Rapunzel neu verfilmt – nur deprimierender und ohne Glitzer

Von Selma Green | Rapunzel war eine meiner Lieblingsprinzessinnen. Ich wollte früher wie sie sein. Das hat auch fast geklappt. Wie sie in ihren Turm, wurde ich in mein Zimmer gesperrt. Wussten Sie, dass Rapunzel in der Disney-Verfilmung die Prinzessin von einem Königreich namens Corona ist? Ist wirklich wahr, Sie können es googeln, wenn Sie mir nicht glauben. Und der Film wurde schon 2010 gedreht! Und da soll noch mal jemand sagen, Disney sei weltfremd. Nur anders als bei Rapunzel bescherte mir der Lockdown haufenweise Hausaufgaben, Augenringe, fehlende soziale Kontakte und blasse Haut. Ich hatte etwas zu viel Zeit im Lockdown und entdeckte meine Leidenschaft für’s Backen – Hefezöpfe, Brötchen, ein Erdbeerkuchen, zwei oder drei New York-Cheesecakes, Cupcakes mit Frosting und ein paar Macarons füllten unseren Kühlschrank aus.

Im zweiten Lockdown beschäftigte ich mich mit Schminken, insbesondere meiner Augen. Ich probierte Eyeshadow und Eyeliner in den verschiedensten Farbkombinationen und Formen aus. Glauben sie’s mir oder nicht – ich wurde wieder rassistisch diskriminiert. Nach stundenlanger, harter Arbeit des Auftragens vom Eyeshadow sah ich in den Spiegel: Mein Lid, auf das ich fast alle Farben meiner Palette ausgekippt hatte, sah genauso aus wie das Lid ohne Lidschatten. Ich mag hoch pigmentiert sein, meine Schminke ist es jedenfalls nicht. Aus Rache verbannte ich die rassistische Farbpalette in meinen Schrank, wo sie nun einstaubt.

Auch wenn mich meine Bemühungen als Bäckerin und Schminkprofi ablenkten, machte mich die Coronapolitik wütend. Aus der Schule gerissen und in einen Lockdown gesteckt, mussten wir uns Themen selbst erarbeiten. Es kam kein Prinz und auch kein Lehrer, der uns dabei half. Mit dem Stoff lag meine Klasse in den meisten Fächern zurück. Die Plattform, auf der alle Aufgaben von den Lehrern für die Schüler hochgeladen wurden, stürzte alle zwei bis drei Tage ab. Selbst für Streber wie mich war es kaum möglich, die Lösungen rechtzeitig abzugeben. In Berlin investierte man lieber in grüne Projekte, als in einen funktionierenden Online-Unterricht. Naja, wer braucht schon Bildung in einer Welt, in der es Pop-up-Radwege gibt?

Nicht Corona, sondern die Maßnahmen machen mich krank.

Als würde man mit uns Schülern Mühle spielen, wurden wir hin und her geschoben: vom Lockdown zum Präsenzunterricht zum normalen Unterricht zum Hybridmodell und am Ende wieder in einen Lockdown. Auf die Idee, uns in der Schule zu testen und Luftfilter zu besorgen, kam man erst nach anderthalb Jahren Corona. Schüler sind keine Risikogruppe, warum dieses Rumgeeiere mit den Maßnahmen?
Wir sitzen jetzt mit Luftfilter im Rücken und Teststäbchen in der Nase im Unterricht und sollen brav unsere Masken tragen. Durch die offenen Fenster nimmt der Klassenraum Kühlschranktemperaturen an. Ich sitze dann mit in einem Schal eingewickelten Beinen, Winterjacke, Handschuhen und Maske im Unterricht. „So, jetzt entspricht mein Aussehen endgültig dem eines Obdachlosen”, denke ich mir dabei. Von der Maske wird mir regelmäßig schlecht und von den Coronatests bekomme ich Nasenbluten. Nicht Corona, sondern die Maßnahmen machen mich krank.

In der Coronapolitik stehen wir Schüler an letzter Stelle. Man machte sich keinerlei Gedanken über einen funktionierenden Online-Unterricht und schickte uns in mehrere Lockdowns. Genauso wenig scherte man sich darum, uns einen normalen Schulalltag genießen zu lassen.
Es gelten nutzlose Maßnahmen und Druck durch Moralkeulen wie: die Jugendlichen müssten die Alten schützen. Am Anfang verstand ich das. Jetzt, da es eine Impfung gibt und ich mich regelmäßig teste, kann ich die vielen Einschränkungen nicht mehr nachvollziehen. Ich will als Jugendliche, genauso wie Rapunzel, etwas außerhalb meiner vier Wände entdecken. Ich möchte nach Malle fliegen, mit Spaniern flirten und in der Schule ohne Maske und Frieren Unterricht haben.


Selma Green, 2006 geboren und Schülerin eines Berliner Gymnasiums. Hat die Nase voll von der Klimawandel- und Coronapanikmache in der Schule und schreibt über die linken Mitschüler und Lehrer, gelegentlich über ihr Moped. Möchte Jura studieren und viel Geld als Chefin einer Anwaltskanzlei verdienen.


 

1 Antwort

  1. Mag sagt:

    Vielleicht kommen die Politiker doch mal auf die Idee Kinder und Jugendliche zu fragen wie es ihnen geht. Schließlich werden die Jugendlichen auch bei anderen Themen wie Klimawandel hinzugezogen. Hinsichtlich der Auswirkungen von Maßnahmen sind Schüler doch Experten. Leider wurde ihnen immer wieder gesagt, dass sie ihre Großeltern und andere Risikopersonen schützen sollen. Ich finde die Älteren sollten sich lieber selbst schützen und die Jüngeren noch dazu, nämlich vor den Negativen Auswirkungen der Maßnahmen.