Exklusiv bei Apollo: Die Kunst des Beachings. Erkenntnisse aus 150 Strand-Studien

Von Larissa Fußer | Deutschland ist mal wieder im Panikmodus. Nach zwei Jahren Corona-Alarmzustand umgeben uns jetzt Preissteigerungen und Blackout-Angst. Für viele Deutsche Grund genug, dem Wahnsinn zu entfliehen und sich in den nächsten Billigflieger in die Sonne zu stürzen – so lange man es sich noch leisten kann. Doch auch ein Strandurlaub ist kein Zuckerschlecken (manchmal ist der Caipirinha an der Beach-Bar irritierend sauer) – das zeigen aktuelle Apollo Recherchen auf den Kanaren. Unsere Redaktion hat exklusiven Zugriff auf ein Dokument der deutschen Extrem-Beacher erhalten, das nun erstmals an die Öffentlichkeit gelangt. Lesen Sie hier exklusiv die Studienergebnisse jahrelanger Beaching-Studien der deutschen Beach-Bezwinger-Gesellschaft:
Exklusiver Report: „How To Beach“ – Wissenschaftliche Erkenntnisse aus 150 randomisierten doppelt-verblindeten Strand-Studien
Seit Fernreisen auch für einkommensschwache Haushalte erschwinglich geworden sind, tummeln sich auf der ganzen Welt sonnenhungrige Strandbesucher aller Couleur und Klassen. Während die Mehrheit der Strandbesucher sich mit grundlegenden Beaching-Methoden à la Handtuch + Sonnenbrille begnügt, hat sich unter den ambitionierten Strandgängern die Kunst des Extrem-Beachings etabliert. Natürlich gewachsen aus dem inhärenten Perfektionsdrang des allgemeinen Beach-Bezwingers, wurden mit den Jahren zahlreiche Methoden entwickelt, die den Strandbesuch nicht zu einem zufällig schönen – sondern zu einem planbar fantastischen Erlebnis machen. Obgleich Extrem-Beaching eine Wissenschaft ist, die sich durch ständige Evaluierung neuer bahnbrechender Innovationen auszeichnet, konnte die deutsche Beach-Bezwinger-Gesellschaft in zahlreichen Studien erstmals den aktuellen Gold-Standard des Beachings ermitteln. In Folge werden die wichtigsten Forschungsergebnisse prägnant zusammengefasst.
1. Das Mitführen eines Windzeltes ist nicht fakultativ, sondern zwingend
Es mag Amateur-Beacher überraschen, doch die Faktenlage ist bestechend: Ein Urlaub ohne Windzelt ist möglich, aber sinnlos. Egal ob leichte Brise oder starker Sturm – ein gutes Windzelt macht aus einer zugigen Angelegenheit verlässlich eine Brutzel-Wonne erster Klasse. Und es gibt noch weitere Vorteile: Einzelfallberichte weisen daraufhin, dass der Anblick von jungen Damen, die im Bikini ein Windzelt aufbauen, zumindest in nordischen Völkern beim männlichen Geschlecht zu Endorphinausschüttungen führt. Aber Achtung: Die Auswahl des Windzeltes ist mit äußerster Besonnenheit zu treffen. Empfohlen werden Zelte mit Stangen, die nicht erst zusammengesteckt werden müssen, sondern durch moderne Kordeltechniken mit einer Zugbewegung an einem Seil aufgestellt werden können. Heringe zur weiteren Befestigung des High-Performer-Windschutzes sind Pflicht.
