„mehrheitlich linksliberal“ – „Reporter ohne Grenzen“ kritisiert deutsche Journalisten

Von MAX ROLAND | „Es ist schon so, dass die Journalistenszene mehrheitlich eher linksliberal ausgerichtet ist“. Diesen Satz hörte man neulich unter „Lügenpresse“-Rufen bei Pegi… Moment. Diesen Satz hat kein böser rechter Hetzer gesagt, sondern Christian Mihr, Chef von „Reporter ohne Grenzen“ in Deutschland. In einem Interview mit der „Welt“ plädiert er für mehr Vielfalt in den Redaktionen. Diese bringe „eine andere Sicht auf Probleme, die möglicherweise etwas weniger idealisiert ist“.

Guter Punkt. Laut einer Umfrage auf dem Statistik-Portal „Statista“, das als Quelle die renommierte Journalismusforscherin Dr. Margareth Lünenborg angibt, ist die Partei, die unter Journalisten am meisten Anhänger hat, Bündnis 90/Die Grünen. Etwas mehr als ein Viertel der Journalisten würden sich dieser Partei zuschreiben, gefolgt von der SPD mit rund 15%. Danach kommt weit abgeschlagen die Union mit 9%. Es ist kein Geheimnis, dass die Mehrheit der deutschen Journalisten links orientiert ist. Auch, wenn es z.B. mit „Welt“, „Tichys Einblick“ und dem „Handelsblatt“ auch Zeitungen gibt, die man ins Liberal-Konservative Spektrum einordnen kann: die Dominanz von linken Lesarten aktueller Entwicklungen und Ereignisse bleibt. Christian Mihr sieht dafür einen Hauptgrund: Gleiche Sozialisation. Journalisten seien fast nur Akademiker. Eben das, was man „Linksintellektuell“ nennt. Die Journalistenschulen würden laut Mihr gut daran tun, bei der Auswahl ihrer Schüler auf politische und soziale Vielfalt zu setzen. Er nennt auch noch einen weiteren Punkt: „Journalisten sind keine Götter“. Mihr fordert von seinen Kollegen Mut zur Selbstkritik ein. Meiner Meinung nach ebenfalls richtig, denn in der heutigen Zeit habe ich doch das Gefühl, dass sich manche (linke) Journalisten als unantastbare Halbgötter sehen, und dass Kritik an ihnen direkt demokratiefeindlich ist und auf einer Stufe mit „Lügenpresse“ von Pegida steht. Rudolf Augstein nannte seinen „Spiegel“ einst das „Sturmgeschütz der Demokratie“. Das selbstgegebene Image der Demokratieverteidiger darf aber nicht in ein absolutistisches Selbstverherrlichen abgleiten. Wenn Journalisten also wirklich die vierte Gewalt sind, als die sie sich gerne sehen, dann ist eine gute Fehlerkultur wichtig.