Schon wieder! Documenta „überrascht“ mit Antisemitismus
Von Simon Ben Schumann | Die judenfeindlichen Exponate auf der Documenta werden immer mehr. Nachdem Aufklärung versprochen wurde, ist jetzt ein neues Stück aufgetaucht. Es zeigt den typischen Stereotyp, den schon die Nazis verbreiteten: Einen geld- und raffgierigen Juden mit riesiger Nase, der konspirativ die Welt regiert.
Die Hasskarikatur war den Verantwortlichen bekannt
Nachdem in der Vergangenheit Juden und Israelis wahlweise als kleinwüchsige Landbesetzer, Massenmörder oder Vergewaltiger dargestellt wurden, braucht man sich auf der Documenta wohl über nichts mehr zu wundern. Das neue Ausstellungsstück entstammt der Feder der indonesischen „Untergrund Künstlergruppe“ Taring Padi. Diese war auch verantwortlich für die ersten Bilder, die den Antisemitismus-Skandal um die Documenta auslösten.
Bin ziemlich erschrocken darüber, welche Bilder nach aller Kritik immer noch auf der @documenta__ zu sehen sind. Schmale Gratwanderung zwischen Kapitalismuskritik und Antisemitismus. Was sagt das Expert*innengremium? Aufgenommen am Sonntag👇#documenta15 #documentafifteen pic.twitter.com/j0EHBrJHEN
— Jürgen Klöckner (@herrkloeckner) August 8, 2022
Die antisemitische Zeichnung hier im zweiten Bild zusehen.
Auf der Zeichnung zu sehen: Eine Gruppe von drei Männern, welche mit einem gierigen Lachen Geldsäcke in den Händen halten. Der Mann linksaußen hat eine völlig überdimensionierte, extrem lange Nase und trägt Kippa. Neben ihm die Worte: „Gold, Glory, Gospel“. Klar: Für Antisemiten ist die Gier nach Macht und Geld typisch jüdisch. Jegliche Rechtsfertigungsversuche der Künstler sind offensichtlich haarsträubend. Hier wird nicht ansatzweise der Staat Israel kritisiert. Stattdessen werden die uralten, hasserfüllten Vorurteile gegen Juden in Szene gesetzt: Von den angeblich „jüdischen“ Gesichtszügen bis zur Geldgier.
Doch das Schlimmste an der Sache: Die Verantwortlichen wussten davon! Die Kippa, die der Mann auf dem Bild trägt, wurde mit einem schwarzen Stück Klebeband versehen. So sollten Betrachter nicht auf die Idee kommen, hier würde Antisemitismus betrieben. Zum Glück hat die Deutsch-Israelische Gesellschaft näher hingeschaut.
Unfassbar, was heute in Deutschland möglich ist
Obwohl „Taring Padi“ die Antisemitismus-Affäre um die Documenta 2022 auslöste, wurde die Gruppe nicht von der Kunstaustellung ausgeschlossen. Schlimm genug. Weiterhin aber kann das leitende Kollektiv „Ruangrupa“ keinen Antisemitismus auf der Zeichnung erkennen. Übrigens stammen beide Gruppen aus Indonesien. Ich hab nichts gegen das Land – auf einen Urlaub dort würde ich aber mittlerweile verzichten.
Persönlich habe ich mit Muslimen durchweg positive Erfahrungen gemacht. Doch leider bestätigt sich, was man in jüdischen Gemeinden europaweit sagt – manchmal hinter vorgehaltener Hand: Der heutige Antisemitismus kommt häufig aus dem islamischen Umfeld. Das will man in Deutschland nicht hören, aber es ist wahr. Es muss jetzt eine Lösung kommen. Gerade Politiker malen sich gerne die Erinnerung an die NS-Vergangenheit auf die Fahne, doch jetzt, wo es drauf ankommt, passiert: Nichts. Das muss sich ändern – sofort.
Ja, der Antisemitismus kommt aggressiv aus der muslimischen Welt, aber er sitzt anscheinend auch tief in unserer – wie man an dem hervorragenden Artikel Ihrer Kollegin Selma Green sehen kann.
Ich habe das früher immer ein bisschen übertrieben gefunden, die ständigen Hinweise auf den nach wie vor auch in unserer Gesellschaft verbreiteten Antisemitismus – jetzt glaube ich aber so langsam, dass es wirklich so ist.
Schrecklich, nicht zu fassen! Die Verantwortliche lässt laufen?