Drei Wochen Mallorca – ein wenig Corona-Urlaub

Von Selma Green | Tief atmete ich die frische Meeresluft ein. Ich lag in der Sonne am Strand und genoss den Urlaub – da fiel mir auf, dass ich Corona vollständig vergessen hatte. Drei ganze Wochen meiner Sommerferien durfte ich auf Mallorca verbringen. Abends takelte ich mich endlich wieder auf und schlenderte durch die engen Straßen. Mir gefiel der Anblick von den Spielplätzen, die wieder von Kleinkindern überfüllt waren und den Menschen, die wieder in Massen auf den Straßen unterwegs waren. In Spanien ist Corona genauso wichtig, wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Es gibt noch nicht mal mehr eine Quarantänepflicht.
Und doch fühlte es sich falsch an, wenn ich mich durch eine Menschenmenge quetschte oder die prallvollen Clubs und Bars sah. Ungewollt dachte ich immer daran, wie schnell sich Corona dort wohl ausbreiten würde. Der ganze Corona-Irrsinn hatte sich in meinem Kopf festgesetzt wie eine Zecke im Fleisch.
Ich finde es selber blödsinnig – doch mir fiel auf, dass ich mir nicht mehr sicher bin, wie nah man einer fremden Person eigentlich kommen sollte auf der Straße oder beim Einkaufen. Wenn ich ins Wasser gegangen bin, habe ich immer große Bögen um andere Menschen gemacht. Im Nachhinein hatte ich plötzlich Angst, dass ich einer Person vielleicht viel zu nah gekommen war. Fast wusste ich auch nicht mehr, was ich mit meinem Mund machen soll – sonst war da ja immer eine Maske.
Inzwischen soll es ja Kindergartenkinder geben, die Gesichter nur noch mit Maske malen. Und es gibt offenbar Kinder und Jugendliche, die panische Angst davor haben, ihr Gesicht nicht hinter einer Maske verbergen zu können.
Die Menschen in Spanien bekommen es offenbar ganz gut hin, mit dem Virus zu leben. Wie sie sich dabei fühlen, ob sie auch von solch bescheuerten Gedanken gequält werden – wer weiß.
Jedenfalls interessiert es in Spanien keine Sau, ob man geimpft, genesen oder getestet ist. Ich konnte es zuerst kaum glauben, doch den Infizierten in Spanien ist es tatsächlich erlaubt, sich frei zu bewegen. Den Kranken ist es überlassen, wen sie treffen und wohin sie gehen, solange sie dabei eine Maske tragen. Sie dürfen sogar arbeiten gehen.
Tja, und in Deutschland? Da gurkt man mit einem neuen Entwurf des Infektionsschutzgesetzes herum, das ein Labyrinth aus Corona-Maßnahmen zu sein scheint. Darin sind Hirngespinste festgehalten, die man längst für vergessen hielt – wie Testungen und Maskenpflicht in Schulen von Oktober bis Ostern und die Privilegien von Frischgenesenen und -geimpften, die in Zukunft auf der Tagesordnung stehen sollen. Die Maskenpflicht soll wieder zum Alltag gehören und Geimpfte gelten nur dann als geimpft, wenn sie die Impfung innerhalb der letzten drei Monate erhalten haben.
Auf Mallorca konnte ich endlich mal wieder aufatmen, mich entspannen und mich mehr und mehr von inneren Beschränkungen befreien. Jetzt bin ich gerade mal seit 2 Wochen zurück in Deutschland, und schon steht ein neues Infektionsschutzgesetz auf der Matte.
Mir graut davor, in der Schule wieder eine Maske tragen zu müssen, dass der ganze Irrsinn wieder von vorne beginnt.
Ja, die spinnen – die Germanen. Mallorca war mal fast das 17. Bundesland, heute trifft man dort überwiegend spanische und englische Touristen und Italiener und Franzosen. Die Deutschen bleiben lieber im homeoffice