Ostdeutschenquote? Nein Danke!

Von Willi Weißfuß | Der Ostbeauftragte der Bundesregierung hat eine Debatte über geborene Ostdeutsche in
Führungspositionen angestoßen. Doch wie kam es dazu? Eine Erhebung über Ostdeutsche in
Führungspositionen in Bundesbehörden hat ergeben, dass nur 13,9% der Führungspositionen mit
geborenen Ostdeutschen besetzt sind. In Ostdeutschland leben jedoch circa 20% aller Einwohner
Deutschlands. Doch ist man nur ein echter Ostdeutscher wenn man in Ostdeutschland geboren
wurde? Macht eine Quote, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung überhaupt Sinn oder müssen wir
den Quotenwahn stoppen?
Der Fall Angela Merkel
Die Definition, Ostdeutscher ist wer in Ostdeutschland geboren wurde, kann am Beispiel von
Angela Merkel hinterfragt werden. Unsere ehemalige Bundeskanzlerin ist nämlich eine geborene
Westdeutsche. Angela Merkel wurde am 17 Juli 1954 in Hamburg geboren. Für den Ostbeauftragten
der Bundesregierung ist Angela Merkel eindeutig eine Westdeutsche, schließlich ist sie in Hamburg
geboren. Das Angela Merkel nur ein paar Wochen in Westdeutschland lebte bevor ihre Eltern in die
DDR übersiedelten spielt keine Rolle. Angela Merkel hat über 35 Jahre in der DDR gelebt. In dieser
Zeit hat sie die Lebensweise der DDR erlebt und gelebt. Angela Merkel definiert sich selbst als
„ostdeutsche Bürgerin“. Vermutlich sind solche Äußerungen mittlerweile kulturelle Aneignung.
Das Saarland politisch überrepräsentiert
Wenn Ostdeutsche unterrepräsentiert sind müssen andere Teile Deutschlands überrepräsentiert sein.
Ein Beispiel dafür wäre das Saarland im Kabinett Merkel IV. Im Saarland leben etwas über 1% der
Bevölkerung Deutschlands. Im Kabinett Merkel IV waren zwischenzeitlich 3 der 15 Ministerposten
mit Saarländern besetzt. Dies entspricht 20% der Ministerposten! Heiko Maas, Peter Altmaier und
Annegret Kramp-Karrenbauer sind alle im Saarland geboren worden und haben im Saarland ihren
Wahlkreis. Die logische Konsequenz des Quotenwahns wäre gewesen, dass 2 der 3 Saarländer ihren
Posten hätten räumen müssen. Diese Debatte kam nie auf und das obwohl manche Bundesländer
gar keinen Minister im Kabinett Merkel IV stellten. Doch warum war das Saarland
überrepräsentiert? Das Beispiel Saarland zeigt, dass es bei der Vergabe von Führungspositionen um
die Person und nicht um die Quote gehen sollte. Angela Merkel, nach eigenen Aussagen
ostdeutsche, hatte in ihrem Kabinett IV übrigens nur eine Ministerin aus Ostdeutschland: Fraziska
Giffey. Im übrigen würde auch nur ein Saarländer dazu führen, dass das Saarland 6,7% der
Ministerposten besetzt und damit überrepräsentiert wäre. Das Saarland ist für Quotenfetischisten
eine unlösbare Aufgabe.
Diese Quote schadet Deutschland
Die Teilung Deutschlands, welche in den Köpfen der Menschen teilweise noch existiert, kann nur
überwunden werden, wenn wir uns als ein Deutschland sehen. Diese Quote führt hingegen zu einer
Verfestigung der Ost-West Denkweise. Alle Deutschen welche nach 1989 geboren wurden kennen
die Teilung Deutschlands nur aus Erzählungen. Durch eine Ostdeutschenquote wird die Teilung
Deutschlands für die junge Generation wieder greifbar und de facto Realität. Eine Realität welche
wir eigentlich überwinden wollen.
Des weiteren werden Ostdeutsche in Führungspositionen von Westdeutschen zukünftig nicht ernst
genommen. Jeder Ostdeutsche wird als Quoten-Ossi abgestempelt werden. Quoten-Ossis hätten es
ohne Quote nie soweit geschafft. Solche Denkweisen werden sich durch eine Quote manifestieren.
Die Lebensleistung Ostdeutscher in Führungspositionen wird dadurch geschwächt. Wenn ein
Westdeutscher eine Führungsposition nicht bekommt und diese stattdessen mit einem Ostdeutschen
besetzt wird, wird der Westdeutsche, zumindest unterbewusst, der Quote und nicht auf seiner
eigenen Leistung die Schuld an der missglückten Bewerbung geben. Eine Ostdeutschenquote kann
einen neuen Hass auf Ostdeutsche schüren.
Abschließend lässt sich noch eine gefährliche Tendenz in dieser Regierung feststellen nämlich, das
der Ostbeauftragte der Bundesregierung Ostdeutsche nur über den Geburtsort definiert. Dies ist eine
gefährliche Aussage, welche in unserer pluralistischen Gesellschaft keinen Platz hat. Omid
Nouripour, geboren im Iran, wäre nach dieser Logik nämlich kein Deutscher sondern Iraner.