Italien wählt das „weiter-so“ ab

Von Jonas Kürsch | Die Wahlkabinen in Italien sind geschlossen und inzwischen steht ein erstes  Zwischenergebnis fest: der konservative Block liegt aller Voraussicht nach mit deutlichem  Abstand vor der linken Allianz. Das italienische Medienportal „La Repubblica“ berichtet,  dass Giorgia Meloni’s erzkonservative Fratelli D’Italia (dt. Brüder Italiens) die Wahl mit  26,2% haushoch gewonnen haben. Deutlich abgeschlagen liegt die Partito Democratico  (dt. Demokratische Partei) mit gerade einmal 19% auf dem zweiten Platz. In Umfragen  wurde die Partei noch bei weit über 20% eingeschätzt. 

Der wirtschaftsliberal-konservative Block aus Meloni’s Fratelli D’Italia, Mateo Salvini’s  Lega, Silvio Berlusconi’s Forza Italia und der moderaten Sammelbewegung „Noi  Moderati“ wird daher mit großer Wahrscheinlichkeit sowohl im Senat, als auch in der  Abgeordnetenkammer eine regierungsfähige Mehrheit abbilden. Das bestehende linke  Bündnis aus der Satirepartei Movimiento 5 stelle und die Partito Democratico verblieb  weit abgeschlagen hinter den Konservativen.  

Der Wind dreht sich in Europa  

Nach dem massiven Wahlerfolg des konservativen Blocks in Schweden und der Wahl  einer kapitalistischen Premierministerin in Großbritannien, hat sich nun auch das  italienische Volk für eine Richtungsänderung in der Politik entschieden. Maßgeblich  entscheidend waren vor allem die paternalistische Bevormundung des Landes durch die  Europäischen Union sowie die wirtschaftsfeindliche Lockdownpolitik der  Vorgängerregierungen. Auch die Einführung des „Covid-Green-Pass“ und einer  wahnwitzigen, partiellen Impfpflicht hatten schon im Vorjahr in Italien zu großen Protesten  geführt, die besonders durch Giorgia Meloni als de facto Oppositionsführerin unterstützt  wurden. Auch die katastrophale Situation an den Stränden Italiens, die durch die  Flüchtlingskrise ausgelöst wurde, gab Meloni einen großen Popularitätsaufschwung. 

Vor einigen Stunden gab die Parteivorsitzende eine erste Pressekonferenz zum  Wahlausgang ab. Sie erklärte, dass die Projektionen zwar noch recht volatil seien, durch  die Wahl aber klar geworden sei, dass das italienische Volk sich für einen  Regierungswechsel mit Fratelli D’Italia an der Spitze entschieden habe. Die deutsche  Presse warnt schon jetzt vor den gefährlichen Plänen der „ultrarechten“ Parteienallianz,  die vor allem mit einer liberaleren Finanz- und Wirtschaftspolitik geworben haben.

Von der Leyen steht unter Kritik  

Im Rahmen der Wahl sorgte vor allem ein Statement der europäischen  Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen (CDU) für große Unruhe. Während einer  Veranstaltung an der amerikanischen Princeton University erklärte Von der Leyen mit  Hinblick auf die italienischen Parlamentswahlen und den möglichen Sieg des  konservativen Parteinblocks: „Wenn sich die Dinge in eine schwierige Richtung  entwickeln (…), dann verfügen wir über Instrumente.“ Damit bezog sich die Präsidentin  vor allem auf die Möglichkeit schwerwiegender Sanktionsmaßnahmen seitens der  Europäischen Union, wie sie im Moment auch gegenüber Polen und Ungarn angewandt  werden. Oder möchte Von der Leyen die Wahl „rückgängig machen“, wie es  Altbundeskanzlerin Angela Merkel vor einigen Jahren in Thüringen nach der Wahl von  Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten gefordert hatte? 

Besonders aus der italienischen Politik wurde diese Formulierung stark kritisiert. Von der  Leyen wird nun die öffentliche Einmischung in den demokratischen Wahlprozess und  damit eine klare Überschreitung ihrer Kompetenzen vorgeworfen. Der italienische  Oppositionspolitiker und frühere Innenminister Mateo Salvini (Lega) warf der  Kommissionspräsidentin eine „beschämende Arroganz“ vor und forderte ihren Rücktritt.