Jura vs. Psychologie – das große Apollo-Battle
Lesen Sie hier: Das große Debattenduell. Psycho-Tante Pauline gegen Paragraphenreiter Simon. Für wen fiebert ihr mit: Team Freud oder Team Justizia?

ACHTUNG: Dieser Beitrag könnte Spuren von Humor enthalten. Weder schnöselige Polo-Juristen noch verrückte Freudianer wurden bei der Produktion dieser Kolumne ernsthaft verletzt. Dieser Austausch spiegelt in keiner Weise das Arbeitsklima bei Apollo News wieder, sondern dient schlichtweg Unterhaltungs- und Ausbildungszwecken. Seelsorgerische Unterstützung stand den Autoren zu jeder Zeit zur Verfügung.
Lieber Gutmenschen, als Rowdys in Cordhosen

Von Pauline Schwarz | Wenn man endlich sein Abiturzeugnis in der Hand hält und nicht zur Sorte Genderstudies, Politikwissenschaft oder Ausdruckstanz gehört, stellt sich jedem Hochschulanwärter die eine große Frage: Was kann ich studieren, um – Achtung, Raubtierkapitalismus – irgendwann mal ordentlich Knete zu verdienen. Mein erster Gedanke war damals: Studiere ich doch einfach Jura. Dann kann ich so eine fiese, gewiefte Anwältin werden, wie die aus dem Fernsehen. Aber von dem Gedanken bin ich nach dem Gespräch mit einer echten Anwältin dann zum Glück doch wieder abgekommen – Hollywood hat mit dem echten Anwaltsberuf nämlich nicht so viel zu tun. Simon hat das leider nicht rechtzeitig gerafft. Der hat so viel Suits geguckt, dass er sich selbst schon mit Anzug und einer sexy Sekretärin auf dem Beifahrersitz seines Ferraris durch den Ruhrpott rasen sah. Jetzt hat er den Salat. Er ist zwischen Segelschuhen, endlosen Paragraphenlisten und geschwärzten Bibliotheksbüchern gefangen.
In Cordhose und Polo-Shirt an die Bücher-Front
Ich will ja gar nicht behaupten, dass die Psychologie-Studenten besonders sympathische Menschen sind – ich habe mich schon oft gefragt, ob der Kommilitone neben mir wirklich Psychologie studiert oder doch nur aus dem Behandlungszentrum gegenüber ausgebüchst ist. Aber immerhin sind sie nicht so verrückt zu denken, dass ein um die Schultern gebundener Pullover stylisch aussieht. Bei uns trägt vielleicht der ein oder andere Mann Nagellack, ich gebs ja zu, aber wenigstens sieht er nicht aus, als hätte er die Golfklamotten seines Opas geklaut. Simon habe ich zwar noch nicht mit Cordhose oder Krokodilhemdchen erwischt, aber ich glaube der tarnt sich bei unseren Apollo treffen. Abends, wenn keiner hinsieht, schlüpft der bestimmt heimlich in seinen Polo-Schlaf-Anzug und atmet dann erstmal kräftig durch.
Abgesehen vom Spießer-Style, macht die Juristen aber vor allem eines unangenehm: Das Hauen und Stechen um die besten Noten. Wenn man bei den Psychologen irgendein Problem hat, muss man nur einmal in den Uni-Chat schreiben und schon melden sich zehn Leute, die bereit sind ihr Leben zu opfern, nur um dir zu helfen. Rein menschlich ist das zwar ein bisschen komisch, aber es ist verdammt praktisch. Ohne die tausend Unterlagen, Scripte, Bücher und Tipps, die ich schon von meinen Kommilitonen bekommen habe, hätte ich an der ein oder anderen Stelle in meinem Studium echt alt ausgesehen. Bei den Juristen ist das anders – denn die lassen sich gegenseitig absichtlich alt aussehen.
Fraktion Ellenbogen – Und wir sind die verrückten?
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie oft Simon schon keuchend und mit ausgefahrenen Ellenbogen in die Bibliothek gestürmt ist, um als erster an den begehrten Lehrbüchern oder Gesetzestexten zu sein, nur um dann vor einem Buch zu stehen, bei dem die wichtigen Seiten fehlen – sofern er es überhaupt findet, es also grade kein anderer versteckt hat. Die Juristen lassen nämlich nicht nur Bücher verschwinden, sie rupfen ganze Seiten heraus oder schwärzen wichtige Stellen, nur um zu verhindern, dass die anderen gute Noten bekommen. Wenn man den Prototyp des „Kollegenschweins“ suchen würde, würde man hier einen ganzen Vorlesungssaal voll finden. Da sind mir die alten Psycho-Gutmenschen, die mir ihr Buch schenken und extra noch wichtige Stellen markieren, doch ein bisschen lieber.
Den Jura-Studenten fällt immer eine neue Gemeinheit ein – und da ist der Simon keine Ausnahme. Ich meine der verbreitet bei Apollo einfach gnadenlos das Gerücht, ich würde auf Chia-Samen stehen. Der klaut bestimmt auch Erstsemestern ihre Bücher, einfach nur, um die Kleinen weinen zu sehen und sich dabei schadenfroh ins Fäustchen zu lachen. Aber hey, vielleicht brauch man auch einfach genau dieses grausame Gen, um ein richtig guter Anwalt zu werden. Dieses Gefühl habe ich zumindest manchmal, wenn ich mir die aktuelle Gesetzgebung anschaue – wie heißt das noch? Justizia ist blind? Das würde ich aktuell unterschreiben.
Lieber Simon, wenn du das nächste mal vor den irren Psychologen warnen willst, denk daran: Deine Sippschaft hat nicht nur einen schlechten Klamottengeschmack und einen Hang zu kriminellem Bibliotheks-Verhalten. Einige deiner Kollegen behalten zwar die Ellenbogen, vergessen nach dem Studium aber sämtliche Rechtsgrundsätze. Also: Wer ist jetzt der Verrückte hier?
Lieber Paragraphenreiten, als Psycho-Spiele

