Sonntags-Öffnungen – das große Apollo Battle
Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Alles-Zu-Sven vs. Öffnungs-Maxi. Sollte der Sonntag für den freien Markt geöffnet werden? Oder behalten wir ihn lieber als Ruhetag – wer überzeugt Sie mehr?

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Keine Sonntags-Prediger oder Öffnungs-Fanatiker wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.
Keine Marktwirtschaft um jeden Preis – der Ruhetag ist Teil unserer konservativen Werte!

Von Sven Justin Verst | Ja, auch ich würde manchmal sonntags gerne in das Lebensmittelgeschäft, um eine Packung Salzstangen, Rapsöl oder Zwiebeln zu kaufen. Doch wie zu erkennen ist, habe ich diese Sonntage auch ohne Salzstangen überlebt. Der Sonntag macht etwas mit uns, er sorgt dafür, dass wir erwachsen werden. Denn wer am Sonntag nicht hungern oder ohne Toilettenpapier auf dem Pott sitzen möchte, der muss Verantwortung übernehmen. Verantwortung für sich selbst, aber auch Verantwortung für andere, einen Partner, Eltern oder Kinder. Er bringt uns bei, in die Zukunft zu schauen, uns zumindest für einen Tag vorzubereiten – damit hat Maxi es nicht so, sollte er aber mal lernen. Außerdem bringt uns der Sonntag bei, dass wir nicht immer alles sofort haben können. Sondern dass wir ab und zu warten müssen und vielleicht sogar Vorfreude aufbauen, zum Beispiel auf die Salzstangen, die man sich dann am Montag kaufen kann.
Die Beschleunigung des Alltags, so lautet die Kritik an unserem immer schneller werdenden Leben. Alleinstehende, frisch Verlobte und Ehepaare mit Kindern alle spüren, dass der Alltag uns kaum Ruhe lässt. Auch aus diesem Grund kommt der Sonntag sehr gelegen, einmal die Woche, am Ende der Woche, ein Tag Ruhe. Der Sonntag, an dem die meisten Menschen frei haben, ist ideal, um mal nicht auf die Uhr zu schauen, um den Alltag wieder etwas zu entschleunigen. Für Maxi ist jeder Tag der Woche ein Sonntag, deswegen sieht er die Notwendigkeit wohl nicht so – für normale Menschen ist der echte Sonntag aber die einzige Zeit für die Familie, ein Besuch bei der Oma oder ein Ausflug in den Park, ohne dass man an das nächste Meeting oder andere lästige Arbeitsaufgaben Gedanken machen muss. Ich persönlich gehe sonntags gerne mit einer Freundin spazieren, dabei haben wir ganz gelassen Zeit, uns über die vergangene Woche auszutauschen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Der Sonntag kann also auch als einen Teil von familienfreundlicher Politik betrachtet werden – und die haben wir in Deutschland bitter nötig.
An den Sonntag habe ich auch eine besonders schöne Kindheitserinnerung. Denn nach der Kirche, worauf wir als Kinder weniger Lust hatten, sind wir zum Gemeindefrühstück gegangen. Dort hatten Menschen aus der Gemeinde bereits freiwillig ein Frühstück vorbereitet, bei welchem sich dann die Nachbarschaft nach dem Gottesdienst getroffen hat. Dort sind dick und dünn, jung auf alt, sogar Protestanten und Katholiken aufeinandergetroffen. Gemeinsam haben wir Gottes Schöpfung gefeiert. Tatsächlich gibt es in der Bibel ein Gebot dafür, sechs Tage zu arbeiten und am Siebten zu ruhen. Der gemeinsame Sonntag, an dem große Teile der Bevölkerung frei haben, bietet sich dafür perfekt an.
Selbstverständlich gibt es relevante wirtschaftliche Aspekte, wenn es um Sonntagsöffnungen geht. Von Leuten wie Maxi wird beklagt, dass der Staat nicht vorzuschreiben hat, wann Geschäfte geöffnet haben sollen. Und ja, man muss generell feststellen, dass ein freier Markt besser ist als eine Planwirtschaft – da sind wir uns ja einig. Allerdings sollte der freie Markt nicht der einzige oder höchste Wert in unserer Gesellschaft sein. Denn wenn nur „der Markt regelt“, zerstört er besonders konservative Werte wie ein traditionelles Familienbild und schwächt gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt. Hinzu kommt die Relevanz von verkaufsfreien Tagen für Kleinunternehmen. Unternehmer, die ein einzelnes Geschäft in einer Innenstadt haben und nicht jeden Tag in ihren Geschäften stehen können, um mit Großunternehmen mithalten zu können. Letztendlich bedeuten Sonntagsöffnungen für den Einzelhandel eine zusätzliche Belastung für Klein- und Familienunternehmen. Welche bereits jetzt durch den Onlinehandel vom Aussterben bedroht sind. Sofern wir nicht den Einzelhandel amerikanischen Großunternehmen überlassen wollen, welche bereits jetzt einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil haben, müssen wir am Verkaufsverbot für Sonntagen festhalten.
Also: wenn sie einmal einen Sonntag mit ihrer Familie auf der Couch sitzen, um einen Film zu schauen und ihnen die Salzstangen ausgehen, ärgern sie sich nicht, denn Vorfreude ist bekanntlich die beste Freude!
Weg mit staatlichem Zwang ohne gelebte Kultur – Gebt den Sonntag frei!

