Vom 9-Euro- zum 49-Euro-Ticket: Probleme nicht gelöst

Von Sven Justin Verst | Es ist nun offiziell, das Nachfolgeticket zum 9€-Ticket soll 49€ kosten und ab dem 1. Januar 2023 verfügbar sein. Damit wird dann wie bereits beim 9€-Ticket der gesamte deutsche Regionalverkehr nutzbar sein. Von den verantwortlichen Politikern der Bundesregierung wird es einheitlich als Erfolg gefeiert.
So erkennt die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, dass Menschen dadurch finanziell entlastet werde – richtigerweise. . Denn bei einem Blick auf derzeitige Ticketpreise lässt sich das nicht abstreiten. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP freut sich über das neue Ticket. So teilte er seinen Followern auf Instagram den Versuch eines Memes: „Ihr wolltet ein Nachfolgeticket Ihr bekommt ein Nachfolgeticket“. Dabei sind es vor allem seine Wähler, welche nicht begeistert sind von der Performance der FDP in der Bundesregierung. So erzählte mir ein Erstwähler „Ich weiß gar nicht mehr, was ich davon halten soll“, er hat, wie viele andere die FDP für eine liberale Wirtschaftspolitik gewählt und nicht für grüne Umverteilungsfantasien. Die neusten Umfragewerte der FDP unterstreichen diese Aussage, denn die Partei kommt derzeit bloß auf 6 %, hat ihr Bundestagswahlergebnis also beinahe halbiert. Nicht nur Lindners Memes sind aus 2013 – seine Wahlergebnisse bald auch.
Aus der Opposition gibt es Kritik. Die AfD bemängelt vor allem eine fehlende Entlastung für Autofahrer und Menschen im ländlichen Bereich, welche meist auf ihr Auto angewiesen sind. Des Weiteren wünscht man sich „mehr Qualität und mehr Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel“. Aus dem linken Spektrum, darunter auch Grünen Mitglieder, hagelt es auch Kritik. Selbsterklärter Fahrradaktivist Ingwar Pero, bezeichnet das Ticket als zu teuer. Andere legen nach und beschreiben es als Ticket, welches sich nur Privilegierte ausdenken und bezahlen könnten. Dabei wird immer wieder der Hart-IV-Satz für Mobilität angeführt. Zudem würde es niemanden entlasten, was evident falsch ist. Zwar mag die Entlastung unterschiedlich ausfallen, jedoch werden Abonnenten eines Monatstickets am Ende mehr Geld in der Tasche haben.
Während die Einen feiern und die Anderen kritisieren, ist die genaue Finanzierung weiterhin unklar. Vor allem die steigenden Energiekosten müssen in der Finanzierung berücksichtigt werden. Eigentlich plante die Deutsche Bahn, ihre Ticketpreise zu erhöhen, dies wird dann allerdings nur den Fernverkehr betreffen. Durch das 49€-Ticket werden zudem beinahe alle anderen Monatstickets hinfällig, da sie teurer und eine geringere Reichweite haben.
Dahingehend sind zwei Dinge klar. Pendler, die bereits den Regionalverkehr nutzen, werden durch das neue Ticket entlastet. Hiervon profitieren Menschen in Ballungsgebieten wie Berlin oder dem Rhein-Ruhrgebiet deutlich mehr als die Landbevölkerung. Außerdem ist spätestens seit dem 9€-Ticket für alle klar, dass der Regionalverkehr nicht adäquat auf eine deutlich höhere Nachfrage reagieren kann und im Zweifelsfall Fahrgäste zurückgelassen werden. Diese strukturellen Probleme werden durch die Einführung des Tickets nicht gelöst, sondern verschlimmern die bereits schwierige Lage des Regionalverkehrs in den Ballungsräumen.