wieder in der Vorlesung geschlafen hat. Aber da nehme ich ja schon wieder auf mein Studium vorweg.

Auch wenn Framing ineffektiv ist, bin ich trotzdem dafür, denen, die unsere Sprache künstlich verändern wollen, offensiv entgegenzutreten. Wir sollten unsere Sprache selbstbewusst so verwenden, wie sie in uns gewachsen ist. Ich bin angehender Student und kein angehender Studierender. Und ich werde mich auch weiterhin weigern, Begriffe zu verwenden, die mir ein bestimmtes Denken aufzwingen sollen. Wir haben es mit Sprachdiktatoren zu tun. Das mindeste, was man tun kann: sie offen Sprachdiktatoren zu nennen. Nicht Aktivisten – und schon gar nicht „Sprachdiktierende“.

Dieser Artikel ist im Rahmen des Projekts „Achgut U25: Heute schreibt hier die Jugend in Zusammenarbeit mit der Friedrich A. von Hayek Gesellschaft und der Achse des Guten entstanden. 

5 Antworten

  1. der fröhliche Landmann sagt:

    Das Grundanliegen der Vertreter der Genderlehre ist doch eigentlich, dass jeder Mensch angenommen und akzeptiert ist, unabhängig seiner sexuellen Orientierung – also dass quasi die sexuelle Orientierung einer Person in der öffentlichen Wahrnehmung nicht von Belang ist. Genau das tut das generische Maskulinum denn Genus ist nicht Sexus, ein Wort für alle Orientierungen. Man muss Komplexe haben, um das nicht akzeptieren zu können. Wenn ich jetzt einen gegenderten Text sehe, dann hab ich den Eindruck, es geht nur noch um sexuelle Orientierungen. Schon von weitem fallen einem die Unterstriche, Schrägstriche, Sternchen und Großbuchstaben im Wort auf. Damit bleibt zwar auch wie beim generischen Maskulinum die sexuelle Orientierung der beschriebenen Person verschleiert, es wird aber insgesamt das Thema sexuelle Orientierung viel mehr in den Vordergrund gehoben.
    Dazu kommt, wie im Artikel richtig hervorgehoben wurde, dass die Grammatik verdreht wird und vor allem, dass es keine Volkssprache sondern eine von ‚oben‘ aufgesetzte Sprache ist. Ich würde sagen sie wird sanft diktiert, langsam schiebt sie sich durch die Instanzen. Ich sprach jüngst erst mit einem Lehrer, er selbst hält überhauptnichts von der gegenderten Schreibweise aber er wendet sie im Unterricht an weil die Schule das so will und er kein Aufsehen erregen möchte. Wir können uns hier auf etwas gefasst machen.
    Von daher, danke für den Artikel! Wir sollten nicht aufhören auf das Falsche in dieser Genderlehre und seinen Auswüchsen hinzuweisen. Von daher, ein frischer Artikel zu einem aktuellen Problem.

  2. Alexandra Hinkel sagt:

    Sie haben ja sooo recht damit.
    Man sollte sich mal das Buch von Margaret Atwood lesen Report einer Magd,gut das ist dystopie aber da wird wirklich gezeigt wie schnell es gehen kann. Wenn so ich sag es mal wie es ist,solche Radikalen an die Macht kommen und den Sprachgebrauch mit purer Gewalt umwandeln.

    Das Frauen entrechtet werden ,dürfen nicht mehr schreiben,lesen noch lernen das ist nur den Männern vorenthalten.
    Und über all sind Spione sogenannte Augen ,also all die die Sprache mit Gewalt umwandeln wollen.
    Sollten schnellst möglich davon Abstand halten das ist reinster Sprach Faschismus meiner Meinung nach.

  3. dasLinkeParadox sagt:

    ups, ich korrigiere mich selber: SOOO gesachwäztig, ausschweifend, belanglos ist obiger TEXT partout nicht…. Sorry MaxR, aus vollem Herzen…. kA was ich da „hineingelsen habe…. kommt wohl ehr von euren „Paten“….. (Mtlw. denk ich, das IHR die Achse schulen solltet….wenn ich mir Broders 3-Zeilen oder ARchies, Thilos…. Nabelschau anschauen muss — DAFÜR war die Kritik und HIER völlig fehl! Sorry dafür!)
    Nimm du, Apollo… das einfach als WARNUNG – Feulitton war schon immer scheisse! Heutzutage ist noch scheisser!

  4. dasLinkeParadox sagt:

    Wieder mal son „konstruktiver Beitrag“ aus der Max-Achse-Sonntagsfahere-Feulition-Blase…..
    haha, da klopfen wir uns doch gerne mal unverbindlich aufs Schenkelchen in alle möglichen Richtungen! Falls euch DAS!!!!! AchseE Feulittion oder anderen seichten Quatsch lehrt… macht bitte einen sehr weiten Bogen!
    ZUMINDEST ich will solches zelenakrobatisches Gewäsch- Blabla nicht lesen! Für ECHTE Innenaufnahmen lese ich lieber ein Buch mit ECHTEN Charateren anstatt solchen feuilletonistischen Gefühls-Kitsch!
    Mal ganz abgesehen vom derzeit WIRKLICHEN input…. mit solch drittklassiger „Literartur-Surrogaten §ethablieren“ sich Achse, Sonntagsfahrer, Thilo Schneider, Max Roland…. nur als blöde Dummschwätzer. Selbst aös die Zeiten noch gut waren… Solche Pseudo-Literatur auf 238-Zeilen hat ZUMINDEST schon damals NULL gezeckt. Heute ist solche „betrpoffenheits-Literatur“ ein totales Ärgerniss. Was für aufgeplusterte Wichtigtuer, die ihre ganz so spannenden Beobachtungen beim 3ten Date für Allerwelt-Verkündbar-halten. Oder ihre Missgeschicke beim PKW_Kauf, oder ihre Schweirigkeiten beider Wahl der schnellsten Kasse…. uswusf…. GESCHWÄTZ….. SINNLOSES EGO_geplustertes Geschwätz….“ Feuliton“ war schon immer ne echte Seuche, heutzutage ist es die reinste selbstverleibte DEKADENZ!

    Ihr und Achse habt echt GUTE Autoren, JOURNALISTEN im Sinne des Wortes: Aber auf solch langatmige, pseudo-lustige….. Erklärbären aus der vsrstaubten Feullition-Kiste… nee du, ich dachte Apollo wäre ne FRISCHE Zeitung! Aber Max Roland schaukelt da lieber mit den Dinosauriern aus der damals schon obsoleten Journalsiten-Verstaubt-Schublade.
    GÄHN!

  5. Andrés Ramos sagt:

    Bravo! Hervorragend geschrieben!