Israel-Hass in Katar: „Verschwindet von hier, so schnell es geht!“

Von Simon Ben Schumann | „Free Palestine“ steht auf der riesigen Palästina-Flagge, die das Publikum hochhält. Marokkanische Fans lassen den langen Stofffetzen übers Publikum ziehen, während ihre Mannschaft gegen die Elfenbeinküste spielt. Es sollte nicht das letzte Mal sein: Auch am 26. November halten tunesische Fans beim Spiel gegen Australien dieselbe Flagge zu dutzenden gemeinsam in die Luft.
Nicht jeder, der diese Flagge hochgehalten hat, muss Antisemit sein. Aber eines ist klar: „Free Palestine“ heißt für viele „No Israel“. Schließlich sind die meisten palästinensischen Autoritäten der Meinung, Israel sei besetztes Gebiet. Nicht nur das Westjordanland, sondern auch alles westlich davon, wollen sie „befreien“.
Doch das „Flagraising“ ist noch das Harmloseste. Der israelische Journalist Raz Shechnik gibt sich mittlerweile als Ecuadorianer aus. Am 26. November twitterte er ein Video über rassistische Anfeindungen auf der Straße. „There’s nothing called Israel, it’s just Palestine“, sagen lachende muslimische Frauen in die Kamera. Zuvor hatte er sich als Israeli zu erkennen gegeben. Ein Mann, der eine Palästina-Fahne schwenkt, antwortet auf „We’re all human“ grinsend: „No, you’re not.“ Der Journalist twittert: „Wir fühlen uns hier gehasst, nicht willkommen, umgeben von Feinden.“ Weiter schreibt er: „Was hat uns der erste Katarer gesagt, dem wir erzählt haben, dass wir aus Israel sind? ´Ich würde Euch ja herzlich willkommen heißen. Aber Ihr seid nicht willkommen. Verschwindet von hier, so schnell es geht!‘ […] Am Anfang haben wir noch die Hand ausgestreckt, uns als Israelis zu erkennen gegeben. Aber als wir gesehen haben, dass das immer zu schweren Auseinandersetzungen mit schlimmen Beleidigungen geführt hat, haben wir damit aufgehört.“
Shechnik ist nicht allein. Sein Kollege Moav Vardi vom Sender Kan 11 wurde am Samstag, den 26. November, von einem Katarer vor der Kamera attackiert. „Es heißt Palästina, Israel gibt es nicht. Geh bitte. Du bist hier nicht willkommen. Das ist Katar, das ist unser Land – du bist hier nicht willkommen. Es gibt nur Palästina. Es gibt kein Israel.“ Der Sender Kan bittet seine Reporter in Katar jetzt, das Sender-Logo von den Mikrofonen zu nehmen.
Es sind Bilder, die erschrecken können. In der absoluten Monarchie Katar ist das Treten der Würde von Menschen an der Tagesordnung – z. B. die der Bauarbeiter, die für die WM schufteten und starben. Und – wie so oft in der Geschichte – leider auch das Treten der Würde von Juden und Israelis.
Ein Bisschen „One Love“ zum Schluss
Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten. Die „One-Love-Binde“ führte international zu einer Menge Streit. Wie Liebe wirklich funktionieren kann, zeigt dieser Fall: Der israelische Journalist Uri Levy trug nach dem Iran-Wales Spiel, das der Iran 2:0 gewann, die iranischen Nationalfarben. Dafür trugen ihn die iranischen Fans auf ihren Schultern – trotz seines Mikros mit hebräischer Schrift. Fast wie bei einem jüdischen Geburtstag.
Vielleicht eine naive Annahme, aber: So kann Völkerverständigung gehen. Regierungen ignorieren und den unmittelbaren Mitmenschen in den Vordergrund stellen.
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