Pessimist vs. Optimist – Das große Apollo-Battle
Lesen sie hier: Das große Debattenduell. Sind wir nur einen Schritt vom Abgrund entfernt oder ist das Paradies zum Greifen nah? Für wen fiebert ihr mit: Team Pessimismus oder Team Optimismus?
ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder verbitterte Dauer-Depris noch bornierte Always-Happys wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wider, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.
Das Glas ist nicht halbleer, sondern leer
Von Simon Ben Schumann | Die Welt ist voller Leid, Unrecht und sonstigem Horror. Im Endeffekt bestimmen materielle Faktoren über Glück und Unglück. Schon zum ersten Geburtstag bekommen wir eine Steuer-ID zugeteilt. Das sagt doch wohl alles! Du kommst ja aus Bayern, lieber Boris. Und bist ein Optimist – wie zur Hölle geht das? Schluckst du morgens ein paar Muntermacher? Nicht die schlechteste Lösung. Mit Markus Söder als Ministerpräsident – mehr als nachvollziehbar. Aber vielleicht kann ich dich trotzdem überzeugen.
Hier ein Beispiel für die harte Realität: Wer 50 Jahre arbeiten muss, bei einer 40-Stunden-Woche, verbringt lebenslang 104.000 Stunden bei seinem Job. Das Leben besteht faktisch nur aus Schuften. Durchschnittlich verdient man dabei 2.000 € netto. Damit kann man sich nicht mal ein Haus leisten. Wenn doch, hat man es kurz vor seinem unausweichlichen, leidvollen Tod abbezahlt. Der Otto-Normal-Mensch lebt in völliger Abhängigkeit vom Rest der Plantage: Von seinem Arbeitgeber, von seinem Vermieter, vom Staat und am besten noch vom Social-Credit-Score. Wir in Deutschland haben es sogar gut. Als Russe z. B. wird man gerade gezwungen, mal kurz in ein anderes Land einzumarschieren. Da sehe ich nicht viel Raum für Zuversicht. Das Glas ist nicht halb leer – sondern ganz leer.
Wer reich ist, braucht sich um sowas nicht zu sorgen. Vor Gericht kommen üble Straftäter viel zu oft davon, weil sie die besten Anwälte haben. Vollzeit-Jobs haben sie nicht nötig. Wo ist da für dich das Gute, Boris? Was ich hier wahrnehme, ist eine kafkaeske Horror-Show.
Ich arbeite nebenher in einem Supermarkt. Einmal kam ein Junge, um die 12 Jahre alt, zu mir und fragte: „Entschuldigung, wo steht dieser Eistee von Shirin David?“ Die angesagte Pop-Sängerin macht im Internet mit Hymnen auf Sexualisierung und Materialismus Millionen Klicks. Ich zeigte ihm das Regal. „Nein, den habe ich schon gesehen. Sie hat so eine neue Version mit Alkohol rausgebracht, die suche ich!“ Danach war mir klar: Das Projekt „homo sapiens“ ist gescheitert.
Jetzt kann man sagen: Macht doch trotzdem das beste draus! Das ist aber leider illusorisch. Ein Beispiel: Viele Leute suchen in der Liebe ihr Glück. Die Scheidungsrate von 50,00 % erteilt dem aber eine klare Absage. 50/50 Chance auf lebenslange Unterhaltszahlungen und Niedergeschlagenheit – das klingt sehr riskant. Der US-amerikanische Schriftsteller Charles Bukowski riet der Menschheit daher: „Don’t try!“ Ich sehe das etwas positiver. Man kann sein eigenes Leben gut und glücklich führen. Aber das geht leider nur in den Grenzen, die uns die Realität setzt. Mit Euphorie und ohne Skepsis durch die Welt gehen – das fände ich gefährlich.
Kopf hoch, Simon!
Von Boris Cherny | Zugegeben, Simon, Pessimismus liegt hoch im Kurs. Auf rechter Seite wird die kurz bevorstehende Islamisierung des Abendlandes beklagt, während die Linken glauben, dass die Welt aufgrund des Klimawandels in 8 Jahren untergeht. Aber auch die bürgerlichen Kräfte haben (zugegebenermaßen nicht unbegründete) Zukunftsängste. Doch ein Blick in die Vergangenheit und auf heutige Entwicklungen zeigt, dass Pessimismus unangebracht ist. Ich habe das Gefühl, Journalisten sind grundsätzlich Pessimisten. Ständig hört man dieselben Hiobsbotschaften. Hier ein Bürgerkrieg, dort eine Hungersnot, woanders wird ein Extremist an die Macht gewählt. Natürlich muss über negative Ereignisse berichtet werden, doch bei der Berichterstattung kann man das Gefühl bekommen, unsere Zivilisation stünde wirklich kurz vor dem Zusammenbruch.
