Messi vs. Ronaldo: Die Debatte ist beendet
Von Jonas Aston | Alles begann am 27. Mai 2009. Es war der Tag des Champions League Finales zwischen Manchester United und dem FC Barcelona. Es war der Tag, an dem ich Fan des FC Barcelona und von Lionel Messi wurde und auch ein Grund, warum ich derzeit ein Auslandssemester in der Nähe von Barcelona mache.
Mich begeisterte die Spielphilosophie des Vereins und das Motto: „mes que un club“. Der FC Barcelona hatte den Anspruch „mehr als ein Verein“ zu sein und man nahm dieses Credo durchaus ernst. Der FC Barcelona hatte bis ins Jahr 2011 keine bezahlte Werbung auf seinen Trikots prangern. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal im Spitzenfußball. In der Saison 2012/2013 absolvierten die Katalanen ein Ligaspiel ausschließlich mit Fußballern aus der eigenen Jugend. Inzwischen hat die moderne Fußballwelt auch den katalanischen Spitzenklub erfasst doch lange Zeit war der FC Barcelona alles andere als ein Söldnerteam, sondern wirklich „mes que un club“. Zu großen Teilen ist er das auch noch heute.
Das Jahr 2009 war auch der Beginn des Duells zwischen den beiden größten Fußballern unserer Zeit, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo, welches die Fußballwelt für mehr als ein Jahrzehnt prägen sollte.
Das Champions League Finale in Rom im Mai 2009 gewann letztlich der FC Barcelona. Mit 2-0 entschieden die Katalanen das Spiel gegen das Team um die Trainerlegende Sir Alex Fergueson für sich. Spieler des Spiels wurde Lionel Messi und nicht nur das: 2009 gewann Messi zum ersten Mal den Ballon d ́Or, die Auszeichnung zum besten Spieler der Welt. Damit zog Messi mit Ronaldo gleich. Dieser gewann 2008 mit Manchester United die Champions League und wurde im selben Jahr Weltfußballer.
Doch der Zweikampf zwischen Ronaldo Messi sollte erst in der folgenden Saison richtig an Fahrt aufnehmen. Im Sommer 2009 wechselte Ronaldo für die damalige Rekordablöse von 94 Millionen Euro zu Barcelonas Erzrivalen Real Madrid. Legendär sind die El Clásicos zwischen Madrid und Barcelona. Es ist wohl das größte Ligaduell, welches der Fußball zu bieten hat. Bei dem Spiel geht es bei weitem nicht nur um Sport. Es geht um Spanien gegen Katalonien, um Unabhängigkeit vs. Einheitsstaat und jahrelang auch darum, wer der beste Fußballer der Welt ist. In den Zeiten als sich Pep Guardiola und Josè Mourinho auf der Trainerbank und Lionel Messi und Cristiano Ronaldo auf dem Platz gegenüberstanden waren die Spiele so giftig wie niemals zuvor und elektrisierten ganz Europa.
In der Ära von Pep Guardiola dominierte der FC Barcelona den europäischen Fußball wie kaum eine Mannschaft zuvor. 2009 holte der FC Barcelona sechs Titel und gewann damit jeden Wettbewerb, in dem man antrat. Guardiola baute das Team um Messi auf und etablierte dafür sogar eine neue Position. Messi kam als „falsche Neun“ zum Zug, eine Position, bei der man nominell als einzige Spitze aufläuft. Anders als der klassische Stoßstürmer ließ Messi sich aber oft weit ins Mittelfeld zurückfallen. Für Verteidiger war der dribbelstarke Argentinier so kaum zu verteidigen.
