Panik & Ohnmacht – das deutsche Corona-Desaster

Bild: Kasa Fue | CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Von Leopold Vogt | Das Coronavirus – das ist inzwischen allgemein bekannt – zeichnet sich anscheinend durch extreme Infektiosität aus, so stark, dass Infizierte noch lange bevor erste Symptome auftreten viele Andere anstecken können, deswegen müssen hierzulande auch alle in Quarantäne, die mit einem Erkrankten Kontakt hatten, selbst wenn dieser Kontakt zwei Wochen vor Auftreten erster Symptome stattgefunden hat.

Möchte man ernsthaft die Verbreitung eines solchen Virus stoppen scheint das mehr oder weniger die einzige Möglichkeit. Ein Mensch hat vermutlich hunderte Kontakte, die zu einer Infektion reichen, pro Tag! Sagen wir das sind gut 600 verschiedene Menschen in zwei Wochen (viele Kontakte wiederholen sich, die Menschen in der Klasse und auf dem Gang sind jeden Tag großteils dieselben), bis also eine Infektion frühestens bemerkt werden kann.

Erst ab dann können die Kontaktpersonen “quarantänisiert” werden. Bis dahin waren dann aber auch sie schon teils infektiös – auch die Personen die mit ihnen Kontakt hatten müssten nun isoliert werden. Das bedeutet auch: Wenn auch nur eine Person in einer Schule erkrankt ist, müssten folglich alle Schüler, Lehrer und Verwandte dieser isoliert werden. Und wenn dies nicht schnell genug vonstatten geht, könnte man auch gleich die ganze Region dichtmachen.

Gerade deshalb verwundert es doch sehr, wenn das bayerische Kultusministerium nun – eine Woche nach Ende der Faschingsferien – alle Schüler, die in Südtirol im Urlaub waren für die nächste Woche nach Hause schickt. Einerseits ist natürlich überhaupt nicht sicher, ob sie sich infizierten (doch dieses Risiko muss man eingehen, s.o.), noch ob die Maßnahme überhaupt noch irgendetwas bringt. 

Hätten die Betroffenen sich wirklich mit SARS-CoV-2 angesteckt, hätten sie vermutlich auch so schon viele Mitschüler angesteckt. Und diese in der kommenden Woche dann fast die ganze Schule, samt Eltern und Lehrern, diese dann Teile ihres Arbeitsplatzes, ihrer Familie etc..

Auch die Kommentarspalten in den meisten Medien sind voller Entrüstung, ob einer Politik, die öffentlich zuerst abwartet und alle Verunsichterten am liebsten als kranke Hysteriker und Endzeitpropheten abstempelt, um dann nur wenige Monate später festzustellen, dass es vielleicht doch schlimmer ist als gedacht. Tja, wie verwunderlich, dabei hat der (gefühlte) Rest der Welt nur ganze Landstriche abgeriegelt, jeden Einreisenden getestet, Kreuzfahrtschiffe quarantänisiert. Jedenfalls merken jetzt auch hiesige Verantwortliche, das man selten so viel negative Publicity auf sich ziehen kann wie mit dem Herunterreden subtiler Gefahren, die dann doch so akut werden, dass jeder Zweifel bekommt ob der Weitsichtigkeit der Verantwortlichen.

Natürlich ist bei solchen Situationen immer Fingerspitzengefühl gefragt und auch die Deutschen neigen sehr zu jeder Hysterie, sei es die Angst vor dem Atom, die Angst vor Glyphosat, dem Klimawandel. Überall dort hat unsere Regierung sofort drastische Maßnahmen ergriffen, der Bevölkerung wahrlich jeden (noch so überstürzten) Wunsch von den Lippen abgelesen.

Nur – warum nicht jetzt? Warum hat Herr Spahn nicht die einmalige Gelegenheit genutzt, sich als Beschützer des Landes zu profilieren, als kompetente Besetzung für das ihm übertragene Amt zu zeigen? Er hätte große Reden schwingen können, von der Eindämmung des Virus, vom bestmöglichen Schutz aller Bürger, davon, dass alles Menschenmögliche getan wird, um die Einführung und Verbreitung zu stoppen.

Doch was passierte? Reden, darüber, dass alles in Ordnung sei, dass Maßnahmen wie Fiebermessen bei der Einreise übertrieben und unnötig wäre.

Wie soll ein Land so Vertrauen aufbauen in eine Regierung, die wie 2015 zuerst das Raunen in der Bevölkerung beschwichtigt, nur um dann später festzustellen, dass man doch viel zu locker war. Dieses Vorgehen reduziert natürlich zum einen die Gefahr einer nationalen Panik, könnte man zumindest hoffen. Denn sobald die Menschen den Verdacht (vielleicht auch unbegründet) schöpfen, dass jene Instanz, deren Weisungen man sich nur aus Gründen des Schutzes vor Gefahren unterwirft, genau das nicht leistet, fängt die totale Panik an. Das passierte teils schon 2015, als Wähler von der Union zur AfD abwanderten, als aber auch Paramilizen (alias Scharia-Polizei) und deren Konter als Bürgerwehr auftraten und damit beide Ränder die Autorität, beziehungsweise die Kompetenz des Staates, Recht und Gesetz durchzusetzen, elementar anzweifelten.

Warum wiederholt sich dies schon wieder? Auch halbgare Maßnahmen, wie das Heimschicken von Schülern, die in Risikogebieten Urlaub gemacht haben sind schön und gut. Doch gilt es zu bedenken, dass diese Entscheidung zwei mögliche negative Konsequenzen nach sich ziehen kann. Einerseits die Verunsicherung der Menschen, wenn man Schüler heimschickt  und andererseits die mögliche Verbreitung des Virus, wenn man die Schüler nicht heimschickt. Das jetzige Vorgehen vereint beides, zumindest beides Negatives, denn nun sind die Menschen verunsichert und – falls die Heimgeschickten tatsächlich infiziert sein sollten – die fortschreitende Durchseuchung der Schulen.

Selbstverständlich muss zugegeben werden, dass diese Anweisung wohl zügigst mit der Neueinstufung Südtirols als Risikogebiet geschah. Auf der anderen Seite bringt es trotzdem nur noch mehr Unsicherheit, aber keinen Deut mehr Sicherheit, noch jemanden nach Hause zu schicken. Vielleicht sollten auch zwei Wochen Schulen geschlossen bleiben, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, so wie es Herr Kekulé nun forderte.

Warum nicht? Ich jedenfalls würde erstmal einen ausgiebigen Skiurlaub in leer gefegten Skigebieten machen.

4 Antworten

  1. Hardy sagt:

    Die Menschheit ist seit Anbeginn ihrer Existenz von einem Virus befallen. Er heißt nicht Corona – es ist der Angstvirus. Angst, sich selbst zu vertrauen. Wer sein Schicksal in andere Hände legt und hofft, sie werden in seinem Sinne anpacken, wird immer enttäuscht. Richtig schlimm wird diese Tatsache aber erst, wenn man wahrnimmt, wie wenig Menschen dies erkennen und ihr Verhalten ändern.

  2. Konstantin sagt:

    Weil Herr Spahn scheinbar den Artikel Ihres Kollegen vom 03.02. gelesen hat.
    https://apollo-news.net/die-voellig-ueberdrehte-corona-panik/

    Das was Sie jetzt schreiben, habe ich bereits damals befürchtet und leider Recht behalten.

  1. 10. März 2020

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  2. 10. März 2020

    […] über Panik & Ohnmacht – das deutsche Corona-Desaster — Apollo News […]