Die Fokussierung auf negative Berichterstattung ist eigentlich natürlich, denn keiner liest gerne Artikel wie beispielsweise über den stetig wachsenden Wohlstand Botswanas. Das ist furchtbar langweilig. Doch der Fokus auf die negativen Ereignisse in der Welt hat nur wenig mit der Realität zu tun. In den letzten Jahren haben wir Menschen ein unglaubliches Level an technologischem Fortschritt erreicht. Die weltweite Armut sank innerhalb der letzten Jahrzehnte massiv. Auf der Welt leben heute über eine Milliarde Menschen weniger in extremer Armut als noch 1980. Auch der deutsche Wohlstand ist bisher stetig gewachsen. Ein Land, das auferstanden ist aus den Ruinen des 2. Weltkriegs und sich zur größten Wirtschaftsmacht Europas aufgeschwungen hat, wurde nicht von Pessimisten erbaut. Die deutsche Geschichte ist ein gutes Beispiel gegen den Pessimismus.
Natürlich gibt es immer wieder (teilweise massive) Rückschläge. Gute Zeiten führen oft zu Dekadenz und dem Aufstieg schlechter Politiker. Deutschland ging es so lange so gut, dass sogar 16 Jahre desaströser Wirtschafts- und Energiepolitik den Wohlstand nicht ausradieren konnten. Erst jetzt spürt der deutsche Bürger die Auswirkungen der hochmütigen Politik der letzten Jahrzehnte. Doch nach jeder Dürre kommt der Regen, und schon jetzt merkt man erste Anzeichen davon in Deutschland. Niemals war das Vertrauen in unsere politischen Eliten so gering wie heute. Im Endeffekt kannst du Simon das Gefühl haben, alles würde schlechter werden, und Deutschland stünde vor einer katastrophalen Zukunft. Doch den historischen Fakten sind deine Gefühle egal. Sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich gab es in den letzten 200 Jahren monumentale positive Entwicklungen. Und dieser Trend wird sich langfristig bestätigen. Wenn die Menschheit Nationalsozialismus und Kommunismus überlebt hat, wird sie die Grüne Ideologie erst recht überdauern.
Unser Fortschritt erforderte auch eine gehörige Prise Optimismus. Natürlich kann man depressiv über den Untergang der Welt oder der Gesellschaft schwadronieren, verbessern wird man die Situation dadurch aber kaum. Erst durch Risikobereitschaft und Zuversicht konnte die Industrialisierung geschehen. Nur durch den Glauben an die Vernunftbegabung des Menschen konnten Freiheit und Demokratie erkämpft werden. Wären die Gründerväter Amerikas Pessimisten gewesen, wäre Charles III. heute wohl auch noch König von Amerika. Wäre Churchill Pessimist gewesen, hätte Hitler Deutschland vielleicht in die komplette Zerstörung führen können.
Man kann also ganz gewiss sagen, dass historisch die pessimistische Weltsicht keinen Erfolg hatte. Doch auch aus heutiger Sicht haben wir Grund, optimistisch zu sein. Wie erwähnt, zeigen sich positive Trends in der deutschen Gesellschaft. Immer mehr Menschen stehen dem Mainstream in unserem politischen Diskurs mit Misstrauen gegenüber und befreien sich aus der kantischen, selbstverschuldeten Unmündigkeit. Auch mit Blick auf unseren technologischen Fortschritt gibt es keinen Grund, depressiv zu werden. Wir haben die Kraft, mithilfe unserer Technologie uns allen Herausforderungen der Natur zu stellen. Also Simon, Kopf hoch und Blick voraus. Deutschland wird wohl leider morgen nicht untergehen, so sehr es manche Pessimisten auch wollen.
„Eine Welt, die William Shakespeare, die Venus von Milo und Briefmarken mit Pfefferminzgeschmack hervorgebracht hat, kann nicht ganz verdorben sein.“
– MacNamara in „Eins, zwei, drei“