Heizung runter, Warmwasser weg: Deutschlands Pleite-Unis

Von Sven Verst | Zwei Jahre lang durften Studenten in Deutschland entweder gar nicht oder nur unter schweren Einschränkungen in Präsenzveranstaltungen. Zwar ist die Zeit der Lockdowns – klopf auf Holz – endlich vorbei, doch schon kommt die nächste Krise um die Ecke, die Energiekrise. Teils fremdverschuldet durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch hausgemacht durch eine fehlgeleitete Energiepolitik. Bereits unter der rot-grünen Regierung von Gerhard Schröder fing man an funktionsfähige Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen, potenziert durch 16 Jahre Angela Merkel und die derzeitige Vollidiotisierung jeglicher Politik durch die Ampel, sind Energiepreise in den letzten Jahren zusammen mit CO2-Emissionen in der Energieerzeugung rasant gestiegen.
Um Energie zu sparen, kündigen die Universitäten auch in dieser Krise Maßnahmen an. An der Universität Passau werden für den Winter virtuelle Vorlesungen nicht ausgeschlossen, die Ruhr-Universität Bochum verlängert ihre Winterpause. Ganz bizarr wird es seit der zweiten Energiesparverordnung der Bundesregierung. In öffentlichen Gebäuden, dazu zählen auch Universitäten, darf nur noch bis maximal 19°C geheizt werden. Flure und Treppenhäuser werden oft gar nicht mehr beheizt. An der Universität Bielefeld geht man sogar so weit, das Warmwasser abzuschalten. Nach Humor ist da niemandem, doch die Universität Kassel versucht es trotzdem mit Energie-Aktionstagen. Dort können beim „Knit-In“ Schals und Socken gestrickt werden, mit Fahrrädern Akkus aufgeladen werden – und durch kollektive Körperwärme werden Heizungen ersetzt.
Energie ist teuer und es fehlt an Geld, um die Studenten nicht in der Kälte sitzen zu lassen. Dabei wird die öffentliche Hochschulbildung wird bereits großzügig vom Steuerzahler alimentiert – dafür nimmt man der arbeitenden Bevölkerung gerne mal bis zu 50 Prozent des Einkommens ab. Deutschland leistet sich eine teure kostenlose Hochschulbildung. Abgesehen vom Sozial- und Studierendenschaftsbeitrag, welcher für linken AStA-Aktivismus gebraucht wird, ist das Studium also kostenlos. Eine große Errungenschaft für die Einen, eine absehbare Katastrophe für Andere.Doch wie viel kostet ein durchschnittlicher Student den Steuerzahler pro Jahr? Im Jahr 2013 kam man auf satte 10.790€, mit Abweichungen abhängig von Studienrichtung. An die Inflation angepasst machen das heute 12.123€ pro Student, pro Jahr. In den letzten Jahrzehnten gab es jedoch nicht nur eine Preisinflation, sondern auch eine Inflation der Studentenzahl. Heute studieren beinahe drei Millionen Menschen in Deutschland. Im Wintersemester 2007/08 waren es noch rund eine Million weniger. Die Tendenz ist auch hier – wie bei der Inflation – steigend. Kein Wunder also, dass nicht genug Geld zum Heizen vorhanden ist. Doch Studieren darf nichts kosten und sollte am besten jeder, so lautet das Mantra des Zeitgeistes. Immer mehr wird und kann studiert werden, zeitgleich steigt der Fachkräftemangel.
Um diesen zu bekämpfen, wirbt man gerne aus dem Ausland an. So wird auch Deutschland bei internationalen Studenten immer beliebter. Eine kostenlose Hochschulbildung auf hohem Niveau erhält man sonst nirgendwo. Mittlerweile kommt ungefähr jeder achte Student aus dem Ausland. Damit erhoffen sich Landes- und Bundesregierungen die Fachkräftelücke zu schließen. Eine Garantie, dass ausländische Studenten in Deutschland bleiben, gibt es allerdings nicht. Nach dem Sinn dieser Politik lässt sich also lange suchen.
Es wird höchste Zeit Lösungen zu finden. Kurzfristige Einschränkungen des Lehrbetriebs, geringere Raumtemperaturen oder das Abschalten von Warmwasser bringen uns vielleicht durch den Winter, doch im nächsten Jahr stehen wir vor demselben Problem. Letztendlich muss nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine Sinnfrage gestellt werden. Allein die Finanzierung des Studiums für internationale Studenten in diesem Wintersemester kosten den deutschen Steuerzahler knapp über 2 Milliarden Euro.