„The Mentalist“. Wie mich eine Serie durch den Corona-Lockdown tröstete

Von Simon Ben Schumann | Manchmal muss man dem Alltag einfach entkommen, oder? Seien es alltägliche Sorgen – oder ein schlimmeres Problem: Man leidet unter einer Situation, gegen die man nichts unternehmen kann. So ging es mir – überzeugter Skeptiker – in den Corona-Lockdowns. Als Jura-Student wurde mir klar: Jede intrinsische Motivation für mein Fach war futsch. Recht und Gesetz bestimmten plötzlich Jens Spahn und Konsorten. Wer sich nicht impfen lassen wollte, wurde fertiggemacht.
Zum Glück gab – und gibt – es die Krimi-Serie „The Mentalist“ auf Netflix. 7 Staffeln, on demand. Und Bedarf für Unterhaltung hatte ich genug. Vorsicht: Spoilers ahead. In der Serie geht es um Patrick Jane. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als „Mentalist“. Er tat so, als könnte er mit Toten kommunizieren und so weiter – das ganze Paket eben. Das war natürlich Quatsch: Durch seine gute Beobachtungsgabe und Intelligenz konnte er sein Publikum geschickt „veräppeln“.
Dinge, die er über den Tod von Angehörigen seiner Kunden wusste, waren schlicht geschlussfolgert oder recherchiert. Wenn jemand gestorben war, nahm er Kontakt ins „Jenseits“ auf und übermittelte Grüße an die Hinterbliebenen. Das alles lief super, er war sogar erfolgreich im Fernsehen. Bis er zu weit ging. In einer TV-Sendung machte er dem Serienmörder „Red John“ eine Ansage und stellte ihn als geisteskranken Menschen dar. Dafür kam der Killer bei ihm zu Hause vorbei und tötete seine Frau und seine Tochter im Schlaf.
Deswegen fängt er als Berater beim California Bureau of Investigation an und hilft, Fälle zu lösen. Zwischen der Chef-Ermittlerin Teresa Lisbon – einer überzeugten Christin – und dem atheistischen Patrick entwickelt sich eine angespannte Freundschaft. Spoiler: Später wird mehr draus, worauf man als Zuschauer hin fiebert. Aber der eigentliche Sinn seiner Tätigkeit beim CBI ist es, die Ermittlungen zu Red John zu beobachten und ihn persönlich zu töten. Genau: Rache. Das ist es, was Jane will. Lisbon, seine Chefin, verlangt das Gegenteil. Sie duldet ihn etwas mitleidig und will verhindern, dass er Blödsinn macht – wie z. B. Red John umzubringen. Ob er die Rache übt oder nicht, will ich hier offenlassen.
In jeder Folge geht es um einen Fall, der gelöst werden will. Jane, Lisbon und ein Team aus drei Detectives versuchen sie aufzuklären – und schaffen das meistens. Dabei sind Janes „Tricks“ hilfreich: Sie sorgen dafür, dass Verdächtige als schuldig oder unschuldig entlarvt werden. Oder dass Details auffallen, die sonst nie bekannt geworden wären. Dabei ist Jane charmant und brilliert mit seinen Schlussfolgerungen. Doch um eines geht es nicht: Politik. Die Serie wurde von 2008 bis 2015 gedreht. Besonders in den ersten Staffeln gibt es kein „Racial profiling“ bei der Auswahl der Charaktere. Und Wokeness kommt auch später nur am Rande vor. Besonders während der Corona-Maßnahmen war das für mich ein Plus-Punkt für die Serie.
Anders als am Tatort-Sonntag wird man bei „The Mentalist“ nicht über „richtig“ und „falsch“ belehrt. Patrick Jane ist ein Charakter, für den man beim Feierabend mitfiebert. Manchmal hat er besorgniserregende Ticks, für die ihn seine Mitmenschen kritisch anschauen – zum Beispiel lässt er Leute ständig alleine dastehen. Aber mit der Zeit bessern sich seine Macken. Im Team von Lisbon und den anderen Detectives kann er sich einbringen und zwischen ihnen entsteht Freundschaft. Am Ende heiraten Jane und Lisbon.
Die Serie schließt damit, dass Lisbon Jane lächelnd andeutet, schwanger zu sein. Seine Familie ist tot und kommt nicht wieder, aber das Leben geht trotzdem weiter. Und ähnlich endeten die Corona-Lockdowns, während denen ich die Serie schaute, für mich: Mit dem Gedanken, dass auch aussichtslose Situationen doch noch etwas Hoffnung bereithalten und sich bessern können.
Merci! Werde ich mir – trotz der Spoiler – mal anschauen!