Movie Review: Downton Abbey 2 ,,A New Era’’ – man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist

Von Elena Klagges | Endlich war es mal wieder so weit: Ich war nach Ewigkeiten im Kino und habe mir als großer Downton Abbey Fan den lang ersehnten 2. Film ,,A New Era’’ ausgesucht. Eine Zeitreise in die britischen 1920er und 1930er Jahre. Wo, was von Anfang an auffällt, Manieren, Anstandsgefühl und die guten Sitten noch erstrebenswerte und grundlegende Werte waren, die selbstverständlich vorausgesetzt wurden, wenn man nicht das Gesprächsthema einer bestimmten Klasse sein wollte.

In the big picture: Es ist mal wieder ein gelungener Film, der alle Generationen begeistern kann. So hatte man im Kinosaal das Gefühl, wie in einem großen Wohnzimmer zusammen mit Großeltern, Eltern und Geschwistern zu sitzen und den Erlebnissen der Crawley Familie zu folgen.
Aber nicht nur alteingesessene Eingeweihte werden 100 Jahre zurück in die Vergangenheit geschickt. Ein Freund von mir hat noch keine einzige Folge der Serie gesehen, auch nicht den ersten Teil des Filmes und verließ das Kino mit einem großen Lächeln. Julian Fellows hat es sehr feinfühlig geschafft, nette Anekdoten zu den vergangenen Ereignissen in die Dialoge einzubinden, die den Vertrauten ein rundes Bild der Familiengeschichte geben; gleichzeitig aber für die Neuen nicht den Witz aus der Story nehmen.

Durch die Kameraführung, die im Vergleich zu der Ersten Staffel aus dem Jahre 2010 mit tollen Drohnenaufnahmen arbeitet, bekommt der Zuschauer eine atemberaubende Tour des ikonischen Highclear-Castles und der französischen Villa an der Cote d’Azur. Wie diese zweite Location in das Vermögen der Crawleys kommt, ist eines der spannenden Geheimnisse der DowagerCountess Violet Crawley (Maggie Smith), welche schlagfertig wie eh und je geblieben ist. Deutlich in die Jahre gekommen – was man aber logischerweise dem gesamten Cast von upstairs und downstairs ansieht – sorgt eine ihrer jugendlichen Affären mit dem Marquis de Montmirail für Aufregung. Könnte es sein, dass die ganze Erbfolge des Earl of Grantham auf einem jugendlichen Fauxpas aufbaut?

Während Robert Crawley (Hugh Bonneville) und seine Frau Cora (Elisabeth McGovern) mit einem Teil der Familie diesem Mysterium bei einem sommerlichen Besuch in Südfrankreich nachgehen, leitet die älteste Tochter des Grafen, Lady Mary Talbot (Michelle Dockery) das Estate zu Hause. Doch auch hier wird es nicht langweilig. Wie man auch schon im Laufe der Serie immer wieder mitbekommt, ist die Aufrechterhaltung eines solchen Anwesens mit enormen Kosten verbunden, die viele Familien grade nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr stemmen können. Noch gelingt es den Crawleys sich zu finanzieren, auch wenn man natürlich sehr ungerne über Geld redet. Um die Schäden des Daches überhaupt decken zu können, öffnet Mary nun die Türen für eine Filmproduktion. Hollywood kommt ins das kleine Yorkshire und bringt die moderne Kinowelt mit, die sich grade von den Stummfilmen in die ersten Tonfilme wandelt. Mit bei dieser Partie ist der attraktive Regisseur Jack Barber (Hugh Dancy), der dem Ehemann von Lady Mary, Mr. Henry Talbot (Matthew Goode), große Konkurrenz macht. Zur großen Enttäuschung sei hier schon verraten, dass der hotte Rennfahrer dieses Mal leider kein einziges Mal zu sehen sein wird, weil er auf einer Autorallye rund um die Welt unterwegs ist.Trotzdem legt Michelle Dockery erneut eine tolle schauspielerische Leistung ab.

Wer im Laufe der Geschichte sehr positiv heraussticht, ist Lady Edith (Laura Carmichael), die zweite Tochter des Earls. Die etwas vernachlässigte Schwester entwickelt sich zu einer modernen Frau des 20. Jahrhunderts. Wenn wir Fans mal ehrlich sind, war das Beste, was ihr passieren konnte, von dem alten Herren Anthony Strallan (Robert Bathurst) in der Dritten Staffel am Altar stehen gelassen zu werden. Denn danach fängt eine erfolgreiche Karriere an: Zunächst lernt Edith den Verleger Micheal Gregson kennen, mit dem sie sogar eine Tochter bekommt. Zwar verschwindet dieser tragischerweise bei dem Hitler-Mob in München 1923, aber vermachtet Lady Edith das Magazin ,,The Sketch‘‘. So wird sie eine der interessantesten und stylischen Frauen Londons. Schließlich findet auch Edith ihr Eheglück mit dem Marquess of Haxam, Bertie Palham(Harry Hadden-Paton), der seine Frau sehr offen und herzlich in ihren Projekten unterstützt.

Trotz der ganzen geschilderten Euphorie, muss ich leider gestehen, dass dem Film eine gewisse Spannung, das excitement, fehlt. Probleme und Skandale können erstaunlich schnell gelöst werden, die Dynamiken zwischen den Charakteren sind überwiegend harmonisch; eben zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht waren meine Erwartungen dafür zu hoch, aber etwas völlig Neues und Schockierendes enthält das Skript nicht.

Das könnte natürlich daran liegen, dass ein Film in seiner Laufzeit deutlich beschränkter ist, als eine ganze Serie. Und dann muss man auch betonen, dass alle Charaktere in dem Film extrem gut eingebunden worden sind. Jeder hat die Chance, seinen Moment auf der Leinwand zu beweisen. Es scheint, dass man noch im Kinosaal den Spaß transponiert bekommt, den das eingespielte Team während der Dreharbeiten gehabt haben muss. Doch sollte ,,Die Neue Ära’’ der Crawleys mit diesem Film ihr endgültiges Finale finden. Für diejenigen unter uns, – und das werden mit einem weltweiten Publikum von über 120 Millionen Zuschauer einige sein – für die die Crawley Familie sowieso schon eine Droge war, stillt auch dieser Film die Entzugserscheinungen. Doch wie heißt es auch: Man sollte immer aufhören, wenn es am schönsten ist.