Geschlechtsumwandlung als Teenager: Keira Bell verklagt den NHS

Von Max Roland | Mit 15 Jahren war Keira Bell überzeugt: Sie ist in Wirklichkeit ein Junge. Die Britin ging daher zum Tavistock Centre in London und begann den Prozess der Geschlechtsumwandlung. Nun, acht Jahre später, will sie dies rückgängig machen – und zieht vor Gericht.
Der britische National Health Service (NHS) sagt, dass junge Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung (gender dysphoria) Beratung und Unterstützung erhalten, damit die Geschlechtsumwandlung in „sicherer und angemessener Art und Weise“ ablaufe. Kira Bell widerspricht: Nach „ungefähr drei Terminen“ habe die damals 15-Jährige bereits Hormonblocker verabreicht bekommen. Man hätte sie nicht einfach in ihrer angeblichen Geschlechtsidentität bestätigen sollen. Die Verantwortlichen hätten die „Verwirrung“, die Teenager in diesen Fragen erleben, stärker berücksichtigen müssen. Bell und ihr Anwalt argumentieren vor Gericht, das Vorgehen der Ärzte sei unrechtmäßig gewesen, da Minderjährige keine informierte Zustimmung in solchen Fragen geben könnten. Außerdem seien die möglichen Risiken der Behandlung nicht vernünftig erklärt worden. Sie habe sich „gefangen und allein“ gefühlt und sei auf einen falschen Weg gebracht worden.
Mit ihrer Klage vor Gericht hofft Bell, die ihre auch operative Geschlechtsumwandlung zum Mann nun Rückgängig machen will, das System zu verändern. Der Fall zeigt, dass das Thema Transsexualität deutlich komplexer ist, als es oft dargestellt wird. Der NHS und die Verantwortlichen sagen nur, junge Leute hätten das Recht, informierte Entscheidungen zu Geschlechtsumwandlungen zu treffen. Aber soll ein Teenager, der nichtmal die Entscheidung treffen darf, ein Bier zu trinken, sich schwerwiegenden Operationen unterziehen können? Die Geschichte von Keira Bell scheint ein Beispiel dafür zu sein, was im System – und in der Debatte über das Thema – falsch läuft.