Religionskrieg in Leicester: Multikulti-Scheitern in Großbritannien

Von Leon Hendryk | In der englischen Industriestadt Leicester ließ sich in den letzten Wochen das Scheitern der europäischen Migrationspolitik beobachten. Gruppen von Hunderten Muslimen und Hindus, eingewandert aus Indien und Pakistan, bekriegen sich dort schon seit Ende August. Den Konflikt den sie austragen, die jahrhundertealte Feindschaft zwischen Islam und Hinduismus, haben sie vom indischen Subkontinent mitgebracht. In den deutschen Medien hört man indes nichts von diesem importierten Konflikt der nun auf englischen Straßen ausgetragen wird – keine einzige Zeitung aus dem deutschsprachigen Raum berichtet darüber. 

 

Leicester (gesprochen „Lester“) liegt im Herzen Englands, nahe Birmingham, und ist mit 350.000 Einwohnern etwa so groß wie Bonn oder Wuppertal. Die Stadt ist als Multikulti-Hochburg bekannt. Nur 45% der Einwohner sind noch ethnisch britisch, etwa 40% stammen aus Südasien. Von diesen sind wiederum etwa die Hälfte Muslime, die andere Hälfte Hindus. Und genau diese beiden Gruppen stehen seit mehreren Wochen auf Kriegsfuß. Immer wieder kommt es zu Massenprügeleien und Aufmärschen der beiden Gruppen, sowie zu Beschädigungen an Tempeln und Moscheen. 

 

Nun ist es kein Geheimnis, dass das Zusammenleben von Muslimen und Hindus auf dem indischen Subkontinent von Gewalt und gegenseitiger Abneigung geprägt ist. Immer wieder kommt es in Indien zu Ausbrüchen von Unruhen zwischen den beiden Gruppen, mit teils hunderten Todesopfern. Zudem betrachten sich das mehrheitlich hinduistische Indien und das muslimische Pakistan als Erzfeinde, schon mehrfach kam es zum Krieg. Nun ist dieser Konflikt auch in Leicester angekommen, sozusagen im Reisegepäck der Millionen von Migranten, die in den letzten Jahrzehnten aus diesem Teil der Welt nach Großbritannien strömten. 

 

Zuerst flammte die Gewalt nach einem Cricket-Spiel zwischen Indien und Pakistan am 28. August auf. Den Sieg ihres Landes feiernde Hindus waren nach dem Spiel in einem muslimischen Viertel von Leicester attackiert worden. In den Tagen und Wochen danach kam es immer wieder zu gewalttätigen Demonstrationen und Sachbeschädigungen an Hindu Tempeln sowie Moscheen. Erst vor etwa einer Woche beruhigte sich die Lage wieder. In den britischen Medien werden Mitglieder der Hindu-nationalistischen „Hindutva“-Bewegung für die Eskalation der Gewalt verantwortlich gemacht. Die „Hindutva“-Bewegung steht der indischen Regierungspartei BJP unter Narendra Modi nahe und fordert den Umbaus Indiens zu einem autoritär regierten Staat mit dem Hinduismus als Staatsreligion. BJP-nahe Journalisten aus Indien berichteten auf Twitter und in den indischen Medien über die Ereignisse in Leicester und schürten die Flammen. Aber auch Aktivisten aus dem islamistischen Spektrum waren an den Demonstrationen und Gewalttaten gegen Hindus involviert. Sie bekamen ihrerseits ideologische Rückendeckung aus Pakistan. In Pakistan braucht man gar nicht erst nach einem Äquivalent zur „Hindutva“-Bewegung suchen. Der Islam ist dort bereits seit Jahrzehnten Staatsreligion, 97% der Einwohner des Landes gehören ihm an. Die verbliebenen 3% an Hindus und Christen sind weitgehend entrechtet und religiöser Verfolgung ausgesetzt. Von der im Westen oft propagierten, „diversen“ Multikulti-Gesellschaft scheint man in Pakistan nicht viel zu halten.

 

Die Frage nach der Schuld für die Ausschreitungen ist also schwer zu beantworten. Doch letztendlich ist es zweitrangig wer nun mehr Schuld an den Ausschreitungen trägt, radikale Hindus oder radikale Muslime.
Warum werden solche Kämpfe überhaupt auf europäischem Boden ausgetragen? Das ist die eigentliche Frage, die die Ereignisse in Leicester hervorrufen sollte! England ist nicht Pakistan, es ist auch nicht Indien. Ethnisch-religiöse Konflikte aus dem Ausland haben auf unserem Kontinent nichts zu suchen. Dass sie dennoch hier ausgetragen werden ist eine Folge der verfehlten Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte – obwohl die Hindus und Muslime Leicesters teils in zweiter oder dritter Generation dort leben, nehmen sie sich selbst nicht als Briten war. Stattdessen stellen sie ihre religiöse Identität über alles und tragen religiöse Kämpfe aus, so als würden sie sich noch immer in Indien oder Pakistan leben. Anders als manche Linke uns weismachen wollen, legen Migranten ihre Kultur und ihre religiöse Überzeugung nicht einfach ab, wenn sie die Grenze überqueren oder die Staatsbürgerschaft eines europäischen Landes annehmen. Stattdessen ist die religiöse Identität von Migranten selbst in zweiter oder dritter Generation noch maßgeblich für Selbstverständnis und Verhalten dieser Menschen. Dementsprechend verschwinden auch die Konflikte aus der Heimat nicht. Anstatt sich auf den Straßen von Jaipur oder Lakhnau zu prügeln, tut man es nun eben in Leicester. 

 

Der naive Traum vieler Linker von der friedliebenden Multikulti-Gesellschaft wird so Lügen gestraft. Es ist darum kein Wunder, dass deutsche Medien in keiner Weise über die Ausschreitungen in Leicester berichten. Denn spätestens seit 2015 ist offensichtlich, dass in der deutschen Medienlandschaft nur äußerst ungern über die negativen Effekte von Massenmigration und der resultierenden gesellschaftlichen Veränderungen gesprochen wird. 

 

Doch auch hier in Deutschland kommt es immer wieder zu Szenen die denen in Leicester ähneln, nur mit anderen Akteuren. Statt Hindus und Muslimen finden die Ausschreitungen hier in der Regel zwischen Türken und Kurden statt. In wiederkehrender Regelmäßigkeit kommt es zu Demonstrationen und anschließender Massenprügeleien, oft ausgelöst durch Ereignisse im kurdisch besiedelten Teil der Türkei. Auch gegenseitige Brandanschläge auf türkische und kurdische Einrichtungen sind keine Seltenheit. Man muss also nicht erst den Ärmelkanal überqueren, um die Auswirkungen von aus anderen Teilen der Welt importierten Konflikten zu beobachten.

 

Bild: „NotFromUtrecht“ via Wikimedia Commons (Lizenz)