Europaweites Verbot 2035 – was wird aus unseren Verbrennungsmotoren?!

Von Simon Ben Schumann | Das Ende des Verbrennungsmotors wurde besiegelt. Am Donnerstag, den 27. Oktober 2022, einigten sich die nicht gewählten Unterhändler der Europäischen Union darauf, dass die „Flottengrenzwerte“ für Fahrzeugemissionen ab 2035 auf „Null“ sinken sollen. Damit wäre es ab diesem Zeitpunkt für Hersteller illegal, Neufahrzeuge mit Diesel- oder Benzinantrieb zu verkaufen.
Die Reaktionen
„Mit diesen Standards schaffen wir Klarheit für die Autoindustrie und regen Innovation und Investitionen für die Hersteller an“, sagte der niederländische Chefunterhändler des EU-Parlaments. Vom grünen Parlamentarier Michael Bloss gab es den Kommentar, es handele sich um „eine Zeitenwende, die den Wohlstand von morgen sichert“. Die Augsburger Allgemeine berichtet ebenfalls von der Reaktion des SPD-Europaabgeordneten Tiemo Wölken. Der Beschluss sei ein gleich „doppelt gutes Signal“.
Kritik gibt es hingegen durchweg von CDU, CSU, und AfD. Von Realitätsferne über zu wenig Kompromissbereitschaft bis Dummheit stehen viele Vorwürfe im Raum. So twitterte die „AfD im EU-Parlament“, dass sich „Grün und Gelb“ nicht einig seien, „wer dem Verbrennungsmotor die rote Karte härter gezeigt hat“. Eine Anspielung auf die Haltung der Freien Demokraten. Sie sprachen sich für die neue Regelung aus – unter einer Bedingung. Mit „E-Fuels“ betriebene Fahrzeuge sollen weiterhin neu zugelassen werden können. Dabei handelt es sich um synthetische Kraftstoffe, also weder Benzin noch
Diesel. Ob die allerdings erlaubt bleiben, zeigt sich erst in Zukunft: Die Entscheidung wurde vertagt.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag, Carina Konrad, äußerte über Twitter: „Sehr gute Nachricht! […] Danke an alle in der @fdp, die dafür die Weichen gestellt haben!!“ Im Wahlprogramm der FDP aus 2021 heißt es eigentlich: „Wir Freie Demokraten sind gegen unverhältnismäßige Verbote in der Mobilität. […] Ein pauschales
Verbot von Verbrennungsmotoren lehnen wir ab.“ Zumindest in Bezug auf Neuwagen weicht man eindeutig davon ab.
Von Sinn und Unsinn
Wie sinnvoll die Regelung ist? Ich würde sagen nicht mal im Ansatz – einige Menschen sehen das jedoch anders: Viele Stimmen aus dem Lager der Klimaaktivisten loben das Verbot oder finden es noch zu lasch. Professor Volker Quaschning, eine der führenden Stimmen des „Klimaretter-Lagers“, sagt auf seinem YouTube-Kanal mit über 60.000 Abonnenten: „Wir werden […] darüber diskutieren, ob das ausreichend ist. Aus meiner Sicht: Nein.“ Was das Klima-Lager meiner Meinung nach vergisst: Auch Strom für E-Autos kommt nicht aus der Steckdose. Selbst wenn ab 2035 alle nur noch E-Autos kaufen oder sich auf Wasserstoff beschränken – eine „emissionsfreie“ Stromversorgung ist mitnichten gesichert.
In Deutschland machen erneuerbare Energien nach Angaben des Umweltbundesamtes ca. 20 Prozent am „Bruttoendenergieverbrauch“ aus. 2016 betrug der Anteil von als „erneuerbar“ geltenden Energiequellen in der EU-weiten Stromerzeugung zusammengefasst ca. 15 Prozent. Wie der Strom 2035 gemacht wird, werden wir sehen – aber vielleicht fährt man dann einfach mit Kohlestrom durch die Stadt, statt mit Benzin.
Doch noch viel wichtiger: Es sollte doch jedem selbst überlassen sein, was für ein Auto er fährt, oder nicht? Ich persönlich habe nicht den Drang, mir von irgendjemandem sagen zu lassen, ob ich elektrisch fahre oder mit Super. Es scheint immer dasselbe Spiel zu sein: Eine „absolute Wahrheit“ wie „die Klimakatastrophe“ wird als Feigenblatt für massive Bürgerrechtsbeschränkungen und Verbote verwendet. „Was ist Wahrheit?“, fragte schon Pontius Pilatus vor Jesus Kreuzigung. Harald Lesch, Luisa Neubauer und Extinction Rebellion haben immer die Antwort parat – verpackt in manchmal brillante, manchmal aus der Irrenanstalt geflüchtete Worthülsen.
Hoffnung?
Das EU-weite Neuzulassungsverbot hat eine Hintertür: 2026 soll die Entscheidung noch einmal überprüft werden. Damit gibt es noch eine kleine Hoffnung für den Verbrennungsmotors – vielleicht sehen die Menschen bis dahin ein, dass es nicht besonders attraktiv ist, nur noch mit dem Eselkarren unterwegs zu sein. Eine Elektro-Autofahrer-Elite finde ich auch nicht besonders erstrebenswert – den Linken dürfte das eigentlich auch nicht gefallen: Wenn sich dank staatlicher Verordnung nur noch reiche Leute erlauben können durch die Straßen zu fahren, hat das mit Chancengleichheit und Gerechtigkeit nicht mehr all zu viel zu tun.
Dass die einst so stolze Auto-Nation Deutschland da mitmacht, ist ein Trauerspiel!