Die Pleiten der Linken: Was sind die Gründe?
Von MAX ROLAND | Die SPD und Wahlpleiten. Seit 2005 hat die SPD keine Erfolge bei Bundestagswahlen einfahren können. Auch in den Ländern siehts finster aus: Stammland NRW aus der Hand gegeben, in der Hochburg Bremen nur noch knapp bei über 20% und von der CDU bedrängt. Woran liegt das? Warum ist die SPD abgestürzt?
In ihrer eigenen Analyse hat die Partei eine saubere Lösung gefunden: Sigmar Gabriel ist schuld. Aber ganz so einfach ist es wohl nicht.
Einen erfrischenden Gegenentwurf liefert Nils Heisterhagen. In seinem Buch „die liberale Illusion“ nimmt er sich der SPD, aber auch der gesamten Linken in Deutschland an und bringt das, was diese selbst nicht schafft: Eine ehrliche Fehleranalyse. „Mir geht es dabei nicht nur um die Fehler der SPD, sondern um die Fehler der gesamten Linken. Es reicht nicht, nur darüber zu reden, wie schlimm die AfD ist (…) Die Linke muss sich den Problemen stellen, auch denen im Zusammenhang mit Migration und Integration“, sagt der Autor im Interview mit dem „Tagesspiegel“. Er kritisiert einen Moralismus, der einen übertriebenen „Fokus auf Minderheitenrechte und Multikulturalismus“ legt. Dass dieser Fokus die linke Politik bestimmt, habe dafür gesorgt, dass „viele Menschen die Linke zuletzt als weltfremd wahrgenommen haben“.
Viele nehmen die Linken dann wahr, wenn sie darüber reden, ob irgendwelche Gedichte an Häuserwänden sexistisch und rassistisch sind. Sie wirken oft, als hätten sie nur Interesse daran, mit sich und ihrem Weltbild im Reinen zu sein. (…) Sprache allein rettet die Welt nicht.
Heisterhagen erkennt meiner Meinung nach brilliant den Tumor, unter dem die Linken in Deutschland, aber auch Weltweit leiden: Eine Kaste von selbstgerechten, die aus dem Elfenbeinturm herab wirken wollen. Er formuliert das dann so:
Die klassischen Linkswähler bräuchten einen Kandidaten, der nahbar ist und die Interessen der Leute vertritt. „Eine selbstgerechte und postmoderne Bourgeoisie wollen viele nicht wählen. Denn die Wähler wollen nicht nur belehrt werden.
Es mangelt also anscheinend nicht an Leuten, die die wahren Gründe für den Absturz der SPD und der Linken generell erkennen. Ob die Demokraten in den USA, die SPD in Deutschland, die Sozialdemokraten in Italien, in Großbritannien: Überall wählen die Leute die „Gerechten“, die in Wirklichkeit nur selbstgerecht sind, ab. Ob Heisterhagens Buch ein Weckruf sein könnte? Man will es fast hoffen.