Karl, die Spaßkanone?

Von Laura Werz | Unser Gesundheitsminister Karl Lauterbach darf sich zu den beliebtesten Politikern des Bundes zählen. Anfang des Jahres belegte er gemäß einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa sogar den ersten Platz der beliebtesten Politiker. Der Verlust des Treppchenplatzes ist vermutlich der geringeren Medienpräsenz der letzten Monate geschuldet. Wir können aber damit rechnen, dass Corona auch diesen Winter wieder eines der Top Themen der Medien sein wird und Karl erneut Politiker erster Wahl für Talkshows und Interviews. Aus mir völlig schleierhaften Gründen wird das seinen Beliebtheitswerten bei der deutschen Bevölkerung nicht schaden. Ich möchte meistens schon nach 5 Minuten Lauterbach-Konsum bei Illner den Fernseher wieder ausschalten und spüre förmlich, wie es mir die nuschelnde Sprache und die angespannten Sorgenfalten auf der Stirn die Lebensenergie aus dem Körper saugen.

Wie mir, scheint es vielen aber nicht zu gehen. Einige meiner Freundinnen bezeichneten unseren Gesundheitsminister sogar als „sympathisch“. Meine vor Überforderung eingefrorene Miene zeigte in solchen Momenten wahrscheinlich das Verständnis eines Opfers für seinen Peiniger im Sinne des Stockholmsyndroms. Sympathisch ist in meinen Augen das 13-jährige Mädchen aus der Nachbarstraße. Aber der gute Karl, der unser aller Unheil prophezeit und unsere Freiheit zum Staatsfeind Nummer 1 auserkoren hat, entspricht etwa dem Gegenteil von meiner Vorstellung von Sympathie. In unserer „supertoleranten“ Gesellschaft, in welcher Gefühle anderer oft wichtiger sind, als Fakten, ist es aber natürlich essenziell, zu versuchen, den Standpunkt seines Gegenübers zu verstehen. In diesem Sinne möchte ich ergründen, was so viele unserer Mitmenschen dazu bewegt, mit Karl etwas anderes als den Wunsch seines baldigen Amtsendes zu verbinden.

Karl Lauterbach entspricht etwa dem Gegenteil von meiner Vorstellung von Sympathie.

Versteckt zwischen der konsequenten Panikmache und Coronadramatrugie, die Lauterbach an den Tag legt, fallen hin und wieder tatsächlich amüsante Anekdoten. Im Bundestag versuchte Karl beispielsweise die gedrückte Stimmung durch einen Froschvergleich aufzulockern: „Wenn sie sich mit der Pharmaindustrie an den Tisch setzen und bitten um Sparvorschläge – das ist so ähnlich, wie wenn sie die Frösche auffordern, nach vorne zu treten und Vorschläge zur Trockenlegung der Sümpfe vorzutragen.“ Ist das nicht lustig? So gewinnt man beim Wähler Sympathiepunkte. Anderes Beispiel: In der heute-show hat uns Karl eine Steilvorlage gegeben, ihn zukünftig beim Spitznamen zu nennen: „Alles erlaubt. Karl, Carlos, Charles“, hat er gesagt und sich damit geradewegs einen Platz im Herzen der Wähler gesichert. Ich erinnere mich selbst daran, wie Lauterbach, als er sich den Fragen der TikTok-Gemeinde stellte, der Weltöffentlichkeit mitteilte: „Ich bin Fischvegetarier und rauche nicht, aber Alkohol sehr gerne. Gerne Wein.“ Diese dermaßen verpeilte Antwort ist in ihrer Abstrusität irgendwo wieder lustig. Die Information, über Karls kulinarische Vorlieben ist außerdem so privat, dass sie ihn in den Augen vieler nahbar, ja vielleicht sogar sympathisch macht. Man kann solche Zitate natürlich auch mit einer gänzlich anderen Konnotation auffassen. Insbesondere wenn man den Gesundheitsminister und seine verkrampften von Angst durchzogenen Gesichtszüge vor Augen hat und einem bewusst ist, dass dieser Mann großen politischen Einfluss in unserem Land genießt, kann es einem stattdessen auch kalt den Rücken hinunterlaufen.

Der Karl ist und bleibt ein Phänomen. Manche Menschen können über seine teils unbeholfene Art, seine Fauxpas und Fehltritte lachen. Andere hingegen werden sich an die Stirn fassen und seinen Rücktritt herbeisehnen, sobald wir Karl wieder im Fernsehen bewundern dürfen. Es bleibt abzuwarten, welche Fraktion diesen Winter die Mehrheit sein wird

1 Antwort

  1. Olaf Schönweiß sagt:

    Ich sehe das anders,,,, Covid ist durch. Mit Omikron hat Covid den Schrecken verloren. Für mich selbst war Corona eine Erkältung. Für viele andere auch.