2. Die Wahl der Kopfbedeckung muss von Umweltfaktoren anhängig gemacht werden
Kaum ein Thema wird von Extrem-Beachern so kontrovers diskutiert wie die Wahl des Kopfschutzes. Während die einen überzeugt davon sind, dass nur ein unbedeckter Kopf eines Extrem-Beachers würdig ist, schwören andere auf Wind- und/oder Sonnenschutz durch Basecaps, Strohhüte und Bandanas. Gerüchten zufolge wurden unter Beaching-Koryphäen sogar vereinzelt gewaltsame Auseinandersetzungen beobachtet: Die deutsche Beach-Bezwinger-Gesellschaft konnte einen Fall bestätigen, bei dem eine Extrem-Beacherin am Strand eine Kombination aus Bandana, Basecap und Sonnenbrille getragen hatte, um gleichermaßen gegen Sonne und Windsausen an den Ohren geschützt zu sein – daraufhin war ihre Kollegin so entrüstet gewesen, dass sie mit der flachen Hand in einer schlagenden Bewegung, die gemeinhin als „Klaps“ bezeichnet wird, den Oberschenkel der Bandana-Trägerin angriff. Um künftig eskalative Auseinandersetzungen wie diese zu vermeiden, empfiehlt unsere Expertenkommission folgende Kopfbedeckungs-Leitlinie: Sobald ein Vertreter des anderen Geschlechts im relevanten Alter in Sichtweite erscheint, sind sämtliche Kopfbedeckungen abzusetzen. Dabei ist darauf zu achten, dass sie nicht in theatralischer Manier dem Haupte entrissen, sondern vielmehr „wie nebenbei“ entfernt werden. Ausnahmen von dieser Regel sind bei besonders windigen Böen oder starkem Sonneneinfall möglich, müssen aber im Plenum der Extrem-Beaching-Gruppe besprochen und entschieden werden.
3. Richtig Sitzen ist nur mit viel Übung und den geeigneten Hilfsmitteln möglich
Beaching-Beginner krümmen sich bis heute in unmenschlichen Positionen auf ihrem Handtuch zusammen, um ein Buch zu lesen oder Nachrichten auf dem Smartphone zu schreiben. Dabei ist unter Extrem-Beachern längst Konsens, dass eine gewisse Körperhaltungs-Awareness Grundlage eines jeden professionellen Beach-Besuchs darstellt. Die Wahl von Hilfsmitteln kann hier hilfreich sein. Zum Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten am Strand empfiehlt sich zum Beispiel ein Kissen, das im hinteren Gesäßbereich platziert wird und so längeres, wirbelsäulenschonendes Sitzen ermöglicht. Fortgeschrittene können auch einen Strandstuhl einsetzen – hier ist jedoch Vorsicht geboten. Werden Strandstühle von Extrem-Beachern unter 50 Jahren verwendet, darf dies nur mit einer gleichzeitig demonstrativ dargestellten Gelassenheit erfolgen. Diese als „Coolness“ bekannte Selbstdarstellung ist absolut notwendig, da ohne sie die Strandstuhl-Nutzung von anderen Strandbesuchern schnell als „cringe“ bezeichnet werden könnte. Dies muss unter allen Umständen vermieden werden.
4. Kühltaschen sind kein Luxus, sondern gehören zur Basisausrüstung
Ein wichtiger und über Generationen perfektionierter Teil des Extrem-Beachens ist die Planung der kulinarischen Strandversorgung. Zu diesem Zweck hat sich international die Methode „Kühltasche“ durchgesetzt. Nur durch diese innovative Möglichkeit der Speiselagerung können besonders Fleischwaren und Süßigkeiten problemlos auch nach mehreren Stunden Strandaufenthalt verzehrt werden, ohne dass Abstriche in der Konsistenz und Qualität der Produkte in Kauf genommen werden müssen. Wichtig ist hier die Beachtung des Taschendesigns – dem Erfahrungsbericht eines Extrem-Beachers zufolge, birgt zum Beispiel die Auswahl eines Modells in giftgrünen und knallvioletten Farben mit Vogel- und Palmen-Motiven ein eskalatives Konfliktpotential. Wie das langjährige Mitglied der Beach-Bezwinger-Gesellschaft berichtete, wurde seine Auswahl von anderen Beaching-Kollegen als „voll hässlich“ und „peinlich“ bezeichnet. Wer diese Vorwürfe nicht mit absoluter Überzeugung von sich weisen kann, sollte also bestenfalls schon beim Kauf der Tasche Rücksicht auf ästhetische Aspekte nehmen.
