Kleine Schwester vs. großer Bruder – das große Apollo Battle
Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Selma gegen Simon. „Kleine Geschwister werden immer bevorteilt“ – „Nein, die Großen hacken immer nur auf den Kleinen rum!“ – Jeder, der eine Schwester oder einen Bruder hat wird diese Diskussion kennen. Wir tragen den Geschwister-Ur-Konflikt auf der virtuellen Bühne aus. Für wen fiebert ihr mit: Team Kleine-Schwester oder Team Großer-Bruder?

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder kleine Kröten noch große Spielzeugdiebe wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.
Längere Beine, stärkere Arme und dann noch Abzocke – große Geschwister sind kein Zuckerschlecken

Von Selma Green | Ihr großen Geschwister habt auch ein Talent fürs Jammern – ja Simon, ich meine dich: Oh nein, die kleinen Geschwister sind so eine Last, das ist total unfair, und so weiter. Tja, und ich dachte, ich wäre die Königin des Dramas, ich hab mich wohl geirrt. Lieber Simon, lass mich hiermit eines klarstellen: Es scheint vielleicht so, als hätten wir Kleinen manchmal die besseren Karten, aber das stimmt so nicht. Wir jüngeren Geschwister haben es ganz und gar nicht besser, als ihr Großen es habt. Und ich weiß, wovon ich rede: Ich habe eine 2 Jahre ältere Schwester und kenne mich bestens damit aus, wie es als kleines Geschwisterchen so ist.
Angefangen damit, dass ich als kleiner Furz immer das machen wollte, was die Großen machen. “Wollen” und “können” sind nur leider zwei unterschiedliche Dinge. Beim Fangenspielen war ich mit meinen kurzen Beinchen immer langsamer als meine Schwester. Nur zu gut kann ich mich daran erinnern, dass meine Schwester gekonnt über alle Hindernisse sprang und allen Ästen auswich. Ich hatte oft den einen Stein oder den anderen Ast übersehen. Das war dann nicht so schön. Ihr Großen wisst ja gar nicht, wie frustrierend das manchmal sein kann. Es ist überhaupt nicht einfach zu ertragen, dass man nicht alles mitmachen kann, was die Großen machen.
Tja, und dazu kommt, dass ihr Großen uns jeden Blödsinn einreden könnt, und wir glauben es euch. Meine Schwester hat mich schon in einige Fallen tappen lassen. Als ich gerade einmal 4 Jahre alt war, bekam ich zum ersten Mal mein Taschengeld, einen 10-Euro-Schein. Gerade als ich verliebt auf meinen Geldschein blickend in unser Kinderzimmer taumelte, kam auch schon meine Schwester um die Ecke. Sie zeigte mir ein paar 5 Centstücke und eine Ein-Euro Münze: “Hey, Selma willst du das Geld tauschen? Guck mal, das hier ist genauso viel wert wie dein Schein, die Münzen sind sogar noch viel mehr wert”, gaukelte mir meine Schwester vor. Und weil in allen Kindergeschichten die Schatztruhen ja mit Münzen und nicht mit Papier gefüllt waren, sah der Tausch für mich wie ein voller Erfolg aus. Ich stolperte ahnungslos in ihre Falle und tauschte meine kostbaren 10 Euro gegen ein paar Münzen, mit denen ich mir nicht einmal ein Eis holen konnte.
Und ihr Großen heult jetzt rum, dass kleine Geschwister so anstrengend und nervig sind? Aber Simon weißt du was: das Theater kaufe ich euch Großen nicht ab. Im Ernst jetzt und ich verrats auch keinem weiter: In Wirklichkeit findet ihr Großen uns doch gar nicht so blöd. Uns kleine Geschwister kann man so richtig schön verarschen, und ihr habt immer jemanden zum Spielen. Gut, es besteht eine klitzekleine Möglichkeit, dass wir kleinen Geschwister manchmal, aber ganz selten, ein bisschen nervig sind. Aber Ihr Großen habt doch immer eine super Idee parat, wie ihr Euch wehren könnt.
Meine geliebte Schwester richtete mir zum Beispiel in einer Holzkiste ein kleines Bettchen her. Sie schmückte die Truhe mit Decken, Kissen und viel Liebe. “Selma willst du dich nicht hier reinlegen?”, sie lächelte mich an. Ich konnte es gar nicht glauben. Womit verdiente ich nur diese Ehre? Völlig aus dem Häuschen kletterte ich also in die Kiste und machte es mir gemütlich, und gerade als ich mein Köpfchen auf das Kissen abgelegt hatte – BAMM – flog auch schon der Deckel der Kiste zu. “Hallo?”, murmelte ich unsicher und drückte mit den Händen gegen den Deckel, doch der ging einfach nicht auf. So hat mich meine Schwester ruhig gekriegt, sie hat sich auf die Kiste gesetzt, sodass ich nicht mehr heraus kam. Ich sage nur so: Das waren hässliche 10 Minuten in der Kiste und danach war ich still.
Wir kleinen Geschwister müssen uns jeden Blödsinn von euch Großen gefallen lassen. Und klar, wir jüngeren Geschwister wissen, dass wir euch manchmal nerven, aber große Geschwister zu haben, ist verdammt kein Zuckerschlecken.
Älter, weiser, klüger: Warum ich gerne großer Bruder bin

