„Layla“ reicht nicht. Gebt uns mehr Verbote!

Von Marius Marx | Achtung, Achtung, ich muss Sie eindringlich warnen. Dieser Text reproduziert Sexismus. Lesen auf eigene Verantwortung. Tanten haften für ihre Neffen, oder so ähnlich. 

Meine Damen und Herren, Sie werden es vermutlich mitbekommen haben: Die deutsche Schlager- und Kulturszene ist seit wenigen Tagen um eine in Sachen Peinlichkeit kaum zu überbietende Sexismus-Debatte reicher. Gegenstand dieser nur mehr belustigenden Debatte ist der Ballermann-Hit „Layla“ von Michael Müller alias „Schürze“ und DJ Robin, bürgerlich Robin Leutner. 

Aus gegebenen Anlass und damit sich jeder Leser ein eigenes Bild machen kann, zitiere ich an dieser Stelle den Refrain des Liedes. Der geht so: „Ich hab‘ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla – Sie ist schöner, jünger, geiler – La-la-la-la-la-la-la-Layla – La-la-la-la“. Und damit ist im Grunde auch schon der gesamte Inhalt des Textes erschöpfend wiedergegeben, denn viel mehr erfährt man über besagte Layla eigentlich nicht. 

Der Stadt Würzburg als Veranstalter des Kiliiani-Festes und dem Schützenverein St. Sebastianus als Veranstalter der Düsseldorfer Rheinkirmes ist das jedenfalls zu viel. Sie haben nun beide vor wenigen Tagen das Abspielen des Nummer-Eins-Hits untersagt. Begründung: der Text sei sexistisch und hätte auf einem Volksfest nichts zu suchen. Die Würzburger Verantwortlichen haben sich bei ihrer Entscheidung auf eine Verwaltungsvereinbarung aus dem vergangenen Jahr berufen. Damals ging es um das „Donaulied“, in dem es um die Vergewaltigung einer schlafenden Frau geht. Die Stadt beschloss, dass „jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut“ auf städtischen Veranstaltungen unerwünscht sei. 

Bürgermeister beim „Layla“-Grölen erwischt

Die selbsternannten Sittenwächter haben damit einmal mehr einen exquisiten Griff ins Klo gelandet. So tauchte kürzlich ein Video auf, das den Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt selbst noch zu „Layla“ feiernd in einem Bierzelt bei der Eröffnung des Kiliani-Festes zeigt. Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks gibt der in flagranti erwischte CDU-Mann zu Protokoll: „Den Liedtext habe ich erst vorgestern (am 11. Juli) gegoogelt und mich damit auseinandergesetzt und ich finde ihn nicht gut. Den vollständigen Liedtext habe ich aber in der Festzeltatmosphäre auf jeden Fall nicht bewusst wahrgenommen.“ Und weiter: „Außer auf Kiliani höre ich keine Ballermann-Musik. Die Liedlisten der Bands sind mir auch nicht bekannt.“ Der Rhythmus des Liedes sei „aber auf jeden Fall gut“, so Schuchardt. 

Und dass das nicht gerade die Einhaltung des Song-Verbots befördert hat, ist auch nicht gerade überraschend. Sowohl in Würzburg als auch in Düsseldorf scheinen sich sowohl DJs als auch Besucher nicht im Geringsten um das Verbot zu scheren. Die Moralpolizisten haben sich wohl ein klein wenig verkalkuliert. Die woke Zensur kommt bei den feierlustigen Leuten jedenfalls bislang eher so semi-gut an. 

Und wenn sogar die Süddeutsche kommentiert, „Warum das Würzburger Quasi-Verbot von „Layla“ dümmer als der Text ist“, dann muss endgültig eingesehen werden, dass die ganze Nummer komplett nach hinten losgegangen ist. Im Gründe müssten die Musiker und Produzenten von „Layla“ die verklemmt-humorlosen Veranstalter, die mit ihren Verboten überhaupt erst die Sexismus-Debatte ausgelöst sowie für die Popularität und Aufladung des Ballermann-Hits als musikalisches Symbol gegen die woke Verbotskultur gesorgt haben, an ihren saftigen Gewinnen beteiligen. Eine bessere Werbe- und Verkaufskampagne als diese Liedverbote hätten sich diese vermutlich überhaupt nicht ausmalen können. Schließlich liegt „Layla“ schon seit Wochen auf Platz eins der deutschen Single-Charts. „Schürze“ und „DJ Robin“ können sich also auch bei den Volksfest-Verantwortlichen in Düsseldorf und Würzburg für den überwältigenden Erfolg ihres Songs bedanken. 

Nicht Grammy verdächtig und das ist auch gut so

Gut, falls das noch nicht jedem klar ist: Grammy verdächtig ist der Song nicht. Das Schöne an Ballermann-Songs ist ja aber, dass das auch gar nicht der Anspruch ist. „Layla“ ist ein simpler Party-Hit, mit eingängigem Rhythmus und einem Text, den man auch noch um vier Uhr früh und 2,3 Promille auswendig mitgrölen könnte. Und um mehr geht es doch bei solchen Liedern auch nicht. „Layla“ ist ein Song für feuchtfröhliche Bierzelte und ausgelassene Besoffene auf Mallorca oder Ibiza und nicht für den sexismuskritischen Deutsch-LK irgendeiner integrativ-kooperativen Hildegard von Bingen-Gesamtschule im Prenzlauer Berg. Das scheinen die Veranstalter (im Übrigen überwiegend alte weiße Männer) in ihrer moralischen Aufregung um die Adjektive „schöner, jünger, geiler“ allerdings grandios verkannt zu haben. 

Mir soll das recht sein. Immerhin bin ich überzeugt, dass auch künftige Cancel-Versuche der neuen woken Sittenwächter nach hinten los gehen werden. Also liebe Spaßverderber: Nur Mut zum Verbot! 

1 Antwort

  1. Helmut sagt:

    Danke fuer den Layla Liedtext, kannte ich bisher nicht.