Kampf um Berlin – das große Apollo Battle
Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Berlin-Basher Roland gegen Lokalpatriot Jerome. Ist Berlin wirklich die Schandstadt für die sie immer gehalten wird oder ist unsere Hauptstadt doch nicht so schlecht, wie Nicht-Berliner behaupten? Für wen fiebert ihr mit: Team Berlin oder Team Hauptstadtslum?

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder verbitterte Berlin-Hasser noch voreingenommene Hauptstadtkinder wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.
In Berlin regiert der Wahnsinn!

Von Max Roland | Als Jerome fragte, wer sich denn mit ihm um „meen Berlin“ battlen wollte, konnte ich nicht Nein sagen – das Moloch an der Spree zu kritisieren, ist wie ein Elfmeter ohne Torwart.
Fangen wir mit dem Namen „Berlin“ an. Die Berliner glauben gerne, dass der Name etwas mit dem Bär zu tun hat, der ihr Stadtwappen ziert. Tatsächlich kommt der Name aber von einem altslawischen Wort für „Sumpf“. Einen passenderen Stadtnamen könnte es für diese Stadt nicht geben: Denn Berlin ist wirklich ein Sumpf. Mitten in Brandenburg – also in der Mitte des Nichts – liegt diese Stadt, die eigentlich nichts weiter als das historische Überbleibsel einer anderen Zeit ist. Früher war Berlin mal die zentral liegende Hauptstadt Preußens und des des deutschen Reiches. Doch die Zeiten sind vorbei. Jetzt ist Berlin ein seltsamer Fleck im Osten, der von anderen deutschen Städten wie München, Frankfurt oder Hamburg weit entfernt liegt. Selbst nach Dresden brauchst du zwei Stunden mit dem Auto. Mitten ins märkische Nirgendwo haben wir uns also nach 1990 die Hauptstadt gepflanzt. Toll.
Berlin hat einen viel zu guten Ruf
Der Sowjetchef Nikita Chruschtschow nannte Berlin gern den „Hoden des Westens. Jedes mal, wenn wir ihn drücken, heulen die Vereinigten Staaten auf“. Je länger ich über diese seltsame Äußerung nachdenke, desto mehr stimmt sie, finde ich. Berlin ist wirklich ein Hoden – überall stinkt es nach Sack und die Wichser sind auch nicht weit. Ich bin Anfang August nach Berlin gekommen und habe, glaube ich, noch keinen freundlichen Menschen in dieser gottverlassenen Stadt getroffen. Vielleicht liegt das am Dialekt, der so passiv-aggressiv klingt, dass selbst der unfreundlichste Badener oder der verstimmteste Sachse im Vergleich wie ein Engel wirkt. Wer sich das Wetter hier anguckt, versteht allerdings, warum die Berliner so sind – selbst unter Norddeutschen, die ja so manches „Schietwetter“ gewohnt sind, warnt man sich vor dem grau-nassen Berlin
Aus mir völlig unerklärlichen Gründen hat Berlin einen viel zu guten Ruf. Gefühlt mein halber Abi-Jahrgang ist nach Berlin gezogen, wie hunderttausende junge Leute auch. Die Zugezogenen sind aber fast noch unerträglicher als die Ur-Berliner. Während der deutschen Teilung zogen alle möglichen Gesellschaftsversager nach (West-) Berlin: Linksalternative Hippies, Wehr- und Sozialdienstverweigerer, bis zu RAF-Terrorist Andres Baader. Der wollte, wie so viele nach Berlin ziehende Versager, Künstler werden (da das nicht klappte, wurde er zu einem kommunistischen Bombenleger – Berlin verändert dich halt). Um Geld musste sich Berlin nie Gedanken machen – das „Schaufenster des Westens“ hinter dem Eisernen Vorhang wurde immer üppig subventioniert. Diese Gratismentalität hat man in Berlin nur nie abgelegt. Die Stadt Berlin, die auch Bundesland ist, steht mit 60 Milliarden in der Kreide und schafft es dennoch, Abermilliarden zu verbrennen – und wofür eigentlich? In die öffentliche Sicherheit oder die Verbesserung der Straßen wird es jedenfalls nicht gesteckt.
Berlins Versagen an so vielen Stellen ist offensichtlich. Der Flughafen BER mit seiner Bau-Geschichte ist das bizarrste Symbol der Überforderung – das Versagen der Integrationsbemühungen ist ebenso offensichtlich wie das unheimliche Wuchern der organisierten Kriminalität. Asoziale und übergriffige Drogendealer im Görlitzer Park bekämpft die Stadt mit „Informationszelten“ – kein Witz. Davon ab sorgt sich die örtliche kreuzberger Politik um die vermeintlich rassistische Stigmatisierung der meist schwarzen Dealer. Berlin ist ein linksgrünes Luftschloss, in dem sich die Politik völlig von der Realität verabschiedet hat. Dass in der Stadt der Mauertoten und der SED-Diktatur eben jene SED, heute in „die Linke“ umbenannt, seit Jahren regiert, setzt dem Wahnsinn wirklich die Krone auf.