Von Max Zimmer | So Sven, da du mir unbedingt meinen sonntäglichen Einkauf verwehren möchtest, werde dir mal kurz erläutern, wieso du damit unserer gemeinsamen Sache überhaupt nicht dienlich bist. Jeder kennt es: Man braucht noch eine Kleinigkeit für‘s Kochen, überlegt noch kurz in die Stadt zu gehen oder will etwas anderes besorgen – aber dann fällt einem ein: „Verdammt, es ist ja Sonntag!“. Ok, ich gebe ja zu, du bist deutlich strukturierter als ich, und leidest daher vielleicht weniger darunter. Aber es gibt ja auch Menschen wie mich, und derlei ärgerliche Situationen könnten vermieden werden, würde sich die Politik endlich mal dazu durchringen, das Sonntagsöffnungsverbot abzuschaffen.
Ich verstehe die Einwände von konservativer Seite, eine der letzten Bastionen unserer christlichen Kultur – das Ehren des Tages des Herrn – beizubehalten. Aber seien wir doch mal ehrlich: Das Abendland krankt derzeit nicht daran, dass Menschen möglicherweise Sonntags einkaufen gehen. Da fallen mir ganz andere Sachen ein. Außerdem gibt es Länder, in denen der progressive Wahnsinn unserer Zeit deutlich geringere Ausmaße annimmt, und die kein Sonntagsöffnungsverbot haben – Niederlande, Italien, Ungarn, Kroatien zum Beispiel. Wirfst du mal einen Blick nach „Bella Italia“, sollte dir schnell auffallen, dass die Italiener trotz frei verfügbarem Sonntag wohl die „besseren“ Christen sind als wir – und die Zeit mit der Familie scheinen sie auch deutlich mehr zu schätzen, als der Durchschnitts-Deutsche.
Unsere Kultur muss an ganz anderen Fronten verteidigt werden – es ist eine gesellschaftliche Frage, und hier sollte es keinen von Oben aufoktroyierten Zwang geben, hinter dem aber überhaupt keine gelebte Kultur steht. Jedes Jahr gibt es in Deutschland abertausende Kirchenaustritte, weitaus mehr als Neuzugänge. Und man muss leider sagen: Mehr als zurecht. Die Kirche – die katholische genau so wie die evangelische – biedern sich massiv dem woken Zeitgeist an, betreiben ja teilweise selber aktiv grünprogressive Politik. Dass das gläubigen Christen nicht passt und auch nicht passen sollte, ist offensichtlich. Und auch die Strukturen innerhalb der Kirche, beispielhaft sei nur mal der Missbrauchsskandal genannt, delegitimieren diese Institution ebenso. Hier gilt es anzusetzen – konservativer und antilinker Kampfgeist sind mehr als wichtig, aber hier sollten wir uns nicht darauf konzentrieren, den Menschen einen sonntäglichen Einkauf zu verwehren; Vielmehr sollten wir überall dort kämpfen, wo der woke Fortschrittszug noch wirklich schmerzhaft getroffen werden kann. Bei Sonntagsöffnungen ist das nicht der Fall.
Wir sollten nämlich nicht aus stumpfem konservativen Dogmatismus an alten Strukturen festhalten, das solltest du besser wissen als ich. Viel mehr müssen wir den wirklichen Geist dessen bewahren, was wir verteidigen wollen – und das geht nicht über kleinkarierte Verbote, sondern über einen politisch-kulturellen Wandel innerhalb der Gesellschaft.
Also ich finde, der Punkt geht an Sven. So viele christliche Traditionen haben wir nicht mehr, dass wir den Ruhe-Sonntag abschaffen sollten.
Maxi gebe ich recht darin, dass wir unsere Kultur auch woanders bewahren sollten – z.B. im Freibad…
Wenn ein Fuzzi mit Abbi daherkommt und Salzstangen kaufen will, kosten die das Zehnfache. Wie an der Tanke. In einer geregelten Marktwirtschaft. Logisch. Wer das nicht versteht, soll doch selber nen Laden aufmachen!
P.S.: was die Frage der Öffnungszeiten angeht – hier in Berlin bekommt man heute schon sonntags (fast) alles.
Also…. 1. Eine Marktwirtschaft ist keine freie Wirtschaft, sondern eine geregelte Wirtschaft. 2. Dieser geistige Tiefflieger mit seinen Berlin Abbi soll sich dochmalselber hinstellen und nen Laden aufmachen, Geld, Verantwortung Verzicht Geduld ,all das gehört dazu. Und dann kommt so ein Fuzzi daher und will ne Packung Salzstangen konsumieren. Diese Packung muss 10x so viel kosten wie an der Tanke. Ach ja, denken und rechnen können gehört auch zum Journalismus.