Von Simon Ben Schumann | In Deutschland werden immer mehr Psychologen gebraucht – und das besonders jetzt nach der Corona-Pandemie. Für Pauline ist das der Jackpot, denn sie profitiert vom psychischen Leid der Menschen. Jeder Depressive oder Verrückte, bedeutet für sie ein lukratives Geschäft – mit einer eigenen Praxis in Berlin-Kreuzberg, könnte sie dementsprechend Millionen machen. Und dabei wünsche ich ihr in Zukunft natürlich alles Gute, will sie aber auch warnen. Wenn ich mir die Psychologen von früher und heute mal genauer anschaue, frage ich mich oft wer hier eigentlich der Patient ist. Nicht das Pauline noch die Stühle wechselt.
Stanford-Prison-Experiment & Co.: „Homo sapiens“ als Versuchstier
Als staubtrockener Jurastudent muss ich mich in Zurückhaltung üben. Ehrlich: Ich hab Angst vor der Psycho-Expertin Pauline. Da ich mich ein bisschen mit Verhaltensanalyse beschäftigt habe weiß ich, dass man schon aus Kleinigkeiten viel schließen kann. Was kann eine studierte Mentalistin dann erst herausfinden? Pauline kommt bei den Apollo-Treffen wahrscheinlich in den Raum und verteilt erstmal überall Diagnosen – da muss man verdammt aufpassen was man sagt und wie man sich benimmt, sonst hat man gleich ein „Mutter-Problem“, ist ein „Narzist“ oder sollte aus irgendwelchen anderen Gründen auf die Couch. Eine Psychologin sollte man nicht verärgern, sonst hast du einmal an der falschen Stelle gelacht – und schon heißt es: „Leute, Simon ist ein Psychopath!!“
Außerdem hatte ich Psychologie mehrere Jahre in der Schule und was mir im Kopf blieb: Als Freud-Verehrer schreckt man nicht vor brutalen Experimenten zurück. Solange der Versuchsaufbau stimmt, ist alles erlaubt. So wurden im Stanford-Prison-Experiment von der Straße aufgegabelte Probanden in „Wärter“ und „Gefangene“ eingeteilt und ins „Gefängnis“ gesteckt. Während des Unterrichts dachte ich: Wird schon schiefgegangen sein. Leider war das Gegenteil der Fall. Irgendwie hat man es geschafft, das Experiment so aufzubauen, dass sich alle gegenseitig fertigmachten. Kein Wunder: Die „Wärter“ blieben durch Sonnenbrillen und Einheitskleidung anonym. „Gefangene“ hatten nur Krankenhaus-Oberteile an, die Zellen waren viel zu kein. Drakonische Maßregelungen durch die Wärter, Aufstände der Gefangenen und so weiter waren an der Tagesordnung.
Auch das Milgram-Experiment – in dem Menschen viel zu hohe Stromschläge verpasst wurden – ist erschreckend. Ob Pauline regelmäßig mit einem Taser durch die S-Bahn geht, um Fahrgäste auf Schockempfindlichkeit zu testen? Ich hoffe nicht. Aber wenn wir schon im Unterricht mit solchen „Versuchen“ konfrontiert wurden, wie ist das erst im Studium? Als Jurist muss man auswendig lernen, aber keinem eine Pille unters Essen mischen und gucken, was passiert.
Lieber Staatsexamen als Versuchsperson
Ein guter Bekannter von mir studiert auch Psychologie und er muss regelmäßig in mehrtägige „Blockseminare“ zu irgendwelchen verrückten Themen. Ein Blockseminar über „Strafrecht – Besonderer Teil: Vermögensdelikte“? Gibt’s Gott sei Dank nicht. Ich bräuchte danach ein Anti-Aggressions-Training. Außerdem müssen wir uns weder als Versuchspersonen zur Verfügung stellen, noch Bachelor- und Masterarbeit schreiben, auch wenn die Examina „hard work“ sind. Als Juristen können wir aber wenigstens dafür sorgen, dass bei einem „Autounfall-Experiment“ für Paulines Promotion niemand verklagt werden kann. Und als Notar braucht man bei einer Testamentsverfügung höchstens etwas Trost, während man als praktizierende Psychologin bekanntlich selbst eine Therapie anfangen muss. Obwohl auch ein Soja Latte ein wirksames Gegenmittel gegen Trauma-Storys aus dem Görli oder das schlechte Gewissen vom letzten Experiment sein dürfte.
😂 Herrlich!
Da fällt die Wahl schwer…
Wenn ich hier über Psychologen und Juristen lese, lob ich mir doch die Informatiker: ein bisschen asozial, aber dafür ist es ehrliche Arbeit! 😉