2012 schoss Messi so viele Tore wie nie ein Spieler in einem Kalenderjahr zuvor. 91-mal konnte Messi den Ball im Netz versenken. 2015 gewann er mit dem FC Barcelona unter Trainer Luis Enrique erneut das Triple, bestehend aus Meisterschaft, nationalem Pokal und Champions League. In der ersten Hälfte des 2010er Jahrzehnts stellte sich die Frage, wer der bessere von den beiden sei, nicht wirklich. Messi gewann wesentlich mehr Titel, spielte mehr Spiele, schoss mehr Tore, bereitete mehr Tore vor und wurde bis 2015 sagenhafte 5-mal Weltfußballer, Ronaldo hingegen gewann „nur“ 3 Mal den Ballon d´Or.
Doch Ronaldos wirkliche Zeit sollte erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kommen. Der FC Barcelona war zwar noch immer ein großartiges Team, doch viele Spieler zollten dem Alter Tribut und waren über ihrem Zenit. 2016, 2017 und 2018 gewann Ronaldo mit Real Madrid die Champions League. Zuvor ist es einem Team noch nicht einmal gelungen, den Titel zweimal in Folge zu gewinnen.
Mit Portugal gewann Ronaldo 2016 sogar die Europaweltmeisterschaft. Damit hatte er Messi den Gewinn eines großen Titels mit der Nationalmannschaft voraus. Anders als beim FC Barcelona lief es für Messi bei Argentinien nämlich mal so gar nicht. Die Fußstapfen der argentinischen Legende Diego Armanda Maradona schienen zu groß für „La Pulga“ zu sein. 2014 wurden Messis Weltmeister-Träume durch einen gewissen Mario Götze in der 113. Spielminute beendet.
Beim Copa America Finale im Jahr 2016 verlor Argentinien gegen Chile im Elfmeterschießen. Messi selbst verschoss einen Elfmeter und verkündete daraufhin mit 29 Jahren seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Der neue Trainer Scaloni konnte Messi jedoch zu einem Rücktritt vom Rücktritt bewegen. Doch bei der WM 2018 in Russland enttäuschten Messi und Co. Bei der Copa America 2019 scheiterte Argentinien im Halbfinale an Brasilien.
Erst 2021 mit 34 Jahren kann Messi den Fluch beenden und endlich einen großen Titel mit der Nationalmannschaft erringen. Messi spielt bei dem Turnier überragend, er wird Torschützenkönig, bester Spieler und kann am Ende den Titel mit nach Buenos Aires nehmen.
In Katar erklomm Messi vor wenigen endgültig den Olymp des Fußballhimmels. Auch hier wurde er bester Spieler und schoss die zweitmeisten Tore. Doch Zahlen können nicht ausdrücken, wie wichtig Messi wirklich war. Er war Kapitän und der unangefochtene Leader auf dem Rasen. Es gab keinen Angriff, an dem Messi nicht beteiligt gewesen wäre. In dem spektakulären Finale gegen Frankreich entschieden die Argentinier das Turnier völlig zurecht für sich.
Messi ist damit vollendet. Der Kontrast zwischen ihm und Ronaldo könnte im Jahr 2022 nicht größer sein. Während Messi seine Mannschaft zum Titel führte, wurde Ronaldo auf die Ersatzbank verbannt. Der Portugiese wirkt nur noch wie ein Schatten seiner Zeit und will nicht einsehen, dass seine Zeit zu Ende geht. Schon zuvor wurde Ronaldo bei Manchester United aus der Stammelf gedrängt. Im November verließ er im Streit mit den Clubverantwortlichen den Verein. Danach wollte ihn auch kein europäischer Spitzenklub mehr verpflichten. Nun steht Ronaldo vor der Vertragsunterzeichnung bei einem saudi-arabischen Scheich-Klub, was schon alles über Ronaldos Zukunft sagt.
Messi hingegen wird wohl bei Paris Saint-Germain seinen Vertrag verlängern und noch das ein oder andere Jahr den europäischen Fußball in Angst und Schrecken versetzen. Das Duell, welches 2009 an einem heißen Frühlingsabend in Rom begonnen hat, ist damit endgültig entschieden.