Von Simon Ben Schumann | Ich geb‘s zu: Die Überschrift ist nicht ganz ernst gemeint, nur zu 99,95, nicht zu 100 Prozent. Du hast recht Selma, es hat eine Menge Vorteile, das ältere Geschwisterteil zu sein. Und ich genieße das, trotz des Ärgers den einem kleine Geschwister einbrocken. Meine kleine Schwester ist 3 Jahre jünger als ich. Das ist zwar keine große Alterslücke, aber sie macht sich bis heute bemerkbar.
Ich erinnere mich verschwommen daran, wie sie auf die Welt kam. Meine Eltern hatten schon damals zukünftige Differenzen unter Geschwistern geahnt. Und so bekam ich „von meiner Schwester“ zu ihrem nullten Geburtstag ein Playmobil-Set geschenkt. Damit war ich erstmal beruhigt. In den nächsten Monaten musste ich dafür aber ein unablässiges Schreien menschlichen Ursprungs aus dem Nachbarkinderzimmer aushalten. Das war nicht nur verdammt nervig, mein 3-jähriges Ich hatte bei den gruseligen Schreien auch noch Angst, dass meine Schwester nachts ersticken könnte. Schließlich wurde sie 24/7 per Babyfon abgehört. Mir wäre es verdammt peinlich, wenn meine Schwester herumerzählen könnte, wie ich so als Baby war und dass meine Eltern mein Zimmer verwanzt hatten. Das ist zum Glück nicht möglich – 1:0 für ältere Geschwister.
Als wir beide älter waren, ging es dann los: Geschwisterzoff. Und meine Schwester hatte allen Grund zum Beschweren. Als älteres Kind hat und darf man nämlich alles früher. Das fing mit mehr Spielzeug an – „voll unfair!“ – und ging mit längerem Aufbleiben weiter. Später kam ein Plus an Taschengeld dazu. Als ich mal eine Tabelle mit Taschengeldempfehlungen nach Altersgruppe in der Zeitung fand, zeigte ich sie triumphierend meinem Vater. Vor meiner Schwester versteckte ich das Teil aber lieber, um keinen Stress zu riskieren. Älter sein hat Vorteile.
Und das jünger-Sein eine ganze Menge des Gegenteils. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht ständig mit meiner Schwester verglichen wurde. Seien es das Ende der Babynahrung, das Seepferdchen (da war sie richtig sauer) oder die Einschulung: Meine Schwester war immer 3 Jahre später dran. „Und, kommst du auch bald in die Schule?“ muss eine unfassbar nervige Frage sein. Spätestens, wenn jemand mit „Und, willst du auch studieren?“ ankäme, würde ich ja austicken.
Kein Wunder, das Selma da anfängt rumzujammern und wütend mit dem Fuß aufstampft. Meine Schwester hat oft genug deutlich gemacht, was sie von diesen Benachteiligungen hält. Ich war ständig das Ziel von Sätzen wie: „Simon darf viel mehr als ich!“. Immer heißt es, dass wir Großen ja voll gemein sind und euch die Butter vom Brot klauen. Ja – das ein oder andere Mal habe ich meine kleine Schwester „veräppelt“. Einmal habe ich behauptet, sie müsse etwas abnehmen – natürlich aus Spaß. Danach war der Zank groß, meine Eltern sauer. Selma würde mir bestimmt vorwerfen, andere in die Magersucht zu treiben – dabei muss man sowas auch mal mit Humor nehmen! Schließlich werdet ihr sowieso immer mit Samthandschuhen angefasst.
Besser, dann schweigt man wie ein Grab und lässt eine Predigt der Eltern kommentarlos über sich ergehen. Ihr könnt ja eh kein Wässerchen trüben. Viele andere ältere Geschwister denken wohl, die Jungen seien arm dran oder hätten es besser. Da stimme ich auch teilweise zu. Denn die Jüngeren werden wirklich immer in Schutz genommen. Gab es einen Streit, war im Zweifel der Ältere (also ich) Schuld und „pubertierte“ mal wieder rum. Wenn was kaputt ging? Simon wars! Wenn meine Schwester mich geärgert hat und ich mich gewehrt habe? Simon war böse! Mit kleinen Geschwistern ist es doch immer dasselbe Spiel.
Aber ehrlich gesagt habe ich damit kein Problem. Mit Alter kommt schließlich Weisheit, und die sagt: Halt auch mal die andere Wange hin. Deswegen bin ich gerne großer Bruder – aufgewachsen mit mehr Spielsachen, weniger Vergleichen, mehr Geld und der Möglichkeit, meiner Schwester nicht nur einen Riegel vorzuschieben, wenn sie frech wird, sondern im Fall der Fälle auch für sie da zu sein.