5. Beaching-Präventionsmaßnahmen sind nicht zu vernachlässigen
Bislang wurde von vielen angehenden, aber auch von vereinzelten fortgeschrittenen Beachern die Beaching-Vorbereitung stiefmütterlich behandelt. Zu Unrecht – wie die Schilderung einer Extrem-Beacher-Gruppe zeigt, die ihren Fall kürzlich bei einer Tagung der Beach-Bezwinger-Gesellschaft vorgestellt hat. Die drei Profi-Strandbesucher hatten sich für die Sommermonate vorgenommen, neue Beaching-Areale zu erkundigen. In langen Recherchen wurden unterschiedliche Beach-Locations abgewogen, Strände und Umgebung über Bilder auf Google Maps analysiert und Flüge und Unterkünfte mit großer Einsatzbereitschaft verglichen. Schließlich fiel die Wahl auf einen kleinen Ort in Griechenland. Motiviert und voll ausgerüstet mit Kopfbedeckungen, Tüchern und Strandkissen stürzten die Extrem-Beacher schließlich an den neuen Strand – und waren schockiert. Der ausgewählte Beach bestand ausschließlich aus großen Kieselsteinen – absolut ungeeignet für die importierte Beach-Ausrüstung der Profi-Beacher. Aufgebracht riefen sie die Google Bilder auf, die sie für ihre Recherche verwendet hatten – dort sah der Kies wie grober weißer Sand aus. Doch als die Beacher dann die Google-Kommentare aufriefen war die Ernüchterung groß – dort hatte Amateur-Strandbesucher eindeutig von den Kiesbedingungen berichtet. Die Extrem-Beacher hatten nun die Folgen ihrer mangelnden Beach-Entäuschungs-Prävention zu tragen.
Ausblick: Extrem-Beaching goes global
Die genannten Erkenntnisse der Beaching-Forschung sind ein großer Fortschritt in der Kunst des Extrem-Beachings. Die deutsche Beach-Bezwinger-Gesellschaft hat es sich daher zum Ziel gemacht, ihr Wissen auch für Amateur-Strandgänger zugänglich zu machen. Besonders möchten wir unser Wissen auch außerhalb der europäischen Grenzen verbreiten – deshalb planen wir Kooperationen mit Thailand und der Dominikanischen Republik. Auf Seminaren sollen Themen wie „Professional Beach-Chairing“ und „Wind Defence“ gemeinsam erarbeitet und geübt werden. Interessenten können sich beim Sekretariat der Beach-Bezwinger-Gesellschaft melden.
Toller Artikel!
Das hätte mit vielen, aussagekräftigen Bildern belegt werden müssen.
Da bekomme ich gleich Fernweh und schwelge in schönen Erinnerungen! Sehr humorvoll und unterhaltsam geschrieben!
Das Wort zum Sonntag! Da krieg ich gleich Fernweh und schwelge in Erinnerung!
Danke für diese messerscharfe Analyse. Und in der Tat: beim Anblick des Durchschnitts-Urlaubers offenbart sich ein Bild des Grauens. Kein Windschutz, kein Sonnenhut, ja nicht einmal einen Sonnenschirm haben diese Strandproleten dabei. Und das Schlimmste ist: manch einer von diesen Jammergestalten scheint es dennoch zu genießen, einfach so in der Sonne zu liegen. Unglaublich … ☀️
Sehr geehrte Damen und Herren der Beach-Bezwinger-Gesellschaft,
vielen Dank für Ihre fundierte Analyse! Führen Sie auch Studien zu Extrem-Beaching älterer Generationen oder sind Ihre Ergebnisse Generalisierung? Ich bitte Sie herzlichste um Übersendung Ihrer Sekretariatsadresse um mich bei zukünftigen Reisen von Ihnen beraten zu lassen. Hochachtungsvoll R.W.
Liebe Rosa Wissmann,
immerhin steht da, dass man sich ab 50 nicht mehr nur ironisch auf einen Klappstuhl setzen darf 😉
Dass mit der Kopfbedeckung, dem Windschutz und der Kühltasche gilt wohl in jedem Alter.
Für Ältere aber eine Herausforderung: IPad o.ä. lesen am Strand, zumal wenn die Schrift so klein ist wie bei Apollo…