Ein „em“ fühlt sich diskriminiert: Deutsche Bahn auf dem Gender-Gleis

Von Anna Graalfs | Jeder der in Deutschland schon mal mit dem Zug gefahren ist, kennt sie und hasst sie: Die Deutsche Bahn. Eigentlich. Denn konträr zu Zugausfallen und Dauerverspätung haben sie mich in einer Hinsicht positiv überrascht: Bis jetzt wurde ich noch nie bei der DB mit gegenderter Sprache konfrontiert, weder beim Ticketkauf, online oder im direkten Austausch mit Mitarbeitern.
Die Deutsche Bahn ist diskriminierend?
Das soll sich aber künftig ändern. Grund dafür ist eine Klage von René_Rain Hornstein. René möchte, dass man diesen Unterstrich setzt, ich werde in dem Artikel aber der Einfachheit halber einfach René sagen. René Hornstein, eine Person die sich selbst als nicht-binär identifiziert, fühlt sich beim Onlinekauf eines Zugtickets diskriminiert. Der Satz klingt ironisch – aber wir leben im Jahr 2022, es ist leider kein Spaß. Es gibt nämlich nur zwei Anredeoptionen: Mann und Frau. Hornstein, der selbst Diplompsychologe ist, möchte außerdem nicht mit “er” oder “sie” angesprochen werden, sondern mit einem sogenannten selbsterfundenen “Neo-Pronomen”: “em” Em betreffende Substantive, Artikel und Adjektive soll man entweder mit * oder _ gendern. Ich werde hier aber einfach von “René” und mit “er” von “ihm” reden, zwecks Verständlichkeit. Ich glaube, wenn in jedem Satz “em” steht, bekommt man schon beim Lesen Schluckauf.
Jedenfalls ist Réne mit der Klage vor das Oberlandesgericht Frankfurt gezogen. Er forderte 5000 Euro Schmerzensgeld, durch die Geschlechtsdiskriminierung entstehe ein immaterieller Schaden. Bekommen hat Hornstein “nur” einen Fünftel davon, aber er findet das “in Ordnung”. An sich hört sich das doch nicht schlecht an, oder? Anstatt mühsam zu kellnern, habe ich mir dann im Handumdrehen ein paar Große dazuverdient, wenn ich wegen Fehlen von gendergerechter Sprache klage. Nur so als Idee… Außerdem ist die Deutsche Bahn jetzt gezwungen ab Januar 2023 ihren Kunden geschlechtsneutrale Sprache aufzudrücken. Die Bahn reagiert mit anscheinendem Verständnis: Sie seien gerade dabei aktiv ihre Systeme umzustellen und an einer gendergerechten Anspracheoption zu arbeiten. “Diversity” und Wertschätzung seien bei der DB von oberster Priorität. Da verliere auch ich meinen letzten Funken Hoffnung für die Deutsche Bahn.
Mit einem verfestigten Selbstverständnis kann man bis zu 1000 Euro abkassieren!
Die BILD hat beim OLG in Frankfurt nachgefragt, ab wann man denn als “nicht-binär” gilt. Ich meine, irgendeine handfeste, rechtliche Grundlage muss das Gericht doch haben, um dem Kläger rechtzugeben… Oder etwa nicht? Tatsächlich ist es so, dass ein “verfestigtes Selbstverständnis”, was das heißt weiß wohl keiner so genau, reicht, um als nicht-binär anerkannt zu werden. Eingetragen im Pass muss es daher nicht sein. Ich tue mich sehr schwer Hornstein ernst zu nehmen. Und das liegt nicht daran, dass er sich persönlich weder Mann noch Frau zugehörig fühlt — das ist ja seine Sache. Es liegt einfach daran wie lächerlich mir seine Klage erscheint. Wie kann man selbst fordern, dass ganz Deutschland seine Formulare umschreibt, Erwachsene sprechen halb neulernen und Deutsch-Grammatikbücher umgeändert werden (die deutsche Sprache ist ja noch nicht schwer genug für Ausländer) – aber selbst so intolerant sein, dass man sich durch Anredeoptionen beleidigt fühlt und Schweißausbrüche bekommt…?
Ich komme mir dabei zwar ziemlich lächerlich vor, aber an sich habe ich kein großes Problem damit, René so anzusprechen wie er möchte. Trotzdem bin ich der Meinung: Du kannst beim besten Willen Leute nicht zwingen dich so und so anzusprechen – schon gar nicht ein ganzes Land. Das ist wie, wenn ich ab sofort mein Umfeld dazu zwinge “Königin” vor meinen Namen zu setzen, wenn sie mich ansprechen. Wenn ich mich selbst als Königin identifiziere, mag das zwar ziemlich selbstverliebt sein, aber niemand würde mich daran hindern, es ist einfach meine Selbstwahrnehmung. Ein Problem ist es aber, wenn ich auf einmal alle anderen dazu zwinge, mich auch als Königin anzusehen und mich dementsprechend anzusprechen. Was lernen wir also, René? Wenn dich jemand nicht mit Sternchen anspricht, heißt das nicht, er respektiert dich als Person nicht. Und wenn die Deutsche Bahn dich bei der Onlinebuchung nur mit Mann oder Frau anspricht, ist das schon gar nicht ein persönlicher Angriff auf dich René – nein, die große Mehrheit der Bevölkerung sieht sich selbst als Mann oder als Frau, und eben danach hat sich die Deutsche Bahn gerichtet. Bis jetzt…
😂 die Bahn … dieser Viehtransport…. könnte man sagen. Aber das sich etwas Richter nennen darf, das diesen (auch finanziellen) Aufwand veranlasst, ist schon allein ein Grund zum auswandern! …. Irre gehören zu jeder Gesllschaft…. aber wenn sie Richter sind (und bleiben)… danke und tschüss!