Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt – in Zeiten von Corona-, Abstands- und Regelirrsinn

Von Simon Rabold | Meine Apollo-Kollegen staunten nicht schlecht und wurden glaube ich sogar ein bisschen neidisch, als ich berichtete, dass es in Frankfurt am Main noch einen Weihnachtsmarkt „für alle“ gibt. In Bayern, aber auch in Sachsen wurden diese ja untersagt – und noch besser – in Frankfurt galt weder 2, noch 3G auf dem Weihnachtsmarkt. Ob die Bayern aber weiterhin neidisch sein müssen und der Weihnachtsmarkt einen Besuch wert ist, kann jeder nach meinem Bericht selbst entscheiden.
Aufgrund des Hygiene-Konzeptes ist der Weihnachtsmarkt in der ganzen Stadt verteilt, am schönsten ist wohl der Bereich am Römer. Als ich etwa 200 Meter entfernt war, fielen mir allerdings nicht die weihnachtlichen Lichter oder die Weihnachtsmusik auf. Ins Auge stach eine Kolonne von sieben großen Polizeieinsatzwagen. Kurz dachte ich an einen Anschlag oder ähnliches, doch dafür war es zu ruhig. Auf dem Markt angekommen, wurde ich so dann auch sofort von drei Polizisten angesprochen: „Maskenpflicht einhalten!“. Warum man dafür so viele Polizisten braucht, ist mir unerklärlich. Zumal noch neben den Polizeibeamten die gleiche Anzahl an Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma auf dem Markt war, die genau die gleiche Aufgabe hatte, nämlich jeden ansprechen, der keine Maske trug oder dem sie verrutscht war. Sonst schien die Maskenpflicht allerdings niemanden zu stören, so ziemlich jeder hielt sich penibel daran, die meisten sogar sehr vorbildlich mit FFP2-Maske.
Möchte man etwas essen, ist Vorsicht geboten. Ich wollte gerade – etwas abseits vom Geschehen – in meine Currywurst beißen, da wurde ich erneut von drei Polizisten angesprochen. Ich könne nicht einfach hier essen, es gäbe extra „Verzehrbereiche“, da sei Essen und Trinken gestattet. Mir war bis zu diesem Moment noch kein Verzehrbereich aufgefallen, geschweige denn wusste ich, dass es so etwas gab und brauchte. Letztendlich fand ich einen und durfte dann meine Currywurst zwischen einem Dutzend unmaskierten Menschen, dicht an einem Stehtisch gedrängt, verzehren. Ob dies aus epidemiologischer Sicht besser war, wage ich zu bezweifeln.
Danach fing der Abend ja erst richtig an, also galt es, einen Glühwein zu trinken. An dem Glühweinstand war der Zugang besser geregelt, eine Art Türsteher mitsamt Absperrband stand wie vor einem Club vor dem umzäunten Gehege und achtete darauf, dass nicht zu viele Menschen sich dort drin befanden. Dann jedoch wurde ich erneut angesprochen, diesmal aber nicht von drei Polizisten, sondern vom Glühweinverkäufer. Wenn ich mein Pfand noch haben wollte, müsste ich jetzt mein Glas leertrinken und zurückbringen. Ich guckte auf die Uhr. Es war gerade einmal 21 Uhr, doch rundherum wurden die Stände bereits abgebaut. „Tut mir Leid, aber wir müssen jetzt bereits schließen. Corona eben!“, sagte mir der Glühweinverkäufer. Ich exte meinen Glühwein, der Türsteher ließ uns wieder raus und ich fuhr neben sehr vielen Polizeiautos nach Hause. Ach wie schön ist doch die Weihnachtszeit.
Was besonders in dem Bericht auffällt, ist (wie auch sonst zu beobachten) das sich offenbar die Polizisten nicht mehr als Staatsdiener (oder gar „Freund und Helfer“) verstehen und sich so verhalten, sondern offenbar auch in Frankfurt als „Ausbilder Schmidt“. Was in einem Kabarettprogramm ganz lustig sein kann, ist natürlich im echten (Zivil-)Leben vollkommen unangebracht. Ein Polizist hat (wenn er nicht gerade „Gefahr im Verzug“ geltend machen kann) seine Bürgeransprache mit „Guten Tag“ oder „Guten Abend der Herr/die Dame“ zu starten und nicht mit einem bellen, das außerhalb der Kaserne nur Menschen pflegen deren Begrüßungen ansonsten gerne „Ej Mann ej voll ej!“ enthalten. Vor 20 Jahren hätte man solchen Abschaum der sich kaum wie ein Mensch benehmen kann als „Staatsdiener“ aussortiert…. aber offenbar werden die schon auf Lagerverwaltung gedrillt.