“Taxlandia“ – das Steuerpropaganda-Handyspiel, das die EU 155.000€ gekostet hat

Von Jerome Wnuk | Jedes Kind hat sich irgendwann im Leben mal mit seinem Nintendo, seinem Laptop oder mit seinem Handy nachts unter der Decke versteckt und heimlich irgendwelche Videospiele gedaddelt. Waren es bei mir damals Übernachtungspartys, bei einem Freund der eine mobile Playstation hatte und wir damals, mit 11 Jahren, die ganze Nacht Star Wars gespielt haben – so spielen die Kids heute mit ihren Smartphones ganz andere Videospiele und werden immer selbstverständlicher im Umgang mit dem Smartphone. Die Bandbreite ist inzwischen riesig, von Strategiespielen bis Autorennensimulatoren findet man unzählige verschiedene Apps und Spiele, mit denen die Jugend statistisch auch immer mehr Zeit verbringt. Doch neben den Trendspielen „Fortnite“, „Clash of Clans“ oder „Mario Kart“, wollte nun auch die EU die Welt der Apps für sich nutzen und hat das Spiel „Taxlandia“ auf den Markt gebracht.
„Taxlandia“, eine Wortkreation zusammengesetzt aus dem englischen Wort „tax“ für Steuern und „landia“, spielt in einem imaginären Land, das in den letzten Jahren extrem heruntergekommen ist und sich erneuern muss. Die Infrastruktur des Landes ist heruntergekommen, nicht zuletzt da die Vorgängerregierung kaum Steuern erhoben hat. Die Menschen in „Taxlandia“ sind unzufrieden und wünschen sich höhere Steuern. Der Spieler schlüpft jetzt in die Rolle des Ministerpräsidenten und soll jetzt die Wende einleiten. Das funktioniert auch ganz einfach, besonders schwierig ist das Spiel nicht.
Als Ministerpräsident muss der Spieler verschiedenste Steuern erhöhen und das eingenommene Geld in die Infrastruktur investieren und zack, die Zufriedenheit der Bürger steigt rasant. Nachdem man einige Aufgaben erledigt, ist das Spiel dann aber auch schon vorbei und es erscheint ein „Glückwunsch“ Banner. Viel länger als 10 Minuten verbringt man also an diesem Spiel nicht. Die Botschaft des Spieles ist ebenso ziemlich schnell und einfach verstanden: Hohe Steuern und Staatsausgaben sind super und finden alle toll. In dem Spiel sind bis zu 75 Prozent Steuern möglich und trotzdem sind die Einwohner Taxlandias die glücklichsten Menschen. Wird der Staat in der Wirtschaft aktiv, freuen sich die Einwohner des imaginären Landes.
Doch um diese recht einfache und einseitige Botschaft in App-Form zu kriegen, hat die EU ca. 155.000 Euro Steuergeld für die Entwicklung und den Betrieb des Spieles bezahlt. Bemerkenswert ist dabei die Hoffnung der EU, dass dieses Spiel wirklich Kindern und Jugendlichen das Steuern bezahlen als etwas sehr Positives vermitteln könnte., dass die Kids von heute ja alles, was digital und auf dem Smartphone abrufbar ist, toll und schön finden. Die Realität sieht anders aus, die Bewertungen im App-Store sind vernichtend.
Ein User schreibt „Nix funktioniert. Reine Zeitverschwendung. Kein Spaß. Keine Wissensvermittlung.“, ein anderer schreibt nur „Unglaublich, dass eine App, die Steuern verschwendet zum Steuern verschwenden anregen soll“. Taxlandia kriegt 1,5 von 5 Sternen im App-Store.
Der Gedanke, dass die Jugend alles, was in einer App ist toll finden, ist lächerlich und zeigt wie wenig Ahnung die EU von jungen Leuten hat. Das Ergebnis ist fast noch lächerlicher, ein Spiel was unbrauchbar ist und nur eine stumpfe Botschaft vermitteln will. Im Vergleich zu den anderen Trend-Spielen auf dem Mobile-Games Markt geht das steuerfinanzierte Taxlandia unter. Die Kids spielen halt lieber Autorennen oder Kampfspiele, für Taxlandia lohnt sich also auch nicht unter der Decke heimlich zu spielen
Das Blöde ist, dass Taxlandia tatsächlich existiert, es heißt halt in echt Deutschland. Viele Einwohner von Taxlandia aka Deutschland finden es sogar richtig gut, Steuern zu zahlen – eine Form von Masochismus?