Hier baut China Internierungslager – exklusive Satellitenbilder-Zusammenstellung

Verlauf des Aufbaus eines Internierungslagers in Shufu, Xinjiang, China (Bilder: Google Earth)

Von Sebastian Thormann | In den letzten Jahren hat die kommunistische Partei Chinas ein massives Unterdrückungssystem für die Minderheit der Uiguren in der automonen Region Xinjiang aufgebaut. Es tauchen immer mehr Informationen über die Verfolgung der ethnischen Minderheit auf. Detaillierte Schilderungen der High-Tech-Überwachung, mit zwangsinstallierten Tracking-Apps und Gesichtskontrollen, Videos von Deportationen und Berichten von Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen führen dazu, dass Beobachter von einem “demographischen Genozid” sprechen.

Zu den Repressalien gehört auch die massenweise Internierung einer wachsenden Zahl an Uiguren in Lager, die euphemistisch als “Konzentrierte Bildungs- und Trainingsstätten” bezeichnet werden. Auf Basis der Standortdaten einiger dieser Lager (u.a. von hier), hat Apollo News nun  Satellitenbilder der letzten Jahre zusammengestellt, die ein Bild von Aufbau und Ausmaß dieses Systems der Internierungslager zeigen:

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Aufbau eines Internierungslagers in Kaxgar, Xinjiang, China (Bilder: Google Earth)

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Internierungslager in Dabancheng, Xinjiang, China im Größenvergleich mit einem Ausschnitt von Berlin (Bilder: Google Earth)

Wie zu erkennen ist, wurden die meisten Lager innerhalb der letzten 3-4 Jahre errichtet. Das chinesische Regime demonstriert, dass es fähig und bereit ist, diese innerhalb kürzester Zeit, teilweise in weniger als 6 Monaten, zu bauen.

Bau eines Internierungslagers in Makit, Xinjiang, China innerhalb von 5 Monaten

Die Hafteinrichtungen werden nicht nur innerhalb kürzester Zeit gebaut, sondern auch in großem Stil. Zehntausende Gefangene können in diesen Lagern untergebracht werden.

Eine der gigantischtesten Anlagen ist das Internierungslager in Dabancheng, das innerhalb der letzten Jahren gebaut wurde. Die Mauern haben in der länglichen Richtung eine Gesamtlänge von 1,62 km. Hier ein Größenvergleich mit einem Ausschnitt von Berlin rund um die Siegessäule, beides im gleichen Maßstab:

Internierungslager in Dabancheng, Xinjiang, China im Größenvergleich mit einem Ausschnitt von Berlin
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Bau des Internierungslagers in Dabancheng, Xinjiang, China (Bilder: Google Earth)

Trotzdem beteuert die kommunistische Führung des Landes immer wieder es handele sich lediglich um “Berufs- und Ausbildungszentren”. Aber sieht so ein Ort zur Weiterbildung aus?

Internierungslager in Saybag, Xinjiang, China mit Beschriftung (Bilder: Google Earth)

Bereits 2019 wurden interne Regierungsdokumente des chinesischen Regimes geleakt. Die Dokumente wurden u.a. von der New York Times veröffentlicht. Darin wird beschrieben, wie man z.B. mit Studenten mit internierten Eltern umgeht und ihnen die Situation erklärt. Die Texte sprechen für sich selbst, ein Auszug:

Auf die Frage der entsprechenden Personen “Haben sie (die Eltern) ein Verbrechen begangen? Werden sie verurteilt?” wird z.B. folgende Antwort der Sicherheitkräfte empfohlen:

“Sie haben kein Verbrechen begangen und werden nicht verurteilt. Es ist nur so, dass ihr Denken durch ungesunde Gedanken infiziert wurde und wenn sie nicht schnell Bildung und Korrektur erhalten, werden sie zu einer großen aktiven Bedrohung für die Gesellschaft und Ihre Familie. Es ist sehr schwer, Viren in kurzer Zeit vollständig auszurotten. Es muss wie eine Entgiftung für Drogenabhängige behandelt werden. Sie müssen einige Zeit in einem Entgiftungszentrum behandelt werden, bevor die Geißel der Sucht vollständig besiegt wird. Gegenwärtig kann nur eine aktive Aus- und Weiterbildung diesen ‚bösartigen Tumor‘ in ihrem Denken gründlich beseitigen, und nur mit gesundem Denken können Sie eine glückliche Familie haben. Ich bin sicher, dass Sie sie unterstützen werden, denn dies ist zu ihrem eigenen Besten und auch zu Ihrem eigenen Wohl. Freiheit ist nur möglich, wenn dieses „Virus“ in ihrem Denken ausgerottet ist und sie bei guter Gesundheit sind.”

Und trotz all dem was bekannt ist, gibt es immer noch Politiker, wie etwa den Staatsminister im Auswärtigen Amt Niels Annen (SPD), die vor einer vermeintlichen Dämonisierung Chinas warnen. Vor diesen Verhältnissen darf die Welt nicht länger die Augen verschließen. 

Sebastian Thormann (20) ist Ressortleiter Außenpolitik von Apollo News.

5 Antworten

  1. moneypenny sagt:

    Ja! Danke für jeden Artikel über China, das Thema ist absolut unterbelichtet in Europa!

    Kennen Sie „China 2049“ von Martin Winter? Trotz einer Menge Unsinns (bes. bzgl. „Kapitalismus“ und Trumps) und eines literarisch missglückten Dystopie-Kapitels – absolute Leseempfehlung!

  2. Lilimoon sagt:

    Zum Thema China insgesamt sehr interessant – „Die lautlose Eroberung: Wie China westliche Demokratien unterwandert und die Welt neu ordnet“ von Clive Hamilton und Mareike Ohlberg

  3. Abid Hussain sagt:

    Apollo ist das, was die Bild-Zeitung mal war: freiheitlich, transatlantisch, antikommunistisch.

  4. Raubtierkapitalist sagt:

    Die AfD relativiert die Sache zu einer „forcierten Integration der Uiguren in die chinesische Moderne“ …

    https://www.afdbundestag.de/hartwig-zusammenarbeit-mit-china-im-beidseitigen-interesse-statt-eines-neuen-kalten-krieges/