„Reichshauptslum“ – nicht ohne Grund
Berlin ist wie einer seiner stereotypen Bewohner: Der blauhaarige, linksradikale Student, der Gender Studies oder soziale Arbeit studiert, nie gearbeitet hat und seine konservativen Boomer-Eltern zwar verachtet, ihre 2000 Euro im Monat aber trotzdem entgegennimmt. In diesem Fall sind Bayern und Baden-Württemberg die konservativen Boomer-Eltern, die den ganzen linksradikalen Bumms in dieser Stadt finanzieren (müssen) – Länderfinanzausgleich sei dank. Geld verdienen ist hier nicht. Als Google in Berlin-Kreuzberg einen Start-up-Campus eröffnen wollte, protestierten die linksradikalen Anwohner und besetzten das Gebäude. Google gab nach. Statt einer Jobschmiede entsteht dort jetzt ein „Haus des sozialen Engagements“. Besser kann man diese Stadt nicht beschreiben – Linksradikale verhindern Wirtschaftswachstum und bauen stattdessen lieber einen Hotspot, der das Geld anderer Leute verteilt.
Trotz üppiger Zuwendungen aus Süddeutschland, Hessen oder Hamburg (wo man übrigens zeigt, wie man Stadtstaat besser macht), ist Berlin fast ein Entwicklungsland. Mit seinem Drogen- und Obdachlosenproblem, dass irgendwie auch keiner richtig zu lösen vermag, erinnern weite Teile der Stadt ans Frankfurter Bahnhofsviertel. Das Internet ist in Albanien um welten besser – und das ist keine Übertreibung. Und wehe, jemand will mal ein Haus sanieren! Dann kommen ungeduschte linksradikale und besetzen das Gebäude – nicht, dass sich hier noch was verbessert! Nicht ohne Grund hat Berlin den wenig charmanten Spitznamen „Reichshauptslum“.
Die Sicherheitspolitik wirkt jedenfalls wie aus der Favela – Berlin dürfte die einzige Stadt der Welt sein, in der ein führender Clan-Krimineller die 27. Duldung erhält, anstatt abgeschoben zu werden. Die Kriminalitätsrate ist extrem hoch, die berühmt-berüchtigte U-Bahn-Linie 8 gleicht eher Kabul 2001 als einer zentralen Verkehrsachse in einer europäischen Hauptstadt. Die Einzigen, die die harte Hand der Berliner Justiz gnadenlos zu spüren bekommen, sind zu-schnell-Fahrer oder Falschparker. Währenddessen ereignen sich, statistisch gesehen, jede Stunde 55 Verbrechen in Berlin. Ein Rot-Rot-Grüner Senat tut dagegen freilich nichts – öffentliche Sicherheit ist eben nicht progressiv genug für Berlin.
Ich gebe gerne zu: Als junger Mensch kann man hier viel Spaß haben. Aber das war’s auch. Berlin ist eine Stadt, die von innen heraus vergammelt – und niemand tut etwas. Im Gegenteil – dieser Verwesungsgeruch wird uns noch als „Charme“ oder „Sexy“ verkauft. Berlin – und dieser Spruch ist für dich, Jerome – ist irgendwie wie sein zweitbester Fußballclub Hertha BSC. Der wollte vergangene Saison als „Big City Club“ ganz groß rauskommen, auf Augenhöhe mit Clubs wie Arsenal London oder Real Madrid stehen und verbrannte dafür Millionen. Am Ende stieg man fast in die zweite Liga ab. Arrogant, aber quasi zweitklassig – dit is Berlin.
Goodbye Langeweile, Wilkommen in der Hauptstadt!

Von Jerome Wnuk | So Roland, erstmal herzlich Willkommen und Glückwunsch, dass du’s jetzt auch endlich hier nach Berlin geschafft hast. Hat ja nen´ bisschen gedauert bis auch du dich endlich mal aus deinem verschlafenen Fischerdorf getraut hast. Du wirst schon noch einsehen, dass du in der aufregendsten Stadt der Welt angekommen bist.
Und bis auf ein paar komische Angewohnheiten, die scheinbar noch aus deiner traumatischen Zeit aus Bremen kommen, hast du dich in der kurzen Zeit ja auch ganz gut assimiliert, find ich. Über dein regelmäßiges E-Roller fahren (und die Tatsache, dass du dabei aussiehst, als wär das Ding nur für dich gemacht worden) werd ich jetzt mal hinwegsehen – darüber können wir ja nochmal sprechen.
Bei uns geht immer die Post ab!
Mir ist gänzlich unerklärlich, warum du jetzt schon wieder was zu meckern hast. Gut, generelle Unzufriedenheit wird euch lebensverneinenden Norddeutschen ja nachgesagt, aber komm schon, du genießt das hier in echt doch schon. Dat seh ick in deinem griesgrämigen Blick und den zusammengekniffenen Augen. Warum dann also motzen? Sieh´s doch mal so:
Endlich ist dein langweiliges Leben außerhalb der Hauptstadt vorbei – das Kapitel, nur Schnee von Vorgestern mitzubekommen ist beendet. Jetzt bist du inmitten des Geschehens. „Genau im Mittelpunkt der Welt, hat dich der Herr Gott hingestellt“ besingt Hildegard Knef unsere Hauptstadt – und was die Dame da singt, das stimmt. Glaub mir.
In Berlin ist jeder und alles. Und ja, das heißt natürlich auch viele Bekloppte – aber alles was cool ist, kommt eben auch aus Berlin oder ist in Berlin. An uns geht kein Trend vorbei – die verrückten und die guten. Jede wichtige Persönlichkeit hat hier schonmal ihre Zeit verbracht – die ganze Welt war schon mal hier. Denn ohne uns wär nicht viel los, auch wenn du dir das nicht eingestehen möchtest.
Jeder der in Berlin war bestätigt den einzigartigen Charme der Stadt. Berlin kann verdammt hässlich sein, strotz aber gleichzeitig nur so vor Kultur und Kunst. Wir sind Museumshauptstadt, keine Stadt der Welt hat so eine Künstler- und Kulturszene wie wir – Straßenkünstler, freie, unabhängige Ateliers, das vielleicht berühmt-berüchtigte Nachtleben Europas. Berlin ist ein Erlebnis, die Achterbahnfahrt unter den Städten. Jeder Bezirk ist wie eine eigene Welt. Du kannst Berlin niemals ganz entdecken, egal wie lange du hier lebst – irgendwo gibt immer etwas Neues.
Berlin verbindet tausende Kulturen in einer Stadt
Bei uns kannst du morgens schick französisch frühstücken im Prenzlberg, Mittags wie ein echter Berliner Original Currywurst snacken und Abends Köfte wie in Istanbul essen. Eine Bahn Fahrt reicht um von Berlin nach Bagdad, von Istanbul nach Klein-Vietnam und nach Bangladesh zu reisen. In der Bahn sitzen Ossis neben Arabern und Türken neben Prenzlberger Öko-Tanten – das gibts nur in Berlin.
Und auch wenn das, zugegebenermaßen, einige Problem mitbringt, eine solche Möglichkeit andere Kulturen kennenzulernen hat man nur in Berlin. Und: (über den Wahnsinn) soviel Lachen wie hier, kannst du auch nirgendwo anders. Du beklagst dich zwar immer mit deinem „Ich kann nicht mehr“, wenn du mal wieder was skurriles gesehen hast, aber lachst dich heimlich jedes mal schlapp. Wat haste denn in Bremen zum Lachen? Die Stadtmusikanten und Fischkutter geben nicht viel her. Aber das was an Berlin elendige ist, habt ihr dort auch.
Bei euch ist man froh, wenn man als Abwechslung vom Dauer-Fisch irgendwo auch mal eine schlechte Pizza herbekommt. Als Berliner kannst du von Schawarma bis Chai-Latte alles haben. Kulinarisch lernt man hier nie aus Roland. Dann kannst du auch mal was anderes essen als pure Avocados.
Dazu ist die Stadt grün: wir haben tausende Parks, Seen und Spielplätze. Entspannen an der Spree, im Gras liegen am Tempelhofer Feld – hier alles drin. Das Beste an der Stadt sind aber immer noch die Berliner selbst. Wir mögen zwar auf den ersten, vielleicht auch noch auf dem zweiten Blick, ein bisschen kantig und unmotiviert sein, aber innerlich sind wir sehr herzlich. Außerdem hält uns Berliner nichts auf, wir sind tough, kämpferisch, authentisch – Berliner Schnauze halt. Wir wissen wie wir mit der Welt umgehen müssen, sind unbeeindruckbar.
Berlin kann man also durchaus in sein Herz schließen, Roland. Vermutlich tust du es auch bald. Natürlich ist es eine Hass-Liebe die man zu seiner Stadt hat, aber irgendwie ist jeder Berliner im Herzen Lokalpatriot- warte mal nen paar Wochen dann spürst du’s auch Roland.
Peter Fox, ein Idol meiner Jugend, fasst es eigentlich perfekt zusammen: „Und ich weiß, ob ich will oder nicht. Dass ich dich zum Atmen brauch.“
Eindeutig: Punkt an Jérome! Sorry, Roland… Ich sag’s mal mit Hilde: Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen…
Ich geb’ ja zu, dass Berlin keine schöne Stadt ist. Was ich allerdings nicht recht verstehe: wenn Berlin so furchtbar ist, warum ziehen sie dann alle hierher?