Gender-Sprache und das Umschreiben von Kinderbüchern: Ideologieprojekte um unser Denken zu verändern
Von Jonas Aston | Die Sprache ist das Machtinstrument der Mächtigen. Das Ziel von Sprachveränderungen und Sprachdiktionen ist es stets das Denken der Beherrschten zu verändern.
Besonders geschichtsvergessen ist die politisch korrekte Umschreibung von Kinderbüchern. So wurde zum Beispiel Ottfried Preußlers „Die kleine Hexe“ weitgehend verändert. Begriffe wie „Chinesinnen“, „Neger“ oder „Türken“ sollten getilgt werden. Der Verleger Klaus Willberg erklärte, er wolle nur „veraltete und politisch nicht mehr korrekte Begriffe“ verbannen. Aber es gibt keine logische Grenze, die es verbieten würde, Gemälde von Rembrandt oder Picasso zu übermalen. Die Debatte über die Neuverfilmung von Winnetou geht in dieselbe Richtung. Es ist nicht erlaubt, Filme zu drehen, in denen amerikanische Ureinwohner überhaupt vorkommen. Das sei gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, so die Kritiker. Solche Eingriffe sind de facto Eingriffe in das geistige Eigentum der Künstler. Der Zweck kann nur die Umformung von Kindern sein, die die Welt nicht so sehen sollen, wie sie ist, war oder zumindest wie der Künstler sie gesehen hat.
All jene, die die Gender-Sprache in der Gesellschaft etablieren wollen, wollen auch einfach die Realität leugnen. Sie leugnen zwei Tatsachen: Erstens, dass die Menschen überwiegend als Männer und Frauen geboren werden; zweitens ignorieren sie die Grammatik und die historische Entwicklung unserer Sprache. In fast allen Sprachen sind die Wörter einem Geschlecht zugeordnet (er, sie oder es). Ob die geschlechtergerechte Umpolung der Sprache gelingt, bleibt eine offene Frage.
Auf der einen Seite ist eine klare Mehrheit dagegen. Auf der anderen Seite setzt sich eine deutliche Minderheit ganz entschieden für die Gendersprache ein – vor allem an den Universitäten. Hier begann auch die Entwicklung des Hochdeutschen. An den Lebensrealitäten von Frauen oder Transsexuellen wird das aber definitiv nichts ändern. Die türkische Sprache kennt nur das Neutrum. Dennoch ist die rechtliche Stellung von Frauen und Transsexuellen im Westen viel stärker ausgeprägt als in der Türkei. Zwar spiegelt sich in den europäischen Sprachen eine vergangene männliche Dominanz wider. Aber dies findet seinen sprachlichen Ausdruck ganz von selbst, ohne dass sie vom Staat verwaltet werden muss.
So verschwand das Wort „Fräulein“ im Deutschen und das Wort „Miss“ im Englischen. Die logische Folge der Entkopplung von Geschlechtsverkehr und Ehe. Sprache wächst und entwickelt sich organisch von unten. Das hat schlicht damit zu tun, dass sich die Sprache den Tatsachen und der aktuellen Situation anpasst und nicht die Wirklichkeit von der Sprache geschaffen wird. Wann immer versucht wird, die Sprache zu beeinflussen, Wörter zu verbannen und neue zu etablieren, geht es darum, die Gedanken der Beherrschten zu kontrollieren. Denn nur was ausgedrückt werden kann, kann auch gedacht werden.