Schulferien in Berlin: Weltfrauentag, statt traditionelle Weihnachtsferien

Von Jerome Wnuk | Für junge Menschen ist das Leben aktuell hart. Das Corona-Virus und die daraus resultierenden Maßnahmen schränken zum erneuten Male das öffentliche Leben enorm ein. Man kann nicht raus, ohne immer an Maske, Impf-/ oder Testnachweis zu denken, überall gilt 2G und andauernd wird man von Warnungen vor der Infektionsgefahr beschallt. Bestimmte Dinge, wie über den Weihnachtsmarkt schlendern oder nach Weihnachtsgeschenken gucken, machen daher meistens nur halb so viel Spaß wie früher. Clubs, Fußballstadien oder andere Veranstaltungen wie Festivals oder Konzerte, die im Sommer für ganz kurze Zeit wieder möglich und offen waren, sind inzwischen wieder geschlossen oder abgesagt.

Zudem kommt hinzu, dass bei vielen ein alljährlicher Winter-Blues einsetzt. Es wird früh schon nachmittags dunkel, morgens ist es, wenn man zur Schule oder zur Uni fährt, immer noch dunkel und das Wetter lädt nicht ein, um sich in den Park zu setzen oder im Kiez zu flanieren. Aktivitäten wie draußen mit Freunden die Zeit verbringen oder Sport betreiben, fallen aktuell entweder wegen den Corona-Maßnahmen oder dem winterlichen Wetter weg oder werden seltener. Da bleibt einem oft nur übrig, es sich zu Hause gemütlich zu machen und den Winter auszusitzen, wenn man kann.

Doch auch wenn diese Winterphase hart ist, so hat sie auch nicht nur schlechte Seiten. Denn desto kälter und ungemütlicher es draußen wird, umso mehr freut man sich dafür auf die Weihnachtszeit. Zumindest geht es mir so. Denn, wenn der Alltag ab und an eintönig wirkt, dann sorgt Weihnachten für Vorfreude.  In diesem Jahr herrscht bei vielen schon eine Art Sehnsucht nach den Weihnachtstagen und dem Jahreswechsel, um mal wieder ein bisschen Ruhe zu finden und zumindest an den Festtagen, mal von Corona und Schulstress abgelenkt zu sein.

Vor allem als Schüler freut man sich ganz besonders auf die Weihnachtstage. Der Beginn der Weihnachtsferien markiert das Ende der anstrengenden Klausurenphase und die Freude, mal wieder auszuschlafen und zu entspannen, macht sich breit. Weihnachten verbindet man deswegen auch immer mit dem Gefühl herunterzukommen und den ab und an eintönig wirkenden Alltag abzuschütteln. Dieses Herunterkommen hat immer schon mit Beginn der Weihnachtsferien begonnen.

In den elf Jahren Schulzeit, die ich bisher erlebt habe, war dieser erste Ferientag meistens um den 21. Dezember herum, mal auch schon am 19. Dezember, immer aber schon ein paar Tage vor Weihnachten. Das kam einem unveränderbar vor. Dieses Datum als Ferienbeginn hatte den Vorteil, dass man am Weihnachtsabend nach drei bis vier freien Tagen, die man im Vorhinein schon hatte, schon wirklich entspannt war und den Weihnachtsabend, ohne noch den Stress der Schule im Kopf zu haben, genießen konnte. Dieses Jahr sollte es aber zum ersten Mal anders sein. In vielen Bundesländern, darunter auch Berlin, beginnen die Schulferien dieses Jahr erst am 23. Dezember, da Weihnachten ungünstiger Weise an einem Freitag liegt.

Ein Tag vor Weihnachten noch in der Schule? Für viele Schüler wie mich eine befremdliche Vorstellung. Man kann sich natürlich streiten, inwiefern der Unterricht einen Tag vor Weihnachten generell überhaupt Sinn ergibt, wenn sowohl Schüler als auch Lehrer schon in Gedanken beim nächsten Tag sind. So wie man letzte Schultage kennt, wird die Motivation bei allen Beteiligten nicht sonderlich groß sein. Aber darum geht es mir gar nicht. Für mich gehörten die freien Tage vor Weihnachten schon irgendwie zu Weihnachten dazu. Nun fallen diese Tage aus. Jegliche Weihnachtsvorfreude wird jetzt erstmal verpuffen, wenn man an diesen Tagen noch zur Schule geht. Wie soll auch im Matheunterricht beim Thema Vektoren irgendwie eine Weihnachtsstimmung aufkommen?

Wirklich bedauerlich, dass man den Schülern diese Vorfreude nimmt. Natürlich – man sollte nach den Schulschließungen zu Beginn des Jahres nun jeden Tag möglichst gut nutzen, um den Stoff wiederaufzuholen. Das kann ich gut nachvollziehen, gerade auf Grund der Tatsache, dass ich eigentlich sehr gerne zur Schule gehe. Aber, dass man genau hier diese Tage von den Ferien wegnimmt, nimmt mir auch einen großen Teil von Weihnachten. Weihnachten bedeutet nicht nur Geschenke an Heiligabend. Es bedeutet Vorfreude, Spannung, Heimlichkeit. Lieber gebe ich dafür die sowieso unnötigen Winterferien im Januar oder die ganzen Feiertage, die sich der Berliner Senat aktuell ausdenkt, ab, als auf diese Tage zu verzichten.

Immerhin haben jetzt schon einige Schulen schulintern beschlossen, die Ferien ein wenig vorzuziehen und den Schulbetrieb am 23. ausfallen zu lassen. So bleibt wenigstens ein bisschen Weihnachtsfreude und Zeit für Entspannung. Aber einige Schüler werden am 23. Dezember zur Schule gehen müssen. Denen nimmt man ein Stück der Weihnachtsvorfreude weg. Und klar, das klingt nicht wie eine Riesensache, schließlich werden wir später einmal an Heiligabend arbeiten müssen. Vor zehn Jahren wäre das vielleicht auch noch nicht so skandalös gewesen, doch wir reden hier von der Regierung von Berlin.

Weihnachten ist das wichtigste Fest für die meisten Deutschen und vielleicht auch auf der ganzen Welt. Es ist ein christlich geprägtes Fest in der Familie, bei dem Zusammenhalt und Besinnlichkeit im Mittelpunkt stehen. Dass ausgerechnet an den Weihnachtsferien herumgepfuscht wird, ist da wohl kaum ein Zufall. Sondern erscheint wie eine bewusstes Wirken gegen die Weihnachtstradition. Diejenigen, die in Berlin zur Schule gehen, können sich dann wenigstens mit dem freien Tag am 8. März trösten. Da ist nämlich Weltfrauentag. Berliner Schüler haben an diesem Tag zuverlässig frei. Darauf freue ich mich natürlich schon ganz